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Einige Ihrer Spekulationen entsprechen nicht den Tatsachen

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12. Februar 2008 11:59
1. Ihre Formulierung „kunststoffartiges Material“ ist zwar nicht falsch, erzeugt aber beim nicht fachkundigen Leser völlig falsche Vorstellung, die von Ihnen möglicherweise sogar beabsichtigt sind, die ich aber zunächst nur als fahrlässig bezeichnen möchte, da ich eine Absicht nicht beweisen kann. Zu den mit Kunststoff assoziierten Vorstellungen gehören die einer mangelhaften Widerstandsfähigkeit und Oberflächenhärte, denn jeder weiß, daß z.B. die zur Aubewahrung im Kühlschrank benutzten Plastikbehälter viel weicher als Glasbehälter sind, daß Joghurtbecher bei Fall leicht zerplatzen und sich auf Druck hin verbiegen. Jeder weiß auch, daß man mit einem Messer alle gängigen Kunststoffe leicht ritzen kann, Glas aber nicht. Und schließlich weiß auch jeden, daß Plastikbehälter, Plastik-Messergriffe, Plastikfolien usw. einen niedrigen Schmelzpunkt haben und deshalb vor zu großer Hitze zu schützen sind (manche Plastik-Parkscheibe, Plastik-CD-Boxen oder Plastik-Priviantbox hat sich im geparkten Auto bei Sonnenschein und manches Küchenmesser mit Plastikgriff auf der noch heißen Herdplatte schon krumm verzogen und ist so unbrauchbar geworden).

Tatsächlich sind die für die neuen Oberflächenschichten mit wasser- und schmutzabweisender Wirkung verwendeten fluorierten Siloxane zwar als organische Silicium-Polymere sehr wohl „Kunststoffe“, aber von ganz außerordentlicher Widerstandsfähigkeit sowohl gegen Kratzer als auch gegen hohe Temperatur! Dazu kommt übrigens auch eine völlige physiologische Unbedenklichkeit, wie sie bei anderen „Kunststoffen“ keineswegs selbstverständlich ist, so daß Sie sogar Babys lustvoll daran lutschen lassen könnten.

Um einige andere Beispiels für Werkstoffe zu geben, die ebenfalls als „Kunststoffe“ zu klassifizieren sind, aber manchen extremen Beanspruchungen besser standhalten als Stahl oder Titan oder Magnesiumlegierungen, möchte ich CFK und Glasfaser-Verbundstoffe nennen, aus denen Hubschraubenflügel, explosionsgefährdete Gas- und Brennstofftanks oder Turbinenschaufeln oder Zahnräder gefertigt werden.

2. Die von Ihnen wie ein gravierender Nachteil genannte „spezielle Vorbehandlung“ ist nichts anderes als das, was auch bei der Vergütung der Linsen mit reflexionsmindernden dielektrischen Schichten nötig ist. Also millionenfach erprobt und bewährt, bei dielektrischen Spiegelschichten aus bis zu ca. 50 Einzelschichten oder MC-Vergütungen mit 7 bis 14 Einzelschichten soviel Aufwand, daß eine weitere Siloxanschicht schon kaum mehr der Rede wert ist.

3. Das von Ihnen als logistischer Aufwand bezeichnete Vorhalten von nicht mit Silixan beschichteten Linsen für die Vorgängermodelle trifft nicht zu. Denn erstens würde dieser Einwand auch für solche Fälle zutreffen, in denen z.B. aufgrund neuer Optikrechnung Linsen anderer Glassorten oder Krümmungsradien im Nachfolgemodell verwendet werden, ohne daß sich bisher jemand darüber aufgeregt hat. Zweitens wüßte ich nicht, warum man bei Beibehaltung der Linsenform und des Linsenglases nur wegen der zusätzlichen etwa 4 bis 5 Nanometer dünnen Siloxanschicht im Reaparurfalle nicht auch eine siloxanbeschichtete Linse anstelle einer alten, nicht beschichteten einbauen könnte. Optisch hat die so extrem dünne Schicht praktisch keinerlei Wirkung! Die von Ihnen befürchteten „negativen optischen Effekte“ müßten erst noch erfunden werden. Die Komplexität eines Fernglas-„Systems“ kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, daß eine 4 oder 5 nm dünne Schicht auf der ersten oder letzten Linsenfläche die gesamte Optikrechnung durcheinanderbringt. Im übrigen ist der Austausch der ersten Objektiv- oder letzten Okularlinse wahrscheinlich ein so seltener Reparaturfalls, daß selbst dann, wenn Ihre Befürchtung zuträfe, die erforderliche Vorhaltung unbeschichteter Ersatzgläser kein Problem darstellte.

4. Ihr (un)logischer Schluß, daß „Kunststoff“ zwangsläufig zu „elektrostatischer Aufladung“ führt, ist höchst gewagt und polemisch. In der Tat neigen die meisten Kunststoffe, aber eben nicht alle, dazu, sich elektrostatisch aufzuladen, weil ihre Oberfläche nicht elektrisch leitfähig ist. Metalle (aber nicht nur diese) können sich nicht durch Reiben mit dem Katzenfell aus dem Physikunterricht elektrisch aufladen (polarisieren), weil die Ladung sofort abfließt. Aber meinen Sie, daß sich die dielektrischen Vergütungsschichten diesbezüglich nennenswert anders verhalten als die fluorierte Solixanschicht? Ihren bisherigen Beiträgen in diesem Forum entnehme ich, daß Sie mit Physmußhabe, was das Wort „dielektrisch“ bedeutet. Ziehen Sie bitte daraus Ihre Schlüsse.

5. Selbst wenn die Siloxanschicht stärker zur elektrostatischen Aufladung neigen sollte als unbeschichtetes Glas (das sich durch Reiben mit Katzenfell sicher auch in Ihren Physikunterrsicht dazu bringen ließ, Styroporkügelchen oder Zigarettenasche wie ein Staubsauger anzuziehen) oder als einfach- oder mehrschichtvergütetes Glas, dann entsteht diese elektrostatische Aufladung keineswegs von selbst, sondern erst durch Reiben mit einem anderen nicht elektrisch leitfähigen Material (andersfalls hätten wir mal wieder den Fall der Energieerzeugung aus dem Nichts). Wann aber kommt es zu solchem Reiben? Ja, beim Reinigen der Linsen z.B. mit einem Putztuch. Wolle oder ein Papiertaschentuch sind zur Erzeugung hoher elektrostatischer Aufladung besonders gut geeignet. Nun muß eine nicht mit fluorierten Siloxanen beschichtete Frontlinse sicher viel häufiger mit dem Tuch gereinigt werden als eine beschichtete. Und wenn der Schmutz daran fester haftet als an der beschichteten, muß beim Putzen mehr Druck ausgeübt werden, was die Reibung zur Produktion noch höherer Aufladung bringt. Man wird auch länger putzen, nicht ein- oder zweimal mit dem Tuch darüberfahren, sondern vielleicht zehnmal in Kreisbewegung wischen. Vorher hat man die Linse vielleicht angehaucht. Bei so lang andauerndem Wischen ist die Oberfläche dann garantiert völlig trocken uns somit zu besonders intensiver elektrostatischer Aufladung fähig. Mit der Siloxanschicht ist Putzen seltener nötig, und wenn es durchgeführt wird, dann reicht weniger Druck und kürzere Putzdauer, so daß garantiert die elektrostatischen Aufladung geringer bleibt. Ihre Argumentation erweist sich daher als falsch.

Damit sind dann natürlich die von Ihnen genannten Konsequenzen („häufiger staubwischen“, Notwendigkeit „teurer antistatischer Pinsel, Tücher und Mittelchen“) ebenfalls hinfällig.

6. Sie sprechen von „Firlefanz“, der „werbepsychologisch von allerhöchster Wichtigkeit“ sei. Auch da muß ich Ihnen widersprechen. Ich hatte hier im Forum schon von Anfang als nie ein Hehl daraus gemacht, daß ich die neuen wasser- und schmutzabweisenden Beschichtungen für nützlich, aber keineswegs als für mich kaufentscheidend halte. Solange ein Fernglas nicht „durch den Dreck gezogen“ wird, um es mal ganz drastisch zu formulieren, sehe ich für mich persönlich nur einen marginalen Vorteil ohne kaufentscheidende Wirkung, und ich sehe sogar einen möglichen kleinen Nachteil darin, daß die vom Siloxan erzwungene Tröpfchenbildung beim Temperaturwechsel in Verbindung mit hoher Lustfeuchtigkeit das Beschlagen eventuell etwas fördern könnte. Meine hier mehrfach geäußerte Meinung war immer: Die neue Beschichtung ist zu begrüßen, aber nicht von großer Bedeutung. Sie sehen also, daß ich nicht zu denen gehöre, die für LotuTec und Co. die Werbetrommel rühren. Dennoch mußte ich Ihnen aus Überzeugung widersprechen.

Daß die Firmenwerbung dann, wenn eine Neuheit, so geringfügig sie auch sein mag, diese gern groß herausstellt, wenn es – meistens nur für begrenzte Zeit - ein Alleinstellungsmerkmal ist, kann man wohl als normal bezeichnen. Das tut die Werbung auch in anderen Breichen, dort sogar viel, viel schlimmer, man denke nur an die „Extraportion Milch“ (in der Größenordnung von wenigen Gramm oder gar Milligramm) in kariesfördernden Dickmacher-Süßwaren. Den von Ihnen aufgeführten Beispielen (Megapixelwahn, Anti-aging-Produkte, Rauchen usw.) kann ich nur zustimmen. Die Werbung setzt leider auch auf die Dummheit der Mehrheit der Verbraucher. Dennoch, die Werbung für die neuen Beschichtungen war im Vergleich dazu sehr harmlos und nicht so übertrieben, wie Sie es hier darstellen.

7. Sie brauchen nicht in Deckung zu gehen (es sei denn, Ihr schlechtes Gewissen verursachte eine gewisse Scham), denn hier werden Sie nicht standrechtlich erschossen. Ich akzeptiere, daß Ihnen die wasserabweisende Beschichtung unwichtig ist, und damit sind wir beide gar nicht weit voneinander entfernt. Ich besitze unter meinen vielen Ferngläsern nur zwei mit solcher Beschichtung (ein Swarovski EL und ein Zeiss Victory FL), alle anderen haben keine, und ich vermisse sie dort nicht. In meiner Anwendungspraxis hat sich noch nie ein signifikanter Vorteil der neuen Beschichtung gezeigt, aber deshalb kann ich nicht anderen Käufern davon abraten, die ihre Fernglas vielleicht im Gegensatz zu mir oft bei Regen oder allgemein schlechtem Wetter und in staubiger Landschaft einsetzten. Dort hätte die Bschichtung gewiß ihren Vorteil, übrigens entgegen Ihren obigen Aussagen auch in der genannten staubigen Landschaft: Das Glas verstaubt unter identischen Bedingungen nicht mehr als ein unbeschichtetes, aber es kann mit einem Blaspinsel leichter vom Staub befreit werden, und wenn das mal nicht hift oder reicht, kann man es einfach mit Wasser abspülen und ruck-zuck trockenwischen. Das verhindert Kratzer durch eventuell mit einem beim Putzen fest angedrückten Tuch über die Linsenoberfläche gezogene harte Partikel (Staub besteht im Freien oft zu einem erheblichen Prozentsatz aus Quarz, und Quarz ist bekanntlich härter als Glas. Übrigens ist die fluorierte Siloxanschicht ebenfalls härter als Glas!

Bei dieser Gegelegheit möchte ich Ihnen auch schon meine Entgegnung auf Ihren anderen Antwortbeitrag ankündigen, in der ich Ihnen ebenfalls heftig widersprechen werden. Mein Problem ist nur, daß ich momentan eigentlich gar keine Zeit zum Schreiben langer Beiträge habe, so daß ich Sie bitten muß, noch ein wenig Geduld zu haben. Ich muß mich jetzt gleich wieder meiner beruflichen Arbeit zuwenden (u.a. weil ich letzte Woche drei Tage Verwandtenbesuch hatte und während dieser Zeit alle Arbeit geruht hat). Spätestens am Wochenende wird die Antwort zum Thema „Disparation“ und „Auflösungsgewinn“ folgen. Vielleicht ist es doch nicht verkehrt, wenn Sie vorsorglich schon man in Deckung gehen!

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vermeiden die japanischen Optikhersteller den "Lotuseffekt"?

MP 1597 11. Februar 2008 23:07

Es wäre vernünftig, ist auf Dauer aber wohl nicht durchzuhalten

konfokal 1078 12. Februar 2008 07:15

Lotuseffekt fragwürdig?

R. Brathe 990 12. Februar 2008 08:54

Re: Lotuseffekt fragwürdig?

Gunnar 1010 12. Februar 2008 11:23

Polemik statt Information

Norbert Weigand 957 12. Februar 2008 09:24

Ich lasse mich gern überzeugen, aber ungern für dumm verkaufen.

konfokal 1320 14. Februar 2008 08:18

Halbrückzieher mit neuer Polemik - Fazit

OhWeh 1039 14. Februar 2008 10:09

Die von UV-Licht hervorgerufene Spaltung von Kohlenstoffbindungen

konfokal 958 15. Februar 2008 13:43

Re: Die von UV-Licht hervorgerufene Spaltung von Kohlenstoffbindungen

OhWeh 1023 15. Februar 2008 19:16

Fehlinformation und Polemik

OhWeh 1062 12. Februar 2008 10:21

Einige Ihrer Spekulationen entsprechen nicht den Tatsachen

Walter E. Schön 1433 12. Februar 2008 11:59

Re: Einige Ihrer Spekulationen entsprechen nicht den Tatsachen

Dr. Max P. 1042 12. Februar 2008 12:58

Re: Einige Ihrer Spekulationen entsprechen nicht den Tatsachen

Volker Werres 978 12. Februar 2008 13:04

Dipl. Chemiker - promoviert in rer nat?

OhWeh 1095 12. Februar 2008 15:06

Re: Vermeiden die japanischen Optikhersteller den "Lotuseffekt"?

Werner Jülich 1132 12. Februar 2008 10:23

Wo ist der Beitrag von Herrn Schön gelandet

Volker Werres 983 12. Februar 2008 15:14

Ich habe meinen Beitrag nicht gelöscht

Walter E. Schön 931 12. Februar 2008 15:47

Re: Ich habe meinen Beitrag nicht gelöscht

jForumAdmin 1063 12. Februar 2008 16:42

Mein Beitrag enthielt einen Link zu Wikipedia „Siloxane“

Walter E. Schön 1024 12. Februar 2008 16:53

Re: Mein Beitrag enthielt einen Link zu Wikipedia „Siloxane“

jForumAdmin 1072 12. Februar 2008 16:59

Änderungsvorschlag

Volker Werres 914 12. Februar 2008 19:52



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