Ohne Zweifel ist das Fujinion 10x50 eines der besten, wenn nicht das beste Astroglas dieser Größenklasse. Aber unser „Astrofreak“ suchte doch klipp und klar ein nicht nur für Astro, sondern auch für Naturbeobachtung geeignetes Fernglas und nannte exemplarisch Vögel, Wild, Insekten, Wale. Da kann er bestenfalls noch bei den Walen gut beobachten, sofern sie sich dem Schiff nicht zu sehr nähern. Alles andere scheitert vor allem an fehlender Zentralfokussierung. Die aus den genannten Anwendungen resultierende Forderung nach gutem Nahbereich und das Gewichtslimit haben Sie offenbar auch geflissentlich übersehen.
Ich kann Ihnen nur soweit zustimmen, als man „Astrofreak“ empfehlen könnte zu überlegen, ob statt eines Fernglases, das alle Bedingungen erfüllt, in seinem Falle auch zwei (oder gar drei) Ferngläser in Frage kämen, die zwar jeweils nur Teilbereiche abdecken, in diesen aber einige interessante Vorteile bieten (z.B. geringeres Gewicht und Kompaktheit für Naturbeobachtung, noch kürzere Naheinstellung für Insektenbeabachtung).
In Ihrem Satz „Es ist nicht so teuer, weil es Einzelokulare hat“ haben Sie wohl etwas anderes gemeint als geschrieben. Denn Einzelokulare hat jedes binokulare Fernglas. Ich kenne zumindest keines, das ein gemeinsames Okular für beide Augen hat. Sie meinten wahrscheinlich die für Natur- und Tierbeobachtung nahezu unbrauchbare „Einzelokularfokussierung“.
Das Canon 12x36 IS II ist sicher ein sehr gutes Fernglas, zumal für seinen Preis und aufgrund der Bildstabilisierung. Aber es wäre hier als Ergänzung des Fujinons nicht ausreichend, um die nicht von Fujinon abgedeckten Anwendungsbereiche möglich zu machen, weil es eine Naheinstellung nur bis ca. 7 m hat (nach Herstellerangabe zwar immer noch viel zu weite 6 m, aber tatsächlich hatten alle mir bisher vor die Augen gekommenen 12x36 IS II eine Nahgrenze um ca. 8 m und nur ein einziges nach Umbau bei Canon und Verzicht auf jeglichen Überhub eine Nahgrenze von 7 m). Zur Walbeobachtung würde ich es auch nicht empfehlen, obwohl dafür 8 m Nahgrenze ausreichte, weil es nicht wasserdicht und objektivseitig nicht einmal spritzwassergeschützt ist. Die fehlende Naheinstellung müßte somit durch ein drittes Fernglas möglich gemacht werden, das dann auch noch wasserdicht sein sollte, um Anwendungen zu erlauben, bei denen Regen, hohe Luftfeuchtigkeit, starke Temperatrwechsel (innenseitiges Beschlagen!) oder Spritzwasser drohen. Ob dafür der Inhalt des Sparschweins noch ausreicht und ob unser „Astrofreak“ bereit ist, z.B. in den Urlaub drei Ferngläser und auf Wanderungen und Exkursionen mindestens zwei Ferngläser mitzuschleppen, die die seinen Wünschen gemäß zusammen nicht über 1000 g wiegen dürften (was dann um mehr als 100% überschritten würde), weiß ich nicht.
Sie haben es sicher gut gemeint, und nach Ihren eigenen individuellen Wünschen und Vorgaben mag das eine geeignete oder gar optimale Lösung sein, aber wenn man ernstnimmt, was „Astrofreak“ in SEINER Wunschliste geschrieben hat, wäre er damit alles andere als gut beraten.
Stellen Sie sich vor. jemand schriebe in einem Autoforum, er suche für seine dreiköpfige Familie ein Auto, das nicht länger als 4,9 m ist (z.B. damit es bequem in die Garage paßt) und nicht über 25000 Euro kostet, einen für das Urlaubsgepäck ausreichend großen Kofferraum hat, bequem zu handhaben ist, einen kleinen Wendekreis hat (weil z.B. die Zufahrt zur Garage verwinkelt ist) usw. Und Sie schreiben Ihm dann, ein großer Geländewagen sei ideal für den Urlaub, weil sogar ein Schauchboot hinein paßt, und für die täglichen Einkäufe könne man dann einen Polo oder Smart nahmen, und wenn die Sonne scheint und die Luft wieder wärmer ist, wäre ein Cabrio noch viel lustiger. So ähnlich kommt mir Ihr Fernglasvorschlag vor.
Walter E. Schön