Ich habe gestern bei Leica, Zeiss und Swarovski per Email genau diese Frage gestellt. Von Zeiss und Leica kamen dann heute in etwa gleich lautende Antworten:
1. Beide Firmen sehen bei ihren Fernglasoptiken als höchste Priorität die vollständige Korrektur aller monochromatischen Abbildungsfehler - insbesondere sphärischer Fehler und Koma.
2. Vollständig heißt, dass diese Fehler absolut nicht mehr sichtbar sind. Derartige Korrekturen führen zu einer optimalen Bildbrillanz und lassen den Farbvergrößerungsfehler deutlich sichtbar werden, der normalerweise in den anderen Aberrationen außerhalb der optischen Achse "untergehen" würde.
3. Man geht davon aus, dass ein brillantes Bild für den Anwender wichtiger ist, als die Elimination der sichtbaren Farbsäume abseits der optischen Achse.
4. Die Reduktion der Farbsäume steht als Priorität erst an zweiter Stelle. Will man aber ein brillantes Bild, dann ist eine vollständige Beseitigung der Farbsäume nicht möglich. Aussage von Zeiss: auch bei den FLs sind die Farbsäume sichtbar, aber in ihrer Ausdehnung etwas reduziert.
Für mich sind das fundierte Informationen, die sich auch mit denen auf der Website von Pentax decken. Hier findet man nämlich sehr viele technische Informationen über die Prioritäten bei der Korrektur von apochromatischen Refraktoren. Demnach ist man bei Pentax bestrebt, die Apochromasie bei den neueren Apos nicht auf die Spitze zu treiben, weil man dann nämlich andere Aberrationen, die man noch weniger wünscht, in Kauf nehmen müßte.
Fazit: Farbsäume sind bei brillanten Optiken - an hochkontrastigen Motiven abseits der optischen Achse und nach dem heutigen Stand der Technik und den zur Verfügung stehenden Materialien - prinzipiell unvermeidlich. Graduell lassen sie sich durch den Einsatz von Sondergläsern reduzieren.
Gruß
Walter Wehr