Ich finde den Test auch sehr interessant, trotz der vorhandenen (und zum Teil vermeidbaren) Ungenauigkeiten. Der wichtigste Kritikpunkt ist wohl: Wenn einige Exemplare also undicht waren - waren sie das von der Fabrik her oder aufgrund der vorangegangenen mechanischen Belastungstests? Hier haette man zweimal auf Undichtigkeit testen muessen: Vor und nach den Falltests. So oder so - selbst die abgeschwaechte Aussage, ein Fernglas werde durch mechanische Belastung undicht, waere ja relevant, denn im Feldeinsatz treten beide Belastungen meist gemeinsam auf.
Nehmen wir mal an, ein Hersteller, der behauptet, wasserdichte Fernglaeser anzubieten, habe eine Fehlerquote von 20%. Das waere gar nicht so unlogisch, denn nur ein Bruchteil aller verkauften Fernglaeser wuerde ja derart belastet werden, dass ein solcher Fehler tatsaechlicht auftritt. Es kann dann sein, dass insgesamt nur 5% aller Geraete im Laufe ihres Lebens wegen Wassereinbruchs zur Reparatur kommen, und das waere dann vielleicht noch billiger, als die Fehlerquote auf nahezu 0% druecken zu wollen.
Koennte Leica zu diesen "maximal 20%-Fehler Firmen" gehoeren? Ich wende mal simpelste Statistik an (ein Experte in Testverfahren darf mich hier korrigieren - meine Statistikvorlesung liegt schon sehr lang zurueck):
Die Wahrscheinlichkeit, aus einem (sehr grossen) Stichprobenumfang ein fehlerhaftes Fernglas zu ziehen, waere bei 20% Fehlerquote 1/5, und die Wahrscheinlichkeit, bei zwei Ziehungen zwei fehlerhafte Exemplare zu ziehen, waere 1/25 oder 4%. Damit liegt unsere Hypothese ("nicht mehr als 20% Fehlerquote") bei dem Testergebnis (zwei Fehler bei zwei Ziehungen) bereits ausserhalb des 95% Konfidenzintervalls (weil 4% weniger als die hierzu benoetigten minimalen 5% sind). Die Hypothese, Leica Fernglaeser seien zu hoechstens 20% nicht wasserdicht, ist also auf 95% Konfidenzniveau widerlegt. Man muss anhand des Tests also davon ausgehen, dass vermutlich mehr als 20% der Leica Glaeser undicht sind (oder, je nach Sachlage, nach dem Falltest undicht geworden sind).
Die Statistik ist daher sehr wohl in der Lage, auch bei einem sehr kleinen Stichprobenumfang bereits quantitative Aussagen zu liefern. In Erklaerungsnot sind hier nicht die Tester, sondern die Hersteller, deren Fernglaeser zugesagte Eigenschaften (egal ob Wasserdichte oder Robustheit) nicht aufweisen.
Viele Gruesse,
Holger