Keine Entgegnung mehr zu den physiologischen Spekulationen, die ich nach wie vor für unlogisch halte. Zur ausführlichen Darstellung meiner Argumentation über das schon weiter oben Gesagte hinaus (das eingentlich genügen müßte) benötigte ich soviel Zeit, wie ich momentan aus beruflichen Gründen nicht erübrigen kann. Deshalb nur ein Kommentar zum letzten Absatz und damit wieder mehr zum Ausgangspunkt der gesamten Diskussion:
Wunschdenken muß man nicht unterstellen, obwohl es auch eine Rolle spielen könnte, aber der Verdacht ist groß, daß andere Einflüsse das Ergebnis beeinfluß haben. Um klarzumachen, was ich meine, ein kleiner Vorspann:
Ein Biologieprofesser führt seinen Studenten einen dressierten Floh vor. Er setzt ihn auf die nach oben gerichtete Handfläche des nach vorn rechts ausgestreckten Arms, hält den linken Arm symmetrisch dazu mit gleichfalls nach oben gerichteter Handfläche nach links vorn und ruft „Floh, hüpf!“. Der Floh springt von der rechten zur linken Handfläche. Dann ruft er wieder „Floh. hüpf!“, und der Floh springt zurück zur rechten Handfläche. Das Spiel wiederholt er mehrmals. Dann reißt er dem Floh die Hinterbeine aus und ruft wieder „Floh, hüpf!“, aber der Floh rührt sich nicht. Nach einer kurzen Pause sagt der Professor zu seinen Studenten „Damit ist bewiesen, daß Flöhe das Gehör in den Hinterbeinen haben“.
Die Ergebnisse des/der Tests mit den zwei Ferngläsern gleicher Vergrößerung, aber verschieden großen scheinbaren Sehwinkels könnte auf einem ähnlichen Irrtum beruhen: Die Ursache einer möglicherweise nicht auf Einbildung, Wunschdenken oder Irrtum beruhenden Feststellung, daß das Ferglas mit dem größeren Sehfeld in der Bildmitte mehr Details erkennen lasse, könnte eine ganz andere als das vergrößerte Sehfeld sein. War denn sichergestellt, daß die beiden Ferngläser in allen anderen Eigenschaften wirklich identisch sind? Ich vermute, daß es nicht der Fall war. Auch Ferngläser derselben Marke reichen nicht (man denke nur an das Sammelsurium von Schrott und Höchstleitung im Nikon-Sortiment).
Man könnte aber solche Voraussetzung relativ leicht schaffen, wie ich schon in einem meiner vorherigen Beiträge angedeutet hatte, nämlich durch Verwendung wirklich identischer Ferngläser mit großem scheinbaren Sehwinkel, die sicherheitshalber zuvor auf wirkliche Übereinstimmung überprüft wurden, da ja auch Serienstreuung, vorherige ungleiche mechanische Belastungen, Sturz usw. die Abbildungsgüte beider Gläser beeinflussen können. Wenn dann also sichergestellt ist, daß wirklich beide Gläser Bilder identischer Güte liefern, müßte bei einem der beiden der Sehwinkel durch Einsetzen einer kleineren Sehfeldblende vermindert werden, z.B. von 65° auf nur 50°. Wenn ferner sichergestellt ist, daß bei diesem Eingriff ins Gerät nichts geschehen ist, was die optische Qualität herabgesetzt haben könnte (z.B. eine Dejustage durch Verkippung einer Linse oder des gesamten Okulars), dann könnte man mit diesen zwei Ferngläsern die nächtliche Beobachtung durchführen. Und dann müßte man den Test nicht nur mit der Person durchführen, die weiß, was man bei diesem Test herausfinden will und die vielleicht hofft, eine bestimmte Erwartung bestätigt oder widerlegt zu finden, sondern es müßten mehrere Testpersonen eingesetzt werden, die – ohne zu wissen, welches Kriterium eigentlich auf dem Prüfstand steht – verschiedene Fragen beantworten müssen, unter denen auch die nach der besseren Detailauflösung im Bereich der Bildmitte versteckt ist. Nur so ein Vorgehen im „Blindtest“ mit ausreichender Zahl von Probanden ist wirklich aussagekräftlich und entspricht wissenschaftlichem Standard. Ein auf dem Gebiet der Nanotechnologie international forschender und anerkannter promovierter Naturwissenschaftler sollte das eigentlich wissen.
Solange ein solcher Test nicht durchgeführt worden ist, kann man seriös nur die Frage stellen, OB es so sei, nicht aber die Feststellung treffen, DASS es so sei. Nach allem, was ich über die Physiologie der visuellen Wahrnehmung weiß, liegt es näher, daß im Gegenteil eine leichte Einengung des Sehfeldes die bessere Wahrnehmung von Bilddetails im Zentrum des Sehfeldes fördert, solange noch genügend Umfeld für den „Kontext“ zum beobachteten Objekt vorhanden ist.
Walter E. Schön
PS.: Auf eventuell folgende Entgegnungen kann ich frühestens etwa nach dem 3.10. antworten. Mein vorübergehendes Schweigen ist beruflich bedingt. Ich habe in der letzten Woche vor der Photokina noch sehr viel zu tun und werde dann acht Tage in Köln und danach noch einige weitere Tage mit „Aufräumungsarbeiten“ beschäftigt sein.