Lieber Herr Müllers,
Ausgangspunkt war ja die Frage von Herrn Henkel, warum das 7x42 so häufig "übersehen" werde. Auch Ihr konsequentes Eintreten für das 7x42 hat mich veranlasst, das von mir an sich sehr geschätzte 7x42 Classic aus der Tiefe des Schrankes hervorzuholen und bei Gelegenheit zu vergleichen. Liebend gerne hätte ich (und wahrscheinlich nicht nur ich) das für mich sehr gut handhabbare 7x42 B/GA T*P oder seinen für mich allerdings unhandlicheren FL-Nachfolger wegen der großen Austrittspupille und des großen Sehfeldes ja zum einzigen Fernglas gemacht, das ich besitze. Das spart eine Menge Geld - aber seine Nachteile lassen es nicht zu. An einem Beispiel wollte ich Herrn Henkel eine mögliche Antwort geben.
Wenn Sie und andere aber z.B. in der Lage sind, "einhändig" mit einem 7x Glas einen kritischen, nicht singenden Laubsänger aus sagen wir 10-15 m sicher zu bestimmen, oder wenn Sie damit im Wald das entscheidende Flügelbindenmerkmal der beiden Baumläuferarten sehen- oder wenn Sie bei Zugplanbeobachtungen auf 600 m Entfernung erkennen, dass von den 40 ziehenden Buchfinken der zweite von vorn ein Bergfink ist, dann benötigen Sie vom ornithologischen Standpunkt aus kein zweites Fernglas. In solchen Fällen hilft übrigens auch meist kein Spektiv. Ich kann das allerdings nur mit 10x oder 12x, und auch dann in Abhängigkeit von den Umständen nicht immer. Und meine Augen sind wohl noch ganz gut, einige Teilnehmer sagen mir auf Exkursionen jedenfalls: "Ihre Augen möchte ich haben". Allerdings hat ein 10 Jahre jüngerer Freund von mir noch bessere (beobachtet übrigens dennoch mit 10x42 Trinovid, er hat gar kein anderes Fernglas). Aber mir ist in vierzig Jahren, die ich schon beobachte, auch noch nie ein so blitzschnell (auch im Gebüsch!) und sicher bestimmender Feldornithologe begegnet.
Und wenn Sie das alles, was ich vorhin beschrieben habe, mit siebenfacher Vergrößerung können, dann sehen Sie noch besser. Aber das können Sie dann wirklich nicht auf andere übertragen.
Kurz zum Canon 12x36 IS II: Das wäre nie mein einziges Fernglas, dazu wäre es zu wenig robust und hätte zu wenig Sehfeld und eine viel zu geringe Naheinstellung - aber u.a. für die Zugplanbeobachtung ziehender Kleinvögel finde ich es sehr gut. Mit diesem Glas erkenne ich jedenfalls die meisten Details.
Mit besten Grüßen
MP