Ich habe den scheinbaren Sehwinkel direkt anhand der das Okular verlassenden Hauptstrahlen für zwei einander gegenüberliegende Bildpunkt am Rand des scheinbare Sehwinkels gemessen, also nicht den realen Sehwinkel und dann über die so gern benutzte FALSCHE Formel mit der Vergrößerung multipliziert (was dann den von Ihnen genannten, aber eben NICHT richtigen Wert 61,6° liefert!) und auch nicht unter Annahme eines nicht verzeichneten Bildes mit der richtigen Formel
SSW = 2·arc tan (V·tan (RSW/2))
gerechtet. Da ich also wirklich gemessen habe, spielt bei meinem Ergebnis die Vergrößerung überhaupt keine Rolle und muß darum auch nicht überprüft werden, zumindest nicht wegen des SSW.
In der obigen Formel ist SSW wieder der scheinbare und RSW der reale Sehwinkel, und V steht für die Vergrößerung (leider kann ich das korrekte Formelzeichen „Gamma“ hier im Forum nicht schreiben, da griechische Buchstaben leider nicht zulässig sind). Wenn man mt dieser richtigen Formel rechnet, in der die Verzeichnung nicht enthalten ist, ergibt sich im Falle des Leica Ultravids/Trinovids 8x32 aus dem RSW 7,7° ein SSW von 56,6°. Da ich aber mit 59,6° mehr ermittelt habe, geht dieses Mehr auf das Konto Verzeichnung. Die darf als Prozentwert natürlich auch wieder nicht aus den Winkeln berechnet werden, sondern aus dem Tangens der halben Winkel, und so bekommt man:
tan 56,6°/2 = 0,5384
tan 59,6°/2 = 0,5727
Folglich beträgt die kissenförmige Verzeichnung ohne Berücksichtigung von Toleranzen ca. 6,4%.
Nun ist der von Leica angegebene Wert 7,7° nicht 7,700000000°, sondern sicher gerundet aus einem Wert zwischen 7,65° und 7,75°, wenn Leica seriös gerundet hat. Diese Toleranz von ±0,05° vergrößert sich beim SSW näherungsweise um den Vergrößerungsfaktor des Fernglases (hier braucht man nicht unbedingt mit arc tan zu rechnen) auf ca. ±0,4°. Das ist, auf den oben aus RSW = 7,7° ermittelten Nenn-SSW = 56,6° bezogen, eine in Prozent ausgedrückte Toleranz von ca. ±0,7%.
Da ich bei meinen letzten Meßwerten eine Toleranz von ca. ±0,3% angegeben habe, kann also die Gesamttoleranz im ungünstigsten Falle ±1% betragen. Die kissenfömige Verzeichnung des Ultravids 8x32 liegt demnach irgendwo zwischen 5,4% und 7,4%.
Ich möchte, um ein Mißverständnis zu vermeiden, noch ergänzen, daß es durchaus sinnvoll ist, auch die angegebene Vergrößerung zu überprüfen, um zu sehen, ob man sich auf die Herstellerangabe verlassen kann und das Fernglas die gewünschte Vergrößerung liefert. Aber wenn man den SSW direkt mißt und nicht über den RSW oder das Sehfeld auf 1000 m berechnet, dann braucht man dazu nicht die Vergrößerung zu kennen!
Walter E. Schön