Zitat:
„Ein kritischer Blick auf die Austrittspupillen sollte die Dachkante dann als mehr oder weniger deutlichen Strich durch die AP zeigen.“
Zitatende
Das ist so noch nicht ganz richtig. Denn die Dachkante befindet sich im Strahlengang irgendwo zwischen Objektiv und Ebene des Zwischenbilds (bzw. der Sehfeldblende), und zwar deutlich näher am Zwischenbild. Die Austrittspupille jedoch ist das vom Okular erzeugte (scharfe) Abbild der Eintrittspupille und bildet daher Teile der Objektivfassung (= Eintrittspupillenbegrenzung) scharf als Begrenzung der AP ab, nicht aber die viel näher am Okular liegenden Dachkanten. Die könnten deshalb in der AP, wenn überhaupt, nur sehr unscharf wahrnehmbar sein, wenn sie sehr stark ausgeprägt (= dick) sind, aber gar nicht, wenn sie dem Idealzustand nahe nur haarfein sind.
Wenn Du die Dachkante sehen (bei einem guten Fernglas: erahnen) willst, dann dreh' das Glas um und schaue von der Objektivseite mit dem Auge relativ nahe am Objektiv schäg seitwärts hinein: Du siehst dann tief hinten im Rohr seitlich außerhalb der hellen Öffnung (durchs Okular), also im dunklen Teil des Rohres, eine eckige Halterung des Prismas. Wenn Du gegen eine große helle Fläche (nicht gegen eine Lampe, denn Du brauchst sehr schräg seitlich durchs Okular einfallendes Gegenlicht!) schaust, z.B. gegen ein vom Tageslicht oder von einer Lampe beleuchtetes weißes Papier, dann ist diese eckige Halterung wegen der auftretenden Spiegelungen besser erkennbar. Nun drehe bei weiterhin schrägem Blick nahe dem Objektivrand ins Innere das Fernglas um die optische Achse, bis Du am Rand nahe der eckigen Halterung an eine Stelle kommst, an der eine kleine bis winzige dunkle Dreiecksspitze wie eine Pfeilspitze zur Mitte hin zeigt. Die Pfeilspitze ist die Stelle, an der die Dachkante beginnt (oder endet, je nach Sichtweise). Bei einem guten Fernglas wirst Du allerdings die Dachkante selbst eher vermuten als wirklich sehen, bei einem Fernglas, das die von Dir beschriebenen „Balken” erzeugt, sollte sie aber gut zu erkennen sein. Ich habe vorhin bei allen meinen Dachkantferngläsern (Leica und Nikon) nachgesehen und in allen Fällen diese Dreiecksspitze, aber nirgendwo die Dachkante gesehen, was für die Güte dieser Dachkanten spricht. Ich habe bisher auch mit keinem dieser Ferngläser am Mond irgendwelche „Balken“ gesehen.
Walter E. Schön