Vorsicht, Vorsicht: Ich habe die Kritiken auch gelesen und darauf übrigens in meinem vorigen Beitrag hingewiesen. Aber die Kritik entzündet sich, wenn nicht sogar an persönlichen Animositäten, wohl vor allem an der Furcht mancher Naturschützer, dem in der Tat so wichtigen Biotopschutz gingen wertvolle Geldmittel durch angeblich unnützes Füttern verloren.
Ob das so ist, wage ich zu bezweifeln. Ich finde das Argument nicht überzeugend. Wer z.B. Kindern Vögel zeigen möchte und deswegen Futter kauft, investiert vielleicht auch in die Zukunft - auf diese Weise kann Naturnähe entstehen - und vielleicht wird aus so einem Kind einmal ein guter Naturschützer. Außerdem kann man natürlich zu fast jeder privaten Ausgabe (z.B. auch zu nicht unbedingt notwendiger Kleidung, teuren Bio-Nahrungsmitteln, Ferngläsern, Fotoobjektiven, Autos usw.) sagen, dass das Geld dafür besser im Biotopschutz angelegt worden wäre. Und schließlich mögen die Fütterer dennoch eifrige Spender für den Flächenankauf sein, wer weiß?
In Südamerika füttert man bewusst an jeder Lodge: Touristen und Fotografen sind begeistert, sorgen für weitere Gäste oder kommen wieder - im Pantanal und anderen Gegenden ist der Naturtourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen dort. Entfiele sie, was würde aus dem größten Feuchtgebiet der Erde? Das Gold ist (zum Glück) abgeräumt, das Vieh steht in der Regenzeit im Wasser und hat in der Trockenzeit wenig zu beißen. Gegen den Menschen ist Naturschutz doch nicht zu machen.
Es dürfte Ihnen, wenn Sie den übersetzten Beitrag von Herrn van den Berg aus den Niederlanden lesen, nicht entgangen sein, dass man auch in den Niederlanden - wie übrigens auch in Großbritannien - Bertholds Kernaussage - siehe Überschrift - vertritt. Man kann wohl auch nicht sagen, dass in den dicht besiedelten Niederlanden der Flächenschutz deshalb keine Rolle spielt, weil die niederländischen Vogelschützer nichts gegen das Füttern haben - man denke nur an das großartige Oostvardersplassen. So ein Gebiet müsste in Deutschland erst noch geschaffen werden. Dass dies flankiert wurde mit dan bahnbrechenden niederländischen ökologischen "Atlanten" über Limicolen und Greifvögeln, sei nur am Rande erwähnt. Mir scheinen die niederländischen Vogelschützer sehr auf der Höhe der Zeit zu sein.
In abgewogeneren deutschen Kritiken, so z.B. zuletzt noch in Corax 20,2007, S. 293, findet sich mancherlei Kritik an Bertholds Buch, aber die in der Überschrift genannte Kernthese wird auch hier ausdrücklich unterstützt. Ihren dogmatischen Satz "Amsel, Drossel, Fink und Star im Sommer zu füttern ist ziemlicher Unsinn" teilen eben viele nicht und die Gegenargumente findet man schön in Herrn van den Bergs Beitrag.
MP