Ich darf mich hier einmal mit einer ketzerischen Frage einschalten.
Nehmen wir einmal einen industriellen Produktionsprozeß.
Da kommt es zu unvermeidlichen Schwankungen, die einen Einfluß auf die Qualität des Teiles haben können.
Wir glauben an den Fall einer 100% Endkontrolle.
Dann werden die Produkte, die nicht der Spezifikation entsprechen, aussortiert, weitergehende Bewertungen unterbleiben, denn das wäre zu teuer und würde auch irgendwann bekannt, mit Folgen, die kein Produktverantwortlicher mag. Sie kennen sicher die Strehldiskussion in A.de.
Wenn Sie diese Argumentation akzeptieren, dann kann der Hersteller keine Aussage über die individuelle Qualität seiner Produkte machen und die Auslieferung wird nicht nach Händler selektiert.
Die objektive Fehlerquote, die den Endkunden erreicht, hängt ausschließlich von der Eingangskontrolle des Händlers, meinetwegen von Herrn Jülich ab. Über die Qualität dieser Eingangskontrolle entscheiden mehrere Faktoren, nämlich Fachkompetenz, Aufwand und Akzeptanz beim Hersteller. Bitte betrachten Sie diesen letzten Punkt genau. Die Akzeptanz der Reklamationen entscheidet darüber, wie genau die Eingangskontrolle beim Händler arbeiten kann,denn was bringt eine Eingangskontrolle, die nur Kosten verursacht, ohne zu einer Verbesserung zu führen? Nichts!!
Oder es könnte sein, dass der Händler im Wissen um die individuelle Qualität seiner Ferngläser diese kundenspezifisch abgibt. Das wäre denkbar, aber heikel, nicht wahr?
Wir nehmen den Fall einer Endkontrolle < 100%, die nicht jedes Glas inspiziert.
Warum nicht, es ist ja denkbar, dass man mit jedem X. Glas eine hinreichend gute Aussage über die Qualität gewinnen kann, da bin ich nicht fit genug, um diesen Fall bei der Fernglasherstellung zu bewerten.
In diesem Fall kann der Hersteller natürlich eine Selektion treffen, nämlich wenn er dafür sorgt, dass die gut getesteten Gläser an ausgewählte Händler gehen. Weil diese Händler besonders pingelig sind, wie wir Rheinländer sagen oder eine interessante Multiplikatorwirkung haben oder oder.
Zu vermuten ist, dass Premiumhersteller ihre Ferngläser zu 100% testen, einfach weil der Anteil der fehlerbehafteten Handarbeit sehr groß sein wird. Diese Endkontrolle habe einen Wirkungsgrad Y.
Dann wird man bei einem Händler mit Eingangskontrolle ein Teil der beim Hersteller durchgerutschten Gläser aufhalten können, die sonst beim Kunden gelandet wären. Wenn Hersteller und Händler sich bzgl. der Prüfkriterien einig sind, sollte die Quote beim Händler verhältnismäßig klein sein, bzw. wird der Hersteller aus Kostengründen seine Endkontrolle verbessern. Wenn der Händler pingeliger ist, tritt der vorher gedachte Fall ein, vielleicht mit einer geringen Unschärfe, wenn der Händler einen guten Draht ins Haus hat.
Jetzt bräuchten wir ein paar Zahlen, um abzuschätzen, wie oft die Eingangskontrolle ablehnt und was uns das letztendlich bringt.
Hans Dieter Bleich