Ich sehe die Kritik von TM als übertrieben an, aber ich stand bereits den Tests selber kritisch gegenüber. Warum? Der Anspruch, eine echte Modulationsübertragungsfunktion in Form einer Kurve mit einfachen Mitteln = annehmbaren Kosten messen zu können, scheint mir völlig unrealistisch zu sein. Wenn dann hier Leute kommen, die auch noch in verschiedenen Regionen hinter dem Okular diese Kurve sehen wollen frage ich mich, ob sie wirklich wissen wovon sie reden. Derartige Messungen werden Stunden dauern und Hunderte von Euro pro Tubus kosten.
Für mich war es völlig klar, dass wir hier über einige Messpunkte reden, die einfache Auflösungsergebnisse liefern, wie z.B. Linen pro Höhe oder Punkte pro Fläche, und zwar ausgehend von einem maximalen schwarz/weiss Wert in Form von Testtafeln. Das Ganze wird durch eine Software geschleust, und - voilà - es kommt eine schöne (aber nichtssagende, weil extrapolierte) MTF Kurve heraus. Die Modulationsübertragungsfunktion liefert aber gerade für andere Kontrastwerte eine Einschätzung, also auch für die realistischen, nicht so extremen Kontraste in der Wirklichkeit. Benötigt man dazu nicht ein Interferometer, der die Oberflächen der Linsen misst? Jedenfalls verstehe ich das so, gerne lasse ich mich verbessern.
Ein jpg ist ein verarbeitetes, ausgewertetes Signal eines lichtempfindlichen Sensors, der ja/nein Bits abliefert. Ein raw ist nicht Anderes und schon gar nichts Homogenes, was man an den vielen unterschiedlichen raw Formaten der einzelnen Hersteller leidvoll erfahren kann, wenn man eine ältere Fotoshop oder Gimp Version nutzt. Ein Canon raw ist anders als eines von Nikon ist anders als eines von Panasonic. Bei einem jpg. werden Daten möglicherweise anders verarbeitet, als bei einem raw, aber wer von uns kann wirklich die Unterschiede in der Verarbeitung erklären? Möglicherweise werden nur unwesentliche, überflüssige Informationen weggelassen, ähnlich wie bei Musikdateien. Blindtests haben dort ergeben, dass das ungeliebte mp3 Format auch nicht schlechter bewertet wird, als verlustfreie wav oder flac Daten. Aber ich schweife ab, es soll nur eine mögliche Analogie aufzeigen.
Ist die Auflösung unserer Ferngläser so fein, dass die kolportiert wesentlichen Unterschiede zwischen jpg und raw einen Einfluss haben? Ich glaube nein. Und - das wiegt schwerer - ist das bei einer vergleichenden Untersuchung wirklich von Relevanz, wenn man immer die selben Messinstrumente benutzt? Wir wollen ja hier keine absolute Größe bestimmen, sondern die Unterschiede zwischen den einzelnen Ferngläsern herausarbeiten. Insofern würden systematische Messfehler keine wesentliche Rolle spielen.
Deswegen würde ich dafür plädieren, dass reproduzierbare Messtafelbeobachtungen, wie z. B. bei Pinac, oder ausführliche, vergleichende Beobachtungen im Feld, wie bei TM, Grundlage der Beurteilung von Ferngläsern bleiben sollten. Zumal dann die weniger technischen Faktoren eine bessere Gewichtung erfahren, als bei einer stumpfen Messung.