Herr Reitz,
es wird Ihre Freude am guten Kundenservice hoffentlich nicht trüben, daran zu erinnnern, dass es bei einem relativ neuen Premiumglas eigentlich keinen Anlaß für derart motivierte "qualitativ hochwertige Grüße" geben sollte. Wenn ein Teil der Führungsmechanik ausgewechselt werden mußte heißt das doch, dass entweder die Qualitätskontrolle versagt hat oder das Schwächen beim verbauten Material oder sogar bei der Konstruktion vorliegen. Das kann sicher vorkommen. Aber hätte es sich um ein preiswertes einfacheres Glas gehandelt, wären Sie dann über einen gleichartigen Reparaturerfolg nach so kurzer Zeit auch so erfreut gewesen oder wären Ihnen nicht eher leise Zweifel an der Qualität gekommen?
Mir erscheint die Mechanik bei Zeiss nicht in allen Punkten sonderlich hochwertig ausgeführt. Die Fokussierlinsen werden z.B. nicht präzise geführt, sondern ruckeln in einer Kunststoffschiene hin und her. Dass mag konstruktiv genügen, hochwertig wirkt es nicht. Wenn man sich die Führungen der Fokussierlinsen in den Objektivtuben vergleichend anschaut, kann man erkennen dass z.B. Leica hier wesentlich sorgfältiger zu konstruieren und zu bauen scheint. Bei Leica wird anscheinend in mechanischen Belangen mehr Wert auf hohe Qualität und Genauigkeit selbst da gelegt, wo auch eine schlichtere Auslegung den Zweck schon erfüllen würde - das treibt den Preis. Zuweilen versteigt man sich sogar in abenteuerliche und teure Verschlimmbesserungen á la Titanachse, auch die Mechanik der Ultravid-Taschengläser scheint unsinnig komplex und ist mit Sicherheit unnötig aufwendig und teuer in der Fertigung - wovon der Kunde rein gar nichts hat.
Bei zeiss habe ich dagegen den umgekehrten Eindruck, man sucht gezielt Stellen, wo es nicht so genau kommt, um mit einer simpleren Auslegung Geld zu sparen, wo es geht, das gilt für das Gehäusematerial, wie für die sonstige mechanische Ausführung. Nicht verwerferlich, aber ich finde es steht einem Premiumglas nicht gut, sich merklich in Richtung unterer Grenze der mechanischen Qualität zu orientieren. Selbst die Oberfläche fühlt sich für mein Empfinden bei Zeiss irgendwie zu billig an, auch wenn sie ihren Zweck erfüllen mag.
Und was die Gängigkeit angeht: Ich hatte vor kurzem vier verschiedene Victory-Modelle vergleichend im Fachhandel in der Hand, bei keinem lief die Fokussierung geschmeidig, alle ruckelten mehr oder weniger, und die Unterschiede in der Gängigkeit reichten von eindeutig zu fest, über seltsam leichtgängig, bis hin zu allenfalls akzeptabel. (Ironischerweise war es bei Leica-Modellen mit dem Ruckeln nicht besser, trotz des dort konstruktiv vermutlich größeren Aufwands). Mit einem Satz: Die Optik bei Zeiss ist sehr schön, bei Mechanik, Haptik und Design würde ich mir ein höheres Niveau wünschen. So hoch, dass man hier im Forum nicht immer wieder kontroverse Beiträge darüber lesen muß und auch der Service weniger in die Schlagzeilen kommt.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.07.09 15:58.