Guten Morgen Herr Champollion,
Warum schießen die Jäger die armen Hasen und Rehlein tot ? Ja, warum eigentlich ? Der moderne Mensch versteht die Jagd nicht mehr. Sie irritiert ihn. Sie passt nicht zum Rest seiner hochtechnisierten Welt. Die Natur ist in vielerlei Hinsicht gestört. Raubtiere wurden ausgerottet. Mit der Jagd übernimmt der Mensch die Aufgabe dieser Raubtiere. Ist das also auch für mich die Herstellung des natürlichen Gleichgewichts ? Schließlich verfüge ich als Jäger über ein Gewehr mit Zielfernrohr (mit oder ohne beleuchtetem Absehen) also über ein Stück hochentwickelte Technik und ich brauche das Fleisch zum Überleben nicht.
Die Jagd ist für mich von Kindesbeinen an, der ich in einer ländlichen Dorfidylle mit Bauern und Jägern aufwachsen durfte, Quelle vieler Erlebnisse. In der Jagd konnte ich mich schon immer beweisen. Sie ist für mich auch eine sportliche Herausforderung, denn man muss Geschick und Ausdauer aufbringen, will man erfolgreich sein. Außerdem wird man ein Teil der Natur. Ich beobachte sie nicht nur und stehe außerhalb, nein, ich verhalte mich wie sie.
Tiere zu jagen und zu erlegen ist für mich Teil der Natur, Teil der Eingliederung in den Naturablauf. Ich finde, Jagd nutzt eine Natur in der ursprünglicher Naturcharakter noch deutlich zu erkennen ist. Es geht um wilde Tiere und nicht um Tiere im Stall. Das kann ich ab und zu auch bei unseren immer zahlreicher im Naturpark Dahme-Heideseen nistenden Fischadler- und Seeadlerpaaren beobachten, wenn sie auf einem der mehr als hundert Seen, zu der auch mein Jagdrevierteil gehört, Fische aus großer Höhe erfassen um sie dann im Sturzflug an der Wasseroberfläche als Beute zu ergreifen.
Als Jäger aber komme ich aus einer technisierten, wissenschaftlich geprägten, einer an sich doch naturfernen Gesellschaft. Ich finde aber, dass die Jagd letztendlich doch einen Konflikt widerspiegelt, der sich auch im Lebenskonzept eines jeden Menschen findet. Schließlich ist jeder Natur- und Kulturwesen. Im täglichen Leben nimmt das Kulturwesen immer mehr überhand. Wir bewegen uns immer mehr in der selbstgeschaffenen Welt als in der Natur. Ich sehe das so, daß die Jagd als Bereich, in dem ich die Natur berühre, vielleicht das Fenster zu unserer eigenen ursprünglichen Natur offen halten kann.
Außerdem schmeckt vielleicht auch Ihnen frisches köstliches Wildpret, ich denke da zum Beispiel an frische Rehlenden mit glasig gedünsteten Zwiebeln mit frischem Graubrot und eine kellerkühle Halbe Bier, vorausgesetzt alles ist entsprechend gewürzt und zubereitet und ich genieße es an unserer runden Tafel zusammen mit meinen Jagdkameraden nach einem erfolgreichem Jagdtag vor dem warmen offenen Kamin.
Ich wünsche Ihnen herzlichst einen sonnigen Karfreitag,
Mit freundlichen Grüßen,