Guten Abend!
Gestern hatte es am frühen Abend zu schneien begonnen, heute morgen war der Himmel grau, Nebel verschluckte Geräusche und Konturen – würde das ein Fernglastag? Da war ich noch nicht sicher. Um 11.00 Uhr waren alle Teilnehmer des heutigen Fernglas-Spaziergangs pünktlich am Treffpunkt. Wir waren zu zehnt, weitere Ferngläser samt Menschen hinzugekommen.
Unser Aufgebot, der Vergrößerung nach:
6 x 30 Hensoldt, 7 x 40 Docter EDF (2000), 7 x 42 Z - Victory, 7 x 50 Fujinon, 8 x 20 Leica Trinovid, mit Phasenkorrektur, 8 x 30 B Zeiss Porro, 8 x 30 Z - Dialyt, 8 x 30 Z - Conquest, 8 x 32 Z – Victory, 8 x 42 Ultravid und, sozusagen außer Konkurrenz, das Fujinon 5 x 21.
Immer noch Nebel, und vor uns ein Spaziergang von gut 10 Kilometern durch Wald und Flur mit einmal Ausblick auf einen Kirchturm. Was würden wir sehen, was an Stärken oder Schwächen unserer Ferngläser feststellen? Zunächst wurde die Frage, ob denn mit erstklassiger Optik der Nebel zu durchdringen wäre, lebhaft erörtert. Bei den ersten Versuchen zeigte sich dann, dass mit allen Gläsern „ein bisschen“ möglich ist. Ultravid, Zeiss Victory 7 x 42 , Docter 7 x 40 und Fujinon boten das Meiste, dicht gefolgt von Victory 8 x 32, Conquest, Dialyt und Zeiss Porro , alle 8 x 30. Das Schlusslicht bildeten, bei immerhin noch als „beachtlich“ attestierter Leistung, Hensoldt 6 x 30 und Leitz Trinovid 8 x 20. Das änderte sich erst, als Else mit ihrem 8 x 32 Victory uns auf ein mit Eiskristallen verziertes Nest in etwa 50 Meter Entfernung hinwies. Da holten Hensoldt und Trinovid deutlich auf. Ultravid, Victory 7 x 42, Docter und, „aufgerückt“, Victory 8 x 32 mit dem Fujinon 7 x 50 bildeten die Spitzengruppe. Die Unterschiede bei den 8 x 30-Gläsern wurden als eher gering beschrieben, wenn auch das Conquest einhellig als das „etwas bessere und hellere Bild liefernd“, das kleine Trinovid als „überragend in der Schärfe“ , und das Hensoldt als „sehr gut abgestimmt und in der Bildmitte richtig scharf“ bezeichnet wurde. Gestern waren wir statt der geplanten knapp 20 Kilometer etwas weniger als die Hälfte gelaufen, danach gab es reichlich Ablenkung, so dass wohl niemand das Gewicht seines Fernglases richtig zur Kenntnis genommen haben wird. Heute wurden offenbar nach gut zwei Stunden erstmals die Gewichte der Gläser registriert, aber nicht kommentiert; sie hingen nun nicht mehr bei allen dauernd um den Hals, sondern fanden zwischen den Beobachtungen ihre Plätze in den schräg über die Schultern gehängten Taschen. Zum Glück waren alle Tragriemen ausreichend lang. Beschlagene Objektive oder Okulare gab’s nicht. Auch das kleine Fujinon wurde auf kurze Distanz gern zum Vergleich mit den neuen Gläsern genutzt und bei den Besitzern der älteren als baldmöglichst zu tätigende Anschaffung registriert. In den beiden weiteren Stunden gab’s immer mal wieder etwas zu sehen und so Anlass, die Gläser herumzureichen und miteinander zu vergleichen. Beim gemeinsamen Imbiss wurden die Gläser „bewertet“: der Mehrheit galt das Docter als „etwas zu schwer für die Größe, aber mit hervorragender Leistung“ , das kleine Trinovid als „am schwierigsten in der Handhabung“, das große Fujinon als „perfekt ausbalanciert, aber auf Dauer doch sehr schwer“, die übrigen Gläser wurden sämtlich als „handlich“ beschrieben.
Zum Schluss ein kurzes Resümee:
Vor etwa fünfzig Jahren gehörten Ferngläser offenbar zur Ausstattung auch schlicht-gutbürgerlicher Haushalte, ohne dass der Hausherr oder sonst jemand aus der Familie Jäger, Ornitologe, Astronom, oder Bootler hätte sein müssen. Gute Ferngläser hatten auch damals fühlbare Preise, und sie machen damals wie heute viel Freude. Beides ist in meinem Freundeskreis offenbar nicht ganz vergessen worden. Was sich angesichts des bisher neu erworbenen Spektrums an Ferngläsern und Vergleichsmöglichkeiten bereits abzeichnet, ist nicht etwa die Entdeckung eines bisher unbekannten „Universal“-Fernglases, sondern vielmehr die der zunächst etwas undifferenziert als „Universal“ bezeichneten, jeweils eigenen Vorlieben und Ansprüche bezüglich Fernoptik.
Wenn’s etwas Neues zu berichten gibt, werde ich mich wieder melden.
Liebe Grüße, Jan Himp 2