Zur Daemmerungszahl gibt es einiges zu sagen (und in meinem Buch wird das auch der Fall sein ;-).
Die Daemmerungszahl berechnet sich ja aus der Wurzel aus m*D mit der Vergroesserung m und dem Objektivdurchmesser D. Koehler und Leinhos sind darauf gestossen, als sie Testreihen mit Versuchspersonen anstellten, die in der Daemmerung Landoltringe identifizieren mussten (das sind diese Ringe mit Luecken fuer den Sehtest). Die Daemmerungszahl eines 10x32 ist hoeher als die eines 8x32. Aber sieht man in der Daemmerung mit dem 10x32 wirklich mehr?
Die Messreihen von Koehler und Leinhos waren darauf ausgelegt, die sog. Sehschaerfe-Nutzleistung der Fernglaeser zu messen. Hier geht es um reines Detailsehen.
In der Praxis jedoch hat man es eher mit Motiven zu tun, die sehr geringen Kontrast haben: Wildtiere, die in der Daemmerung oder Nacht aktiv sind, werden ihr Bestes geben, sich nicht vom Hintergrund abzuheben. Man denke an den Kontrast eines Wildschweins vor dem Hintergrund der Baumstaemme. Dies sind andere Motive als die Landoltringe, die bei den Tests verwendet wurden.
Eine praxistaugliche Definition der Daemmerungsleistung sollte daher die Kontrastschwellen-Nutzleistung (auch als Sichtungsschwellen-Nutzleistung bezeichnet), nicht die Sehschaerfe-Nutzleistung in den Vordergrund stellen. Hier sind die Arbeiten von Berek von Relevanz, auf die ich vor kurzem in diesem Forum aufmerksam gemacht habe:
www.juelich-bonn.com/jForum/read.php?9,417822,417823#msg-417823
Demnach ist die Vergroesserung fuer die Sichtung kontrastschwacher Objekte in der Daemmerung nicht relevant, sondern der Objektivdurchmesser (solange die Austrittspupille nicht groesser ist als die Augenpupille), Transmission, und Unterdrueckung von Streulicht. Die Bildhelligkeit ist darueberhinaus natuerlich stets dann optimal, wenn die Austrittspupille die Groesse der Augenpupille erreicht (oder uebertrifft).
Dass sich die Daemmerungszahl dennoch derart verbreitet hat, und von vielen Herstellern sogar als Kennzahl des Fernglases mit angegeben wird, liegt sicher daran, dass sie simpel genug ist, so dass auch ein Marketing-Experte noch damit klarkommt ;-)
Viele Gruesse,
Holger Merlitz