Hallo Florian,
Kunststoffe zeigen eine enorme Variation in solchen Eigenschaften wie Dichtigkeit. Ein Fernglasgehaeuse wie das des Victory besteht womoeglich aus mehreren Lagen, die miteinander verklebt sind. Ohne direkte Messungen an solch einem Verbundmaterial durchzufuehren, kann man wohl kaum eindeutige Aussagen zu dessen Dichtigkeit machen. Dann stellt sich natuerlich die berechtigte Frage, wie lange diese Dichtigkeit anhaelt. Praktisch alle Kunsstoffe altern, und was genau zu diesen Alterungsprozessen beitraegt, und wie diese sich auswirken, ist ohne Langzeiterfahrung kaum vorhersagbar. Thermische Effekte (periodisches Ausdehnen und Zusammenziehen bei Temperaturaenderungen) koennen auf Dauer auch die Mikrostruktur solcher Materialien aendern.
Generell teile ich daher Konfokal's Skepsis gegenueber diesen Materialien - auch mir wuerden Kunststoffe, in Kombination mit einer Praezisionsoptik, Sorge bereiten: Anders als Fahrzeuge, die von den elastischen Eigenschaften dieser Materialien profitieren, geht es bei Optiken immer um Eines: Die Positionen aller Elemente hinreichend starr gegeneinander zu fixieren, bei thermischen und mechanischen Belastungen, und zwar langfristig, auch nach 20 Jahren noch. Hier koennen Metalle sicher noch ihre zuverlaessige Rolle spielen. Damit will ich nicht ausschliessen, dass Zeiss bei den Victory FL eine hinreichend gut funktionierende Loesung gefunden hat, aber Fakt ist nun mal, dass man davon abgekommen ist. Marketing hin oder her - waeren die Kunststoffe wirklich von signifikantem Vorteil, dann waeren bestimmt auch Swaro und andere Premiumhersteller auf den Zug aufgesprungen.
Viele Gruesse,
Holger