Zur großen Freude der Hersteller gibt es nicht DAS Fernglas, DIE Lösung, sondern es kommt darauf an. Ich habe früher oft an botanischen Exkursionen mit Kosmos teilgenommen: Kreta, Madeira, Kapverden, Mittelamerika, Tirol usw.
Neben botanischen Utensilien wie Klapplupe, Kamera, Bestimmungsbuch und Zeichenutensilien mußte auch ein Fernglas mit. Jahrelang war dies ein 8x30 Zeiss, doch mit zunehmendem Alter verlagerte, besser erweiterte sich mein Interesse und jetzt kombiniere ich das 7x42 mit dem 3x12 Mono. Botanisch kann ich das Mono sehr gut gebrauchen, weil man schonender Untersuchen kann, kreisende Vogelschwärme sind im großen Sehfeld meines 7x42 ein imposanter Anblick, große Distanzen überblicke ich mit dem 21x42 durch einfaches Aufstecken.
Was ist jetzt richtig, darf man diese Frage so stellen oder muß man nicht fragen, was paßt wozu. Sind wir mit einem Fernglas, gleich welcher Dimmension, für alle Gelegenheiten gerüstet oder muß man da nicht Kompromisse eingehen, weil ein Fernglas immer noch besser ist als kein Fernglas.
In Südafrika war ich zu Gast in einer Familie, die vom Garten aus eine Brutkolonie mit Pinguinen beobachten konnte. Sie hatten zu diesem Zweck ein astronomisches Bino der Marke Fujinon, imponierend groß und natürlich fest montiert, diente es zur Überwindung einer größeren Distanz. Was hätte ich dort mit meinem 7x42 ausrichten sollen?
Im Nationalpark war mir das 7x42 ebenfalls zu schwach. Im Jeep lag ein Nikon Spektiv, es wurde einfach aufgelegt und dann war der Löwe aus 200 Schritt Entfernung hautnah.
Ich denke, man kann die Ausstattung mit Ferngläsern vergleichen mit einer gut sortierten Werkzeugkiste. Anfangs liegen da nur eine Wasserpumpenzange und zwei Schraubendreher, später steht da die Heimwerkerdrehmaschine.
Marcel Reuscher