Hallo Herr Schmitz,
Wie hier im Forum schon in den verschiedensten Beiträgen der jüngeren Vergangenheit angesprochen wurde, liegt die Hauptursache der Randunschärfe an der prinzipbedingten Bildfeldwölbung. Es ist dabei von entscheidender Bedeutung, dass die Randunschärfe nicht von allen Menschen gleich empfunden wird. Jüngere Beobachter (etwa bis max. 40) können mit ihren Augen noch so weit akkomodieren, dass sie zu den Bildfeldrändern hin die zunehmende Unschärfe erst weiter außen (z.B. bei 80-85% entlang dem Sehfeldradius gemessen), wahrnehmen, während ältere Menschen unter Umständen bereits bei 50% den Beginn der Unschärfe lokalisieren.
Randunschärfe in Kauf zu nehmen und dafür besonders leichte Gläser mit möglichst hoher Lichttransmission anzubieten, entspricht der Philosphie der bekanntesten Premiumhersteller Leica und Zeiss - tendenziell etwas weniger ausgeprägt auch Swarovski. Anders verfährt Nikon mit seiner High Grade-Serie. Dort wird eine sog. Bildfeldebnungslinse in die Okulare eingebaut, welche die Rundunschärfe zum Teil ausgleicht. Dafür sind diese Gläser im Schnitt um 100 - 200 Gramm schwerer und in der Transmission etwas schlechter. Man kann durchaus geteilter Meinung sein, welche Philosphie die bessere ist. Ich bin persönlich der Meinung, dass Ferngläser der Premium-Klasse aufgrund der finanziell stabilisierten Lebenssituation bevorzugt von älteren Menschen gekauft werden; aber gerade diese nehmen die Randunschärfe besonders deutlich wahr. Ich kenne zahlreiche Fernglasfreunde, die sich von daher durchaus an der Randunschärfe der besonders teuren Gläser stören. Gerade in diesem Zusammenhang ist es auch besonders ärgerlich, dass dazuhin auch noch eine offensichtlich nicht unerhebliche Serienstreuung auftritt.
Langer Rede kurzer Sinn, ich kann Ihnen nicht genau erklären, wie eng die Toleranzen bezüglich der Randschärfe liegen. Der Forumsteilnehmer Walter Schön könnte das mit seinem Fachwissen perfekt. In einem anderen Beitrag habe ich eine Spanne zwischen gut und schlecht bei 25% genannt. Dies bezog sich auf die Unterschiede in der Bildfeldwölbung. Ich vermute mal, dass schon verschwindend geringe Abweichungen beim Schliff der Linsen bzw. der Planheit der Prismen sich zu solch erheblichen Unterschieden addieren können. Ich bin der Meinung, dass Differenzen der Bildfeldwölbung, bei der das eine Glas 4" (schon bei 50 - 55% beginnende Randunschärfe), das andere 3" (signifikant weiter außen, z.B. erst bei ca. 65 - 70% des Sehfelds, einsetzende Randunschärfe) aufweist, nicht vorkommen dürften. Anders gesagt, dürfte das Glas mit 4" Bildfeldwölbung oder darüber, die Endkontrolle beim Hersteller nicht ungestreift passieren. Dass es dennoch geschieht, hängt wohl mit einer weit überproportionalen Kostenexplosion zusammen, würde man die Toleranzen enger definieren.
Frank