Ich kenne eine Stelle nahe Oberhoppen an der Wied, da können Sie innerhalb weniger Minuten mindestens 15 verschiedene Vogelarten sehen, völlig unspektakulär, einfach von der Bank aus. Auch dabei handelt es sich um eine Weide, durchflossen von einem Rinnsal auf dem Weg in die Wied, an zwei Seiten eingefaßt durch Hecken und an der dritten Seite angrenzend an den Wald.
Sie brauchen als Ausrüstung ein Fernglas, ein Spektiv ist zu stark.
Auf der Wiese selber finden Sie Amseln und vor allem Stare, gleich im Dutzend. Mit etwas Übung können Sie ohne optische Hilfsmittel die meisten Vögel auf 20-30 Schritte unterscheiden. Die normalgroße Wiese erfordert ein 8x Glas, eventuell ein 10x. Spektive können Sie natürlich trotzdem einsetzen, wenn der Vogel besonders gedultig mit Ihnen ist. Typische Vogelarten für die Spektivbeobachtung sind Greifvögel, Reiher, Eulenvögel und Enten. Wenn Sie einmal nachdenken, dann werden Sie wenn immer möglich versuchen, mit der Sonne im Rücken zu beobachten, denn nur dann können Sie Farbtöne unterscheiden und stumpfe Farben von metallisch glänzenden. Die Sonne frontal bedeutet immer Kontrastverlust und Ermüdung. Wasservögel zu beobachten ist oft besonders schwierig, ich empfehle deshalb ein Polfilter zur Unterdrückung der Lichtreflexe. Polfilter kosten Helligkeit, daher sollte der Beobachter, wenn er Polfilterfolie einsetzt, eine Austrittpupille von mindestens 5 mm wählen.
Ich vermeide es, mit anderen Vogelliebhabern gemeinsam zu beobachten. Besonders bei der Beobachtung durchreisender Zugvögel oder überwinternder Gäste benötige ich viel Zeit, mancher wird da ungeduldig und dann leidet die Konzentration.
Meine Ausstattung besteht aus einem mittelgroßen Fernglas, ich bevorzuge das Zeiss 8x42, einer Canon EOS20D mit Teleobjektiv und dem alten Zeiss 30x60 Spiegelfernrohr nach Gregory.
Ich besitze weitere Ferngläser, die auch ihren Reiz haben, so ein 8x20 und ein 10x56. Diese Gläser sind aus unterschiedlichen Gründen zur Vogelbeobachtung weniger geeignet.
Ich bin etwas weitsichtig, somit kann ich ohne Brille beobachten, was besonders wichtig bei Nieselregen ist. Wer kurzsichtig ist, wird ohne Brille kein Beobachtungsobjekt ansprechen können und ist im Nieselregen nur eingeschränkt einsatzbereit.
Ich bin mindestens 2x pro Woche in meinem "Revier", ich nehme für mich in Anspruch, einen guten Überblick über die dort anzutreffenden Vögel zu haben, eine besondere Motivation, auf Veränderungen in der Population zu achten. Seit ein paar Jahren sind Veränderungen sichtbar, besonders Enten und Gänse aus dem Norden beginnen bei uns zu überwintern und einheimische Zugvögel werden zunehmend unsicher, ziehen oder bleiben, da hat sich was verschoben.
Es gibt bei uns auch spektakuläre Beobachtungen, Kanadagänse, Zwergtaucher, Kuhreiher, um nur einige zu nennen, die eigentlich nicht in unsere Gegend gehören.
Wenn Ihnen Ihre Wiese zu leer vor kommt, suchen Sie sich eine Wiese mit Baumbestand oder Hecken.
Rudi Saum