Ich denke, für ein Glas in dieser Preisklasse ist das ein echter Mangel. Und auch Leica hat den sofort anerkannt.
Also bei der Qualitätskontrolle wird anscheinend ein bisserl gespart.
So richtig gespart wird jedoch beim Service.
Die Organisation des Transports zur Reparatur nach Portugal lief schon etwas holprig. Wenn man weiß, wie es geht (Leica weiß das nicht so ganz genau), holt DHL das Paket beim Kunden ab, fliegt es ein paar tausend Kilometer quer durch Europa, und rund 24 Stunden später bekommt man eine Empfangsbestätigung aus Porto.
Durchlauf war rund 14 Tage, also etwa so lange, wie ich das Glas vorher in Verwendung hatte. Naja, nicht wirklich erschütternd, aber wenn so ein Schatzerl noch derartig jung ist, wäre es schon schön, wenn es ein bisser schneller ginge ...
Dann hat DHL-Express geliefert, und so sah das Glas aus:
Das sind nur zwei Spitzlichter, das Ultravid war rundherum übel zugerichtet. Vorher neuwertig ohne jegliche Gebrauchsspur, jetzt hatte da anscheinend ein unbegabter Amateur mit völlig ungeeignetem Werkzeug herumdilettiert: Tiefe Kratzer im Gehäuse und an den Verschraubungen, die man mit Edding übermalt hatte, das zuvor erwähnte Sichtfenster verkratzt und an den Rändern abgesplittert, die Armierung war teils bucklig, teils hohl liegend aufgebracht, und, und, und ...
Genau durchgeschaut habe ich es gar nicht, tags darauf hat es der Paketbote schon wieder abgeholt.
Richtig irritiert war ich dann von der Reaktion des "Customer Care", die Dame am Telefon war zwar höflich und bemüht, in der Sache war die Reaktion des Kundendienstes aber in meinen Augen völlig inakzeptabel. Man wollte zunächst lediglich ein paar kosmetische Korrekturen anbringen.
Meinen Einwand, dass jemand, der schon an der Oberfläche solchen Pfusch abliefert, wohl auch bei den wesentlichen Schritten in der Tiefe nicht nennenswert anders vorgehen würde, wollte man nicht wirklich hören.
Es folgte ein längeres Hin und Her mit Mails und Telefonaten, letztlich wurde mir dann doch ein Tausch gegen ein Neugerät zugesichert.
Das ist gestern eingetroffen, insgesamt über zwei Monate nach dem ersten Kontakt mit dem Leica Service.
Bislang alles bestens damit.
Es ist wohl ein Trend der Zeit, Kostenoptimierung wo immer möglich, blumige Präsentation, wirklich gute Ansätze, aber hinter die Fassade darf man nicht so genau schauen.
Meine persönlicher Schluss aus der Sache (und nicht nur aus dieser):
Kundendienst wird anscheinend überall wegrationalisiert, auch bei Firmen wie Leica, die sich aber höchste Qualität und beste Kundenbetreuung an die Fahnen heften. Solange nichts schief läuft mit einem Neugerät, kann man viel Freude daran haben. Aber auch wenn der Preis hoch ist, der Trend zum Wegwerfartikel ist nicht zu übersehen.
Jedenfalls bleibt das mein einziges Leica. Aber siehe oben, in dem Bereich bin ich ohnehin gut versorgt ... ;)
LG, Philipp
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.08.23 21:54.