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Knickbrücke auf richtigen Achsenabstand einstellen

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11. Dezember 2004 11:59
Da meine Empfehlung zumindest bei Ihnen, Herr Lüpke, positive Resonanz gefunden hat, möchte ich dazu noch einen kleinen, einfach realisierbaren, aber denoch sehr wirksamen Trick verraten.

Je lichtstärker das Fernglas (d.h. je größer seine Austrittspupille ist), um so schwieriger ist das richtige Einstellen auf den individuellen Augenabstand. Denn auch bei einen Einstellfehler bis knapp 3 mm sieht man ja, z.B. bei einem Fernglas 8x42 mit 5,25 mm AP, mit der bei Tag nur etwa 2 bis 2,5 mm großen Augenpupille immer noch die volle Bildhelligkeit. Denn beiderseits der Augenpupille bleibt bei korrekter Zentrierung in der AP noch ein ca. 1,5 mm breiter Toleranzbereich für Fehleinstellungen bis ca. 3 mm. Der ist erwünscht, wenn von schwankendem Boden, etwa von einem Schiff, einem fahrenden Auto oder von einem vibrierenden Hubschrauber aus beobachtet wird. Wenn aber die Einstellung der Knickbrücke zu eng oder zu weit ist und nie beide Augen gleichzeitig zur AP zentriert sind, ist das für die erzielte Bildqualität schlecht, denn es vergrößern sich alle Abbildungsfehler inkl. der Farbsäume, wenn Okular- und Augenachsen nicht fluchten.

Leider haben viele moderne Dachkantferngläser nicht mehr die früher an fast allen und heute noch an vielen Porroferngläsern übliche Skala zur Einstellung oder Kontrolle des Okularachsenabstands. Ich habe mir folgendermaßen sowohl bei diversen Leica- (Trinovid, Ultravid) als auch Nikon-HG-Ferngläsern geholfen, und das funktioniert so auch bei vielen anderen Fabrikaten:

Nach sorgfältiger, präziser Einstellung des Achsenabstandes für unendlich (wie das geht und warum für unendlich, folgt weiter unten) habe ich auf der Unterseite des Fernglases in dem bei weitem Öffnen der Knickbrücke sich vergrößernden Spalt, unter dem die Knickachse liegt, mit einem schmalen Streifen hellbraunen Tesapacks eine Markierung angebracht. Halten Sie Ihr Fernglas so, daß Sie es von unten sehen. Wenn Sie nun so „auswärts knicken”, daß die Okularachsen am weitesten auseinander liegen, hat sich dieser Spalt weit geöffnet. In diese Vertiefung kleben Sie erst provisorisch (d.h. nicht fest andrücken, damit Sie ihn wieder leicht ablösen können) einen ca. 1 cm langen hellbraunen Tesapackstreifen ein, der fast die volle Breite der Vertiefung ausfüllt und mit einer Längskante an derjenigen Kante des Spalts bündig anliegt, die sich beim „Knicken” des Fernglases nicht relativ zum Tesastreifen bewegt. Dann justieren Sie die Knickbrücke exakt auf den Abstand Ihrer Augenachsen (siehe weiter unten). In dieser Position ritzen Sie mit einem spitzen Messer, am besten einem Grafiker-Skalpell, auf dem Streifen eine Linie entlang der anderen Kante, die sich beim „Knicken” der Fernglashälften über dem Tesastreifen bewegt und ihn beim engsten Okularachsenabstand ganz verdeckt. Dann „knicken” Sie das Fernglas wieder auf größten Okularachsenabstand und heben den aufgeklebten Tesastreifen mit dem Grafikermesser vorsichtig ab. Sie schneiden den Streifen mit einer scharfen Schere genau an der geritzten Stelle ab und kleben ihn mit nun verminderter Breite wieder exakt wie zuvor bündig mit der sich nicht bewegenden Kante des Spalts ein. Die andere Kante des Tesastreifens ist jetzt Ihre Markierung für die richtige Einstellung der Knickbrücke (bitte nochmals wie unten angegeben überprüfen). Weil die Plazierung dieser Tesamarkierung für andere so gut wie unsichtbar ist, verschandelt sie Ihr tolles Fernglas nicht. Sollten zwei Personen ein und dasselbe Fernglas benutzen (z.B. Mann und Frau), kann man entsprechend den unterschiedlichen Augenachsenabständen auch einen Tesastreifen mit Stufe an der Markierungskante zuschneiden.

Nun noch der Tip, wie man bei einem Fernglas mit größerer AP als der bei Tag kleinen Augenpupille den Abstand für die obige Markierung besonders präzise einstellen kann. Man muß nur dafür sorgen, daß die AP der Fernglases möglichst exakt so groß wie die Augenpupille wird (also weder größer, noch kleiner!), denn dann merkt man wegen des sofort auffallenden Helligkeitsverlustes bei dezentrierter Pupille sehr genau, wann Okular- und Augenachsenabstand übereinstimmen.

Um die AP auf den erforderlichen Wert, z.B. auf 2 mm an einem hellen Tag, zu verkleinern, muß man für beide Objektive je eine am besten schwarze Pappscheibe mit entsprechend kleinerer kreisrunder Öffnung basteln. Wenn wir wieder von einem Fernglas 8x42 ausgehen, müssen die Pappscheiben einen Außendurchmesser von knapp über 42 mm haben, um leicht klemmend in den Tubus vor den Objektivlinsen zu passen (bitte ausprobieren, bevor Sie weitermachen). Dann muß man die richtige Größe der zentrischen Löcher berechnen, nämlich gewünschte AP = 2 mm multipliziert mit der Fernglasvergrößerung, in unserem Beispiel also 2 mm · 8 = 16 mm. Also zeichnen Sie mit einem Zirkel, wenn Sie keinen haben (wer hat schon sowas, wenn er nicht meinen oder einen ähnlichen Beruf hat?), mit Hilfe einer mittig aufgelegten 1-Cent-Münze einen Kreis von ca. 16 mm Durchmesser und schneiden dann das entsprechend große Loch auf beiden Pappscheiben aus. Wie's weitergeht, werden Sie schon ahnen, aber vorher bitte noch folgendes machen: Kleben Sie einen ca. 5 cm langen, schmalen Tesafilmstreifen (es darf auch Scotch o.ä. sein) ca. 1 cm lang am Rand jeder Pappscheibe so auf, daß die restlichen 4 cm radial nach außen zeigen, klappen Sie dann den Tesastreifen mit der Klebeschicht nach innen so um, daß Sie das andere Ende wiederum ca. 1 cm weit auf der anderen Seite der Pappscheibe aufkleben können. Damit haben Sie eine ca. 1,5 cm lange Tesafilmlasche, mit deren Hilfe Sie die vor die Objektivlinsen in den Tubus eingeklemmten Pappscheiben wieder leicht herausziehen können, ohne mit den Fingern in die Löcher grapschen zu müssen (Fingerabdrücke auf den Linsen wären die Folge!).

Wenn Sie nun mit diesen vorgesetzten Blenden, welche die Eintrittspupille auf 16 mm begrenzen, durchs Fernglas schauen, ist die Austrittpupille nur noch 2 mm groß, und Sie können nun den Achsenabstand mit der Knickbrücke bei Betrachtung eines sehr weit entfernten Motivs perfekt und sehr präzise justieren, um gemäß dieser Einstellung den zuvor beschriebenen Tesapackstreifen als Einstellungsmarkierung zu basteln.

Ich hoffe, mich auch ohne Abbildungen unmißverständlich ausgedrückt zu haben, damit Ihre Justage und Markierungt optimal ausfällt. Sollte etwas unklar geblieben sein, bitte fragen, denn gehe ich gern darauf nochmals ein. In meinem Fernglasbuch, das übrigens ganz gute Fortschritte macht, werde ich diese Justage und Markierung mit Hilfe von Abbildungen besser verständlich darstellen können.

Zum Schluß noch, warum auf unendlich justiert werden soll. Die Augenachsen verlaufen nämlich nur bei Blick auf unendlich ferne Gegenstände parallel. Im Nahbereich konvergieren die Achsen, d.h. sie verlaufen einander zugeneigt so, daß sie sich in der Entfernung des fixierten Motivs schneiden. Dazu müssen sich die beiden Augäpfel leicht einwärts drehen, und das hat zur Folge, daß die Mitten beider Augenpupillen dann einen kleineren Abstand voneinander haben. Ich habe das mal für die üblichen Nahgrenzen und Vergrößerungen von Ferngläsern ausgerechnet (die Fernglasvergrößerung vergrößert nämlich auch diesen sog. Konverenzwinkel, den man populärer als „Schielwinkel” bezeichnen könnte, annähernd propportional) und dabei festgestellt, daß sich die Augenmitten um bis ca. 2-3 mm annähern können (je nach Vergrößerung und kurzer Nahgrenze des Fernglases). Da man aber das Fernglas vowiegend zu Beobachtung ferner Motive einsetzt, sollte der Okularachsenabstand auch für die Ferne justiert werden. Und bei Nahbeobachtung, nach meiner Erfahrung spätestens unterhalb ca. 7 m, sollte man den Okularachsenabstand mit der Knickbrücke einwenig vermindern – bis zu ca. 3 mm im Falle einer extremen Nahgrenze von nur 2 m.

Nun wünsche ich Ihnen erfolgreiches Justieren und basteln am freien Advents-Wochenende!

Walter E. Schön

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Farbsaum, geht es nicht ohne?

Ferdi Sauer 3005 05. Dezember 2004 09:54

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Heribert Breuer 1730 05. Dezember 2004 10:49

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

F. Lüpke 1649 05. Dezember 2004 11:42

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Heribert Breuer 1875 05. Dezember 2004 12:26

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Thomas Becker 1669 05. Dezember 2004 12:36

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Gregor Hannemann 1683 05. Dezember 2004 14:31

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Thomas Becker 1501 05. Dezember 2004 23:50

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

A. Mackenbrock 1573 06. Dezember 2004 11:01

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Ferdi Sauer 1532 06. Dezember 2004 11:58

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Stephen Green 1925 06. Dezember 2004 13:22

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter Wehr 1530 07. Dezember 2004 20:48

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter E. Schön 1545 07. Dezember 2004 22:39

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

F. Lüpke 1393 08. Dezember 2004 17:45

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

A. Mackenbrock 1392 08. Dezember 2004 10:20

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter E. Schön 2245 08. Dezember 2004 11:32

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter E. Schön 1649 11. Dezember 2004 09:05

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

F. Lüpke 1448 11. Dezember 2004 10:22

Re: Augenjustierung

Jan Fremerey 1490 11. Dezember 2004 11:20

Re: Augenjustierung

Walter E. Schön 1927 11. Dezember 2004 12:45

Knickbrücke auf richtigen Achsenabstand einstellen

Walter E. Schön 2645 11. Dezember 2004 11:59

Re: Knickbrücke auf richtigen Achsenabstand einstellen

Berti 1088 07. Mai 2017 19:31

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

F. Lüpke 1233 12. Dezember 2004 13:05

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter Wehr 2061 08. Dezember 2004 12:44

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Herbert Behr 1607 11. Dezember 2004 17:11

Re: Farbsaum, geht es nicht ohne?

Walter Wehr 1531 12. Dezember 2004 13:42



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