Von einem vertrauenswürdigen Branchen-„Insider“, der selbst hier im Forum nicht in Erscheinung treten möchte, habe ich aufgund dieser Diskussion um die Binon-Porro-II-Ferngläser einige interessante Hintergrundinformationen erhalten, die ich mit Erlaubnis dieses Insiders hier in verkürzter Form (nur unter Weglassung der den Insider identifizierbar machenden Passagen) wie folgt zwischen den waagerechten Linien wortgetreu zitieren darf:
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„Vor etwas 5 Jahren hatte Monk Optics in England die Idee, ein Porro-II-Fernglas mit moderner Optik als neues Marineglas im traditionellen Stil in England auf den Markt zu bringen. Monk wollte damit eine Nische bedienen, die es sicherlich auch gibt, die allerdings für große Hersteller ... vermutlich zu klein ist.
Als Vorbild sollte das Barr&Stroud 7x50 der Royal Navy dienen. Jetzt brauchte Monk noch einen Hersteller und fand Miyauchi, die sich interessiert zeigten. Es wurde auch ein Prototyp gebaut, der auch in Sammlerkreisen auf großes Interesse stieß. ... Der Prototyp hatte ein sehr schönes Einblickverhalten mit sehr langem Augenabstand, so um die 25 mm.
Allerdings hat Miyauchi dann wohl ein größeres Geschäft gerochen und gedacht, sie könnten das ganze Geschäft auch gut ohne Monk Optics machen. Daher haben sie Monk mitgeteilt, daß die Serienproduktion kaum möglich bzw. zu teuer würde, und sind dann einige Monate später selbst mit einem 7x50 auf den Markt gekommen. Da Miyauchi allerdings in Europa weder einen Namen noch eine vernünftige Distribution hat, und auch die Kommunikation eher unglücklich war, hat das ganze überhaupt nicht funktioniert. Das 5x32 ist jetzt eine kleinere Variante dieser Idee, allerdings kommerziell auch nicht erfolgreich, da sie abesehen von den falschen Angaben einfacht nicht zielgruppenorientiert und stilsicher ist.
Monk hätte es vermutlich hinbekommen, ein traditionelles 7x50 im Porro-II-Design mit entsprechender Kommunikation in entsprechenden Varianten gut zu verkaufen, zumal ... Idee damals war, zu demonstrieren, daß ein traditionelles Porro-II-Glas in der Leistung und vor allem im Einblickverhalten viel besser sein kann als ein „modernes“ ... Fernglas. Das wäre der Clou gewesen, wenn das Monk Glas in UK-Testberichten den ...-Modellen überlegen gewesen wäre ...“
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So kann es gehen, wenn jemand den Kopf hinter einer guten Idee auszutrixen versucht und dann selbst nicht in der Lage ist, diese Idee gut umzusetzen. Aber Miyauchi hat den Ideen-Klau auch schon in umgekehrter Weise mit den China-Plagiaten von Miyauchi-Großferngläsern am eigenen Leib zu spüren bekommen. Schadenfreude erübrigt sich also.
Walter E. Schön