Hallo,
ich kenne die genaue Struktur genauso wenig wie Sie, denn auch wer die Grundstruktur von Limonaden aus Wasser und gelöstem Zucker kennt, kennt noch lange nicht das geheime Rezept von Coca-Cola - ausgenommen natürlich Herr van den Berg :-). Wieso Sie den Einfluß terminaler Gruppen hier für bedeutend halten frage ich mich schon deswegen, weil diese bei einer polymer flächig vernetzten Struktur kaum ausfindig zu machen sind. Es handelt sich meines Wisssens nicht um Trägermaterial mit abstehenden Seitenketten, wie Sie als Oberflächenchemiker vielleicht annehmen und wie Sie es aus der Umkehrphasen-Chromatographie kennen.
Dass die Linsenoberfläche durch die Beschichtung hydrophober gemacht wird habe ich nicht bestritten, wohl aber, dass das so vollständig geschieht wie bei einem Umkehrphasensystem, was sie irgendwo erwähnten. Dann wäre die Oberfläche derart lipophil und wegen der dessen herausragenden Seitenketten auch sterisch so beschaffen, dass Fett viel besser anhaften würde, was die Bildqualität viel mehr beeinträchtigte als ein paar vereinzelte kleine Staubkörnchen oder Fussel auf einer normalen Linse, und genau das wäre absolut unerwünscht.
Sie weisen schließlich selber auf den von Swarvoski ebenfalls genannten oleophoben oder besser lipophoben Charakter der Beschichtung hin. Spätestens da hätte Ihnen auffallen können, dass die Schichten also beides sein müssen, hydrophob UND lipophob, oder anders gesagt hydrophob und hydrophil zugleich. Auch Autowachs wirkt schmutzabweisend, weil Wachse schon molekular neben dem überwiegend hydorphoben noch einen wichtigen hydrophilen Anteil in der Struktur tragen. Erst wenn hydrophobe und hydrophile Anteile in einem für den Anwendungsfall günstigen Verhältnis stehen, ist es ähnlich wie bei Zuckerbrot und Peitsche: auch da hängt die beste Wirkung empfindlich von der räumlich und zeitlich geschickten Anwendung und Dosierung zweier Extreme ab...
Auffallen können hätte auch, dass das, was sie zu einer möglichen alkalischen Hydrolyse geschrieben haben ganz im Gegensatz zur Beständigkeit der Schichten steht und dazu, dass sie sehr inert sind - wie fast alle Siloxane. Und zwar nicht nur gegenüber Alkalien, sondern ebenso gegenüber Säuren - solange letztere nicht gerade höchst konzentriert und kochend heiß daherkommen, was aber beim Benutzen und Reinigen von Ferngläsern eher selten der Fall ist. Wenn eine gewisse Langzeit-Reaktivität der Schichten vorhanden sein sollte, dann dürfte es m. E. dabei eher um photolytische Vorgänge gehen.
Ich schliesse mich in Bezug auf Ihre Bewertung dieser Schichten auf Fernglaslinsen aber ausdrücklich Ihrer Meinung an und halte sie, ebenso wie Herr Müllers, bei pfleglichem Umgang mit Ferngläsern im Grunde für entbehrlich.