Lieber JM,
ich kann Ihnen leider auch nicht darin zustimmen, ein Sehfeldvergleich sei bei Maximalvergößerung "angebrachter". Ich bin auch da erneut genau gegenteiliger Ansicht.
Bei gegebenem Prismendurchlaß ist es kein Problem, mit höherer Vergrößerung ein größeres subjektives Sehfeld zu erzielen, weil man wegen der kürzeren Okularbrennweite näher ans Zwischenbild heranrücken kann. Rückt man umgekehrt bei höherer Brennweite für eine niedrigere Vergrößerung von einem gleichgroßen Zwischenbild wieder weg, wird das Sehfeld zwangsläufig kleiner. Deshalb besteht die optische Kunst darin, bei niedrigen Vergrößerungen hohe subjektive Sehfelder zu erzielen, Sie kennen die Problematik. Was entweder größere Prismen oder/und kürzerbrennweitige, also fehlerbehaftetere Objektive nötig macht - wobei letzteres bei ein und demselben Gerät ohne Zoomobjektiv nicht geht. Und was beides in jedem Fall höheren Aufwand bedeutet. Deshalb fällt ein Sehfeldvergleich von Zoomokularen bei Maximalverößerung für einfachere Konstruktionen relativ günstig aus und ist deshalb weniger aussagekräftig und damit m.E. gerade nicht "angebrachter", sondern unangebrachter als ein kritischerer Vergleich bei Minimalvergrößerung.
Wenn man dazu das bei 18facher Vergrößerung des Diascopeokulars nicht explizit angegebene Sehfeld Pi mal Daumen abzuschätzt, dürfte das einen vernachlässigbaren Fehler bedeuten. Ich glaube es spielt dabei keine große Rolle, ob das subjektive Sehfeld in Abhängigkeit von der Vergrößerung nun linear oder sonst wie zunimmt, denn die Grenzen, in denen es überhaupt zunehmen kann, sind relativ gesehen eng und lokale Extremwerte in diesem Intervall äußerst unwahrscheinlich. Oder halten Sie es für möglich, dass zwischen den angegebenen Endpunkten subjektive Sehfeldextrema liegen könnten? Vielleicht bewirkt von "floating elements", sich relativ zu einander verschiebenden Okularinsen? Was dann aber teuer und aufwendig wäre, und was uns Zeiss' Werbeabteilung kaum verschwiegen hätte...
Ob man die Sehfeldausdehnung nun besser durch eine Fläche oder einen Durchmesser oder einen Winkel beschreibt, halte ich, um meine Widerspruchsfreude komplett zu machen, auch nicht, wie Sie, für eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, oder von falsch und richtig. Die Paramterwahl ist hier allein eine Frage der Zweckmäßigkeit, und sie hängt doch nur davon ab, was man veranschaulichen möchte. An den Zusammenhängen ändert sich damit rein gar nichts. Nur die Zahlenwerte ändern sich und das ist im Grunde genommen pillepalle.
Sie fanden anfangs den Unterschied bei niedriger Vergrößerung zwar "spürbar", hielten ihn aber bei hoher Vergrößerung für "noch viel deutlicher". Dem habe ich widersprochen und das Gegenteil vorgerechnet. Übrigens nicht nur linear, wie Sie behaupten wollen, sondern auch flächenbezogen - auch wenn es darauf gar nicht ankommt. Aber erst wenn die Zahlenwerte derart quadratisch aufgepumpt sind, wollen Sie die Verhältnisse plötzlich für "dramatisch" halten und es fällt Ihnen richtigerweise auf, dass das Ganze auch ohne Vergleich "mächtig ins Auge springen" dürfte, tsss :-)
Mit ebenso guten Wünschen für einen kühlen Kopf und einen schönen Abend,
MM
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.03.10 21:43.