Hallo Herr Müller,
ich bin vor etwa vier Jahren mit eigener optischer Ausstattung in die Vogelbeobachtung eingestiegen.
Ich habe ähnlich wie Sie, zunächst zu einer 10fachen Vergrößerung tendiert. Ebenfalls wie Sie, hatte ich den Wunsch eine Obektivöffnung von 30/32mm zu haben, hautpsächlich aus Gewichtsgründen. Diese Kombination ergibt allerdings eine etwas magere AP von ca 3 was unter schwierigen Verhältnissen schon recht knapp ist (Dämmerung, Beobachten im Wald). Zudem mußte ich feststellen, dass ich die 8fache Vergrößerung ruhiger halten kann als die 10fache und damit mehr Spaß am Beobachten entwickel. Ich wollte (und konnte) nicht direkt 1500 Euro für ein Fernglas ausgeben, so habe ich mich für ein Conquest 8x30 entschieden. Vorteile: es ist wegen seines geringen Gewichts (fast) immer dabei, selbst beim Radfahren hängt es um den Hals, es hat ein zufriedenstellendes Bild in Helligkeit, Kontrast und Farbwiedergabe (solange man die Spitzenklasse nicht gewohnt ist). Nachteile: ein geringes Sehfeld und sichelförmige Reflexe im unteren Bereich bei Gegenlicht.
Nun wollen Sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachten, da ist das Gewicht wohl nicht so sehr entscheiden. Eine 40mm Öffnung erhöht also die AP auch für die 10fache Vergrößerung so weit, dass Sie unter den meisten Bedingungen Freude am Beobachten haben werden. Ob 8fache oder 10fache vergrößerung müssen Sie selber durch ausprobieren herausfinden. Können Sie 10fach noch ruhig halten?
Aber bedenken Sie auch: die Größe des Sehfelds ist bei der Vogelbeobachtung sehr wichtig (wie Sie ja mit dem unzureichenden Sehfeld bei 40fach schon erkannt haben), so dass Sie möglicherweise von einem 8x30/32, 8x40/42, oder 7x42 "mehr" haben als von gleichen Ferngläsern mit 10facher Vergrößerung. Dies gilt umso mehr, wenn Sie bereits jetzt auch über die Anschaffung eines Spektivs nachdenken.
Ich bin meist mit meinem 8x30 plus kleinem (65mm) Spektiv unterwegs und mit dieser Kombination (was die Vergrößerungsmöglichkeiten angeht) sehr zufrieden. Allerdings wünsche ich mir mittlerweile ein größeres Sehfeld und träume auch von einem hochwertigen 7x42.
Der Geldbeutel spielt hier natürlich eine wesentliche Rolle. Ich erinner mich aber noch gut an die Empfehlung eines Forumteilnehmers mit großer Fernglassammlung. Er schrieb damals, dass die frühzeitige Investition in ein teures Fernglas/Spektiv der Spitzenklasse durchaus Geld sparen kann, da man auf lange Sicht zufrieden sein wird und eine weitere/zusätzliche Neuanschaffung erspart bleibt. Die Mittelklasse weckt bei häufiger Nutzung die Lust auf ein "noch perfekteres" Beobachtungsvergnügen. So ist bei der Kaufentscheidung durchaus auch abzuwägen wie häufig Sie ihr Ferngals einsetzen werden.
Gehen Sie damit "nur" über die Straße zum nächstgelegen Biotop oder sprechen Sie von einem ernsthaften Hobbie bei dem das Glas häufig "in aller Welt" eingesetzt wird?
Soweit meine bisherigen Erfahrungen. Die Entscheidung ist nicht einfach und bedarf keiner Eile.
Gruß
Ron Reitz