Bleiben wir beim eingangs genannten Beispiel einer Waldlichtung mit etwas Mondlicht und denken wir uns dort ein Reh, das wir aus 100 m Entfernung beobachten wollen. Nehmen wir ferner zwei Ferngläser 8x50 mit identischen Eigenschaften bis auf die Sehfeldgröße (man könnte also zwei gleiche Frengläser nehmen und bei einem eine kleinere Feldblende einbauen), die bei dem einen Exemplar einem scheinbaren Sehwinkel von 50° und beim anderen einem solchen von 60° entspricht. Wenn wir ferner zum leichteren Rechnen annehmen, daß die Ferngläser verzeichnungsfrei sind (oder die Verzeichnung ignorieren), dann haben die Ferngläser auf die oben angegebene Distanz von 50 m folgende Sehfeldgröße:
Fernglas 8x50 mit 50° zeigt auf 100 m Entfernung ein Sehfeld von 11,66 m
Fernglas 8x50 mit 60° zeigt auf 100 m Entfernung ein Sehfeld von 14,43 m
Da ich kein Jäger bin, weiß ich nicht auf den Zentimeter genau, wie groß ein durchschnittliches Reh ist. Ich denke aber, daß wir mit einer Größenodnung von 2 m Länge (wenn wir das Reh größtmöglich von der Seite sehen) nicht übertreiben, sondern annähernd richtig liegen. Unsere beiden Ferngläser verhalten sich dann so
Fernglas 8x80 mit 50° zeigt links und rechts von Reh je 4,83 m
Fernglas 8x50 mit 60° zeigt links und rechts vom Reh je 6,22 m
Und nun soll ich glauben, daß ich mit dem zweiten Fernglas das Reh besser sehen kann, weil ich links und rechts im Abstand von mehr als 4,83 m noch etwas (am Rand des Sehfeldes) erkenne, was ich im anderen Fernglas nicht sehen kann?
Diese Logik auf einen Stadtplan angewündet würde lauten:
Wenn ich einen Stadtplan von München habe, der mir wegen eines ziemlich kleinen Maßstabes in der Innenstadt ums Rathaus herum zu wenige Details zeigt, dann sollte ich mir besser einen anderen Stadtplan kaufen, der bei gleichem Maßstab auch noch die Vororte Ismaning, Vaterstetten und Ottobrunn im Osten und Gröbenzell, Germering und Gauting im Westen zeigt. Ehrlich gesagt: das halte ich für ziemlichen Unsinn.
Walter E. Schön