So verlockend es auf den ersten Blick aussieht, es funktioniert nicht so, wie es müßte, um Spektiven Konkurrenz zu machen.
Das Problem ist das Umkehrsystem: Es müßte sich zwischen Objektiv und Zwischenbildebene befinden, und da ist bei Fotoobjektiven viel zu wenig Platz. Der Freiraum zwischen Objektivbajonett-Auflagefläche und Bildebene beträgt je nach Kamerasystem etwa 45 m bis 47 mm, in Ihrem Falle bei Nikon 46,5 mm. Die von Herrn Champollion erwähnten Okulare mit Kamerabajonett und Schmidt-Umkehrprismensystem, die es außer von einigen Kameraherstellern auch „neutral“ im Zubehörprogramm von Hama gab und möglicherweise noch gibt, haben deshalb zwangsläufig nur ein sehr kleines Umkehrprismensystem, dessem geometrischer Lichtweg im Glas auf Luft umgerechnet eben nicht länger als die genannten ca. 45 mm sein kann. Also ist der Durchlaßquerschnitt sehr klein, ich schätze knapp über 10 mm, und der Feldblendendurchmesser muß dann noch kleiner sein. Die Brennweite dieser Okulare lag meistens bei 12,5 mm. Das ergäbe im günstigsten Falle einen scheinbaren Sehwinkel von knapp 44°, also schon an der Grenze zum Tunnelblick. Tatsächlich dürfte er noch kleiner sein (unter 40°), weil irgendwo auch noch eine Feldlinse Platz haben muß. Außerdem haben diese sehr klein gebauten Okulare alle einen sehr knappen AP-Längsabstand, der für Brillenträger nicht ausreicht. Die Vergrößerung wäre in Kombination mit Ihrem 300-mm-Tele etwas 24fach.
Tun Sie es sich nicht an, ein solches „Teleskopokular für Fotoobjektive“ zu kaufen (bei eBay gibt es das gelegentlich), denn Freude am Beobachten wird damit kaum aufkommen. Es ist nur ein Notbehelf.
Walter E. Schön
Nachtrag: Selbstverständlich haben die Schmidt-Dachkant-Umkehrprismensysteme dieser Okulare keinen Phasenbelag und nur Aluminiumverspiegelung an der nicht totalreflektierenden Fläche, so daß die Schärfe nicht perfekt sein kann und die Helligkeit sichtbar geringer sein muß, zumal ja auch die viellinsigen Objektive eine schlechtere Transmission als die nur zwei- oder dreilinsigen Spektivobjektive haben.