... beim Kauf beispielweise eines PKW zur alltäglichen Fahrt, sagen wir der Einfachheit halber mal: zur Arbeit, also diese Fragen nach ein paar Winkelzügen dergestalt zu beantworten oder auch nur beantworten zu wollen, daß man voller Begeisterung darüber philosophiert, wie man am besten auf nur zwei Rädern von je zwei (und damit ja getrennten) Achsen, wie man so also im Rückwärtsgang bis nach Südfrankreich fährt, und daß man dabei und sogar darüber hinaus imstande ist, das Fahrvermögen vermittels einer kardanischen Aufhängung des Fahrersitzes mit einem komfortableren Raumeindruck trickreich zu kombinieren – wenn man das einmal nur ganz kurz bedenkt, dann muss man zu dem Schluß kommen, daß Begeisterungsfähigkeit ansteckend und der Mai ein die fundamentalen Körper- und Geistesfunktionen doch recht anregender Monat ist.
Anders gesagt, es gibt gute, sehr gute und auch ganz schlechte Ferngläser, das ist doch auch dem einfacheren Gemüt über kurz oder lang sicher eingängig zu machen, auch was den jeweiligen und entsprechenden Preis anbelangt. Im Zweifel fände ich es aber gerade für Anfänger recht hilfreich, ganz allgemein dazu ermuntert zu werden, sich ruhig mit einem „einfachen" Fernglas zu bewaffnen, kein großes Theater zu machen mit „Triplett" und anderem Gedöns, raus in die Natur, in die Landschaft und unter den Himmel zu gehen – und dann zu studieren: Seherlebnisse sukzessive aus dem Erlernen von optischen Geräteeigenschaften und visuellen Gewohnheiten abzuleiten. Kein Anfänger wird an das wundersame Beobachten herangeführt, wenn er das Gefühl bekommt, man müsse zudem die Kunst beherrschen, das Glas verkehrt oder schräg zu halten, um dann in seinem Inneren Lichtspuren der Dachkante zu erahnen oder falls nicht – zumindest ein Gefühl von „der Rückseite des Spiegels" (K. Lorenz) zu bekommen.
Es bleibt dazu noch rätselhaft, warum es im Vergleich von Ferngläsern, und in der merkwürdig hingebungsvollen Abwägung beabsichtigter Käufe, immer so wild zwischen den geradezu unglaublichen 100 Euro Chinagläsern einerseits, und den Preziosen des alten Europa für das Zehnfache andererseits, hin- und herwabert. Mit ein wenig Glück kann man doch über Versteigerungsportale sehr, sehr gute Porroprismengläser ergattern (bei Dachkantgläsern wäre ich eher zurückhaltend). Es sind dort beileibe nicht alles „Gurken", und man sollte auch nicht immer nur auf die Jenaer Geräte sehen, sondern vor allem auf die aus Russland und auf die alten und älteren Exemplare aus Hessen. Zuletzt hatte ich das, inzwischen vierte, uneingeschränkt funktionsfähige, sauber kollimierte und sehr präzise, randscharf abbildende Beck-Fernglas (aus Kassel), Porroprismen 7x50, dort für knapp über 30 Euro bekommen. Salopp gesagt ist doch dagegen der ganze Murks aus China für den A...., wenn Sie das so gestatten. Optisch, mechanisch, in jeder Hinsicht.
Textoris