Die Forderung nach größerem Durchlaß zwingt zu größeren Prismen als bei den aktuellen 32er-Modellen. Da bietet es sich, wie Sie richtig erkannt haben, natürlich an, die der 42er-Modelle zu nehmen, um Kosten zu sparen. Ich kann mir gut vorstellen, daß ihre Größe für so ein 6x30 oder 6x32 mit den weiter oben von mir angegebenen Daten reichen würden.
Das Schmidt-(Pechan-)Prismensystem hat eine ganz bestimmte Form, die für jeden Durchlaß automatisch eine ganz bestimmte Länge ergibt. Es gibt zwar insofern einen geringfügigen Manipulations-Spielraum, als dieses Prismensystem zweiteilig aufgebaut ist und es daher erlaubt die eine „Hälfte“ relativ zur zweiten ein bißchen kleiner oder größer zu bauen, je nachdem, ob die Einhüllende aller bildrelavanten Strahlen stärker konisch oder zylindrich verläuft (also auf der Ein- und Austrittsfläche sehr unterschiedlich weiten oder fast gleichen Querschnitt erfordert), aber ansonsten hat die Prismenform nichts damit zu tun, ob das System nun in ein 10x42 mit normalem oder in ein 6x32 mit übergroßem Sehwinkel eingebaut wird.
Wenn das Objektiv sowohl ein großes Öffnungsverhältnis als auch einen großen Bildwinkel hat, treten schon etwas größere Einfallswinkel (also schräger zur optischen Achse verlaufende Strahlen) beim Prisma auf. Aber das ist in den Griff zu bekommen, jedenfalls viel leichter als bei den gekrümmten Linsen, wo die Dispersion zu deutlich stärkeren Farbsäumen führen kann. Auch das spricht, wie man sieht, für eine Neukonstruktion der Objektive, die nicht nur größere Bildwinkel leisten, sondern auch die vom dicken Glasklotz Umkehrprismensystem verursachten Abbildungsfehler (vor allem Astigmatismus, sphärische und chromatische Aberration) möglichst gut kompensieren sollen.
Der Lichtverlust ist kaum ein Problem, denn die Reflexionsverluste sind nicht höher als bei einem kleineren Prismensystem, weil die Zahl der Glas-Luft-Flächen dieselbe ist und bei der zu verspiegelnden Fläche der Reflexionsgrad nicht von der Flächengröße abhängt. Zwar steigt der Reflexionsgrad etwas mit dem Einfallswinkel, aber eine deutliche Zunahme findet erst bei viel größeren Einfallswinkeln statt als bei denen, die hier vorkommen. Allein der etwas längere Lichtweg durchs Glas (der aber auch nicht länger als bei den 42er-Gläsern ist) führt zu vielleicht 0,3% bis maximal 0,6% höherer Absorption als bei den 8x32- und 10x32-Gläsern.
Walter E. Schön