... auf die vielen Möglichkeiten hingewiesen, die zu Ungenauigkeiten bzw. Unsicherheiten führen können. In der Summe aller dieser möglichen Fehler (bitte beachten Sie das Wort „möglichen“) kann selbst dann, wenn die Distanz zwischen den beiden Laternen wirklich genau 17 m sein sollte, noch immer für das Endergebnis („95 m auf 1000 m“) eine so große Toleranz zustande kommen, daß damit die Abweichung von der Herstellerangabe („87 m auf 1000 m“) erklärbar wäre. Ich will und kann auch gar nicht die Herstellerangabe verteidigen. Ich weiß sehr wohl, daß viele solche Herstellerangaben aus den verschiedensten Gründen, von denen ich einige bereits genannt hatte, falsch sind. Vielmehr wollte ich nur sagen, daß man für zuverlässige Ermittlung des Sehfeldes auf 1000 m schon mit genaueren Methoden arbeiten muß, als Sie es getan haben.
Da Sie immer wieder betonen, daß Herr Jülich 87 m angegeben habe, möchte ich auch dazu noch meine Vermutung äußern, daß Herr Jülich sicher diesen Wert nicht selbst ermittelt oder überprüft hat, sondern nicht anders als andere Fachhändler oder Vertriebsfirmen solche Angaben jeweils den Herstellerunterlagen entnimmt. Sagen Sie also besser, daß Vixen für das betreffende Fernglas ein Sehfeld von 87 m angibt.
Sie schreiben am Ende:
„Ist es da nicht naheliegend, dass Ferngläser völlig unterschiedlicher Konstruktion und Qualität auch unterschiedliche Sehfelder haben? Für mich ist das naheliegend. In der Tabelle in meinem Prospekt finden sich weitere Ungereimtheiten, die mehr ins Auge springen.“
Es ist zwar bei unterschiedlichen Konstruktionen durchaus zu erwarten, aber keineswegs zwingend, daß verschiedene Vixen 10x50 unterschiedliche Sehfeldgrößen haben. Den Vorwurf der Ungereimtheit würde ich jedoch erst erheben, wenn das nachgewiesen wäre. Vermutung allein reicht nicht. Es könnte ja sein, daß alle diese Modelle gleichartige Okulare und Sehfeldblenden haben und sich nur durch verschiedene Objektive, Prismensysteme, Fokussierungen (Zentral- und Einzelokularfokussierung), vorhandene oder fehlende Wasserdichtheit, Arte der Augenmuscheln, Gehäusematerialien und Design unterscheiden. Ich behaupte das nicht, aber es könnte so sein. Und dann wäre ohne jeden Widerspruch durchaus ein einheitlich großes Sehfeld möglich.
Was die Schlampigkeit und Unehrlichkeit mancher Herstellerangaben betrifft, so widerspreche ich nicht grundsätzlich. Vielmehr hatte ich selbst ein Beispiel dafür vorgeführt, dem ich noch manche weitere hinzufügen könnte. Dort waren zahlreiche Fehler schon ohne Nachmessen evident. Aber im Falle der Sehfeldangabe von Vixen, die möglicherweise auch falsch ist, muß man schon viel genauer beim Nachmessen vorgehen, als Sie es getan haben, um den Vorwurf zu untermauern. Sie könnten z.B. eine Schnur nehmen, die exakt so lang wie der Abstand zwischen den Laternen ist oder an der Sie diese Länge durch einen Knoten oder anderweitig markiert haben, und dann mittels dieser Schnur zusammen mit einem Helfer den Abstand von der Mitte zwischen den Laternen zu Ihrem Fernglas-Aufstellort gemessen haben. Wenn dieser Abstand kein ganzzahliges Vielfaches des Laternenabstandes ist, können Sie die verbleibende Differenz mit einem Maßband messen. So jedenfalls könnten Sie schon zu einem wesentlich genaueren Wert als mit GPS kommen. Sie müssen dann aber auch noch auf den rechten Winkel achten, der zwischen der Visierlinie vom Fernglas zur Mitte zwischen den Laternen (nicht zur linken oder rechten Laterne) und der Verbindungslinie zwischen beiden Laternen vorliegen muß. Wenn Sie das alles sorgfältig machen, sollte Ihr Fehler für jede der beiden Längen (Laternenabstand und Fernglasabstand zur Mitte zwischen den Laternen) problemlos unter 1% bleiben, was dann bei einer Abweichung vom rechten Winkel unter 4° zu einem Gesamtfehler von ca. 2% führte. Das klingt schon ziemlich genau, aber wäre bei einer Sehfeldgröße wie im vorliegenden Falle (Größenordnung 90 m) immer noch eine Toleranz von knapp 2 m (Rundung auf ganze Meter eingeschlossen)! Wollte man ein Ergebnis erzielen, dessen Toleranz unter der Rundungsungenauigkeit (bei Rundung auf ganze Meter) liegt, also kleiner als 0,5 m ist, müßten alle Messungen nochmals um den Faktor 4 genauer werden. Das dürfte ohne Einsatz genau arbeitender Vermessungsgeräte oder Nutzung einer geeigneteren Topografie (z.B. freier rechtwinkliger Großparkplatz vor einem Einkaufszentrum mit zu einer Gebäudefassade rechtwinkligen Bordsteinkanten) gar nicht so einfach sein.
Walter E. Schön