Die meisten Premium-Hersteller bieten Gläser mit komfortablen AP-Längsabstand an, vermutlich um die kaufkräftigen älteren Kunden anzusprechen, die überdurchschnittlich oft mit Brille beobachten wollen oder müssen. Wenn das Gewicht niedrig bleiben soll, muß man für diese Brillenträgerfreundlichkeit mit etwas Sehfeld bezahlen. Vielleicht könnten die Hersteller deshalb überlegen, bei einigen Modellen eine zusätzliche Variante mit verkürztem AP-Längsabstand ins Programm zu nehmen. Diese Varianten wären zwar für (insbesondere weitsichtige) Brillenträger weniger komfortabel, würden aber denjenigen, die bereit sind die Brille abzunehmen, oder die keine brauchen, den Vorteil etwas größerer Sehfelder bieten.
Wie kurz müßte z.B. der AP-Längsabstand beim Victory 7x42FL werden, wenn man 175m Sehfeld bei annährend gleichem Gewicht anstrebte? Ich habe keine Ahnung ob meine Abschätzung hinkommt, aber wenn man es grob vereinfacht und das Ganze überschlägig trigonometrisch rechnet, kommt man statt der "normalen" 16mm des Victory auf 13,7mm - ein Wert, der sogar für manche Brillenträger noch akzeptabel sein dürfte. (Die 32er Ultravids z.B. haben Werte um die 13mm).
Okulare mit kürzerem AP-Längsabstand dürften eine kleinere Brennweite haben, das erforderte dann für gleiche Vergrößerung auch kurzbrennweitigere Objektive. Kürzere Brennweiten, also höhere Brechkräfte, sind generell mit höheren Bildfehlern verbunden, besonders in Randnähe, die optische Korrektur würde schwieriger und erforderte wahrscheinlich höherbrechende Gläser mit höherem Gewicht. Trotzdem würde ich darauf tippen, dass sich mit verkürzten AP-Lagen bei ähnlichem Gesamtgewicht deutlich mehr Sehfeld machen liesse. (Vielleicht ist die im Vergleich etwas kürzere AP-Lage des 7xVictory auch mit ein Grund für sein relativ großes Sehfeld, denn die 7xGläser der Mitbewerber haben alle höhere AP-Abstände als 16mm. Das Ganze passt umgekehrt auch zu der Beobachtung, dass es Taschengläser mit kleinen Prismen und niedrigem Gewicht gibt, die dennoch subjektive Sehwinkel von über 60 Grad erreichen - bei entsprechend unbequem kurzem AP-Längsabstand und deutlichem Randabfall der Bildqualität).
Ich könnte mir vorstellen, dass im Premiumsegment solche Varianten mit größerem Sehfeld und kürzerer AP-Lage bei einigen Fernglasmodellen genügend Absatz finden könnten, nicht alle Leute beobachten mit Brille. Und wer es tut oder tun muß, wird vom gegenwärtigen Angebot ja schon gut genug bedient. Also, wie wär's mit low-eyepoint-wide-angle Varianten...?
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.10.09 19:49.