Ihr Problem kommt mehr oder weniger stark bei allen Spektiven und Ferngläsern vor. Wenn die Sonne oder eine andere blendende Lichtquelle (nachts z.B. der Vollmond) steil von vorn in Objektiv scheint, aber selbst noch nicht innerhalb des Sehwinkels liegt, werden Teile der Tubusinnenseite und eventuell auch Fokussiergestänge, Zahnstangen, Spindeln usw. intensiv beleuchtet, die dann ihrerseits teils gerichtet und teils diffus reflektiertes Licht abstrahlen. Davon kann ein Teil nach Reflexion an Linsenoberflächen in den zum Bildaufbau führenden Strahlengang gelangen und so die von Ihnen beschriebenen Schleier und Lichtflecken erzeugen.
Abhilfe zur völligen Vermeidung gibt es nicht, sondern nur zur Abschwächung. Wichtig ist schon herstellerseits eine gute und matte Schwärzung aller Innenflächen, auf die durchs Objektiv Licht fallen kann. Leider wird hier nach meiner Meinung noch zu wenig Aufwand getrieben. Möglicherweise gibt es Probleme mit matteren und schwärzeren Oberflächen, wenn sich z.B. eine rauhe und sehr effektive Beflockung mit den Jahren löst und dann kleine schwarze Partikelchen (ähnlich wie Ruß) innen im Gehäuse herumschwirren und sich auf Linsen- und Prismenflächen absetzen. Andere schwarze Farben geben möglicherweise über längere Zeit hinweg Dämpfe (Weichmacher?) ab, die sich ebenfalls auf Glasflächen kondensierend niederschlagen können. Mag sein, daß es wirklich schwierig ist, geeignete schwarze Farben oder sonstige Beschichtungen zu finden. Auch kommt noch hinzu, daß manche Linsenfassungen aus blanken Metall oder gefettete Zahntriebe, Zahnräder, Wellen usw. der Fokussiereinrichtung glänzen, wenn sie nicht am Aufwand für Lösungen in dieser Richtung gespart werden.
Ergänzend sollte alles getan werden, um sowohl von vornherein (Zusammenschreibung, also „von Beginn an“) als auch von vorn herein (Getrenntschreibung, also „aus der Richtung von vorn ins Gerät hinein“) jeden Lichteinfall außerhalb des Sehwinkels weitgehend zu verhindern. Das kann nur durch eine möglichst lange, engstmöglich an den Sehwinkel angepaßte und innen geschwärzte Streulichtblende geschehen. Ein innen verrußtes Ofenrohr von 50 cm Länge (oder noch länger, wenn der Innendurchmesser groß genug ist) wäre ideal. Zwar haben alle guten Spektive eine eingebaute ausziehbare Streulichtblende, aber die ist für viele Anwendungsfälle noch viel zu kurz. Der Hersteller könnte, wenn er diese Streulichtblende länger machte, das Spektiv nicht so nach hinten verjüngen (schlanker werden lassen), wie es die heute gewünschte Kompaktheit erfordert. Man könnte als Hersteller aber darüber nachdenken, ob man nicht eine teleskopartig zusammenschiebbare Streulichtblende bauen könnte, die ausgezogen zwei- bis viermal so lang wie zusammengeschoben ist. Als ich als kleiner Junge bei den Pfadfindern war, hatte ich einen Aluminium-Trinkbecher, der sich auf vielleicht 1/3 oder gar 1/4 seiner Höhe zusammenschieben ließ. Ich bin sicher, daß es solche Becher auch heute als „Camping-Becher“ gibt. Liebe Hersteller, Ihr müßt mir keine Lizenzgebühr zahlen, wenn ihr diese Anregungen aufgreift und damit die nächste Generation von Spektiven etwas streulichtfester macht.
Walter E. Schön