Für Natur- und insbesondere Tierbeobachtung kommt nur ein Fernglas mit Zentralfokussierung in Frage. Da Sie Insekten nennen, ist eine kurze Nahgrenze erforderlich, die Sie nur mit einem Dachkantglas haben (Porroferngläser kommen nicht näher als 4 m, oftmals sogar nicht näher als 5 oder 6 m). Wale werden Sie wohl vom Schiff aus beobachten, so daß als weitere Bedingung Wasserdichtheit gefordert ist. Die Astronomie verlangt nach möglichst großer Öffnung, und ein großer scheinbarer Sehwinkel ist für ausgedehnte Objekte nützlich. In dieser Anwendung werden Sie eventuell ein Stativ nutzen, wohl kaum aber bei der Naturbeobachtung, so daß für freihändiges Beobachten die Vergrößerung nicht höher als 10fach sein darf, während für Ihre Astroambitionen eine hohe Vergrößerung von Vorteil, 10fach also besser als 8fach ist. Die damit (im Vergleich zur 8fachen Vergrößerung) verbundene geringere Schärfentiefe ist in ihrem Alter und für die nächsten zehn Jahre kein Problem. Schließlich soll das Gewicht nicht höher als 1000 g sein.
Da gibt es meines Wissens nur ein einziges Fernglas, das alle Ihre Bedingungen erfüllt, nämlich das Leica Ultravid 10x50 BR. Ich hoffe, Sie hatten Ihr Sparschwein dick genug gemästet.
Die nicht zu übersehende Randunschärfe müssen Sie im Zusammenhang mit einem für ein 10x50-Fernglas riesigen Sehwinkel betrachten. Denken Sie sich den Randbereich von ca. 5° weg, dann kann dieses Ultravid in der Randschärfe mit anderen in der Astronomie geschätzten Ferngläsern (mit Einzelokulareinstellung, nicht wasserdicht, mit Naheinstellung erst ab 8 m oder mehr und 1,5 kg schwer) annähernd mithalten. Betrachten Sie also die Randunschärfe nicht als Mangel, sondern den nicht mehr ganz scharfen Randbereich als Zugabe. Wenn Sie das nicht akzeptieren können, käme als Alternative das Swarovski SLC 10x50 mit besserer Randschärfe, aber mit einer viel weiteren Nahgrenze von 5 m (statt 3,3 m beim Leica) und ca. 160 g höherem Gewicht in Frage.
Walter E. Schön