Das auf Seite 16 und 17 beschriebene Gelbfilter ist
kein fotografisches Gelbfilter, sondern ein sehr spezielles, gar nicht im Fotohandel erhältliches
Bandpassfilter für industrielle und wissenschaftliche Anwendungen. Fotografische Gelbfilter lassen keineswegs nur gelbes Licht durch, sondern schneiden sogar ziemlich steilflankig violettes (helles Gelbfilter 021) bis maximal blaues Licht ab (dunkles Gelbfilter 023), wie die Transmissionskurven auf Seite 9 zeigen. Sie sehen dort, dass z.B. das Gelbfilter 021 ab ca. 500 nm annähernd konstant ca. 90% Transmission hat!
Auch Holger Merlitz hat hier [
www.juelich-bonn.com] wie in seiner höchst fragwürdigen (weil wie Fakten dargestellten) Spekulation über den Einfluss von UV-Strahlung auf Kontrast und Bildschärfe bei Ferngläsern neben zahlreichen anderen auch diesen Fehlern gemacht (in der Antwort auf Marc Champollions Aussage zu fotografischen Gelbfiltern: „es ist Ihnen entgangen, dass wir die ganze Zeit von Violett(Kanten)-Filtern sprechen, die nur einen Teil des Violett ausblenden, und nicht von Gelb(transmissions)-Filtern, die hauptsaechlich Gelb durchlassen und alles andere wegschmeissen“).
Wenn Sie sich die Transmissionskurve des von Ihnen zitieren UV/IR-Sperrfilters 486 auf Seite 5 angesehen haben, sollte Ihnen nicht entgangen sein, dass dessen Transmissionskurve sehr schlecht für ein Fernglas wäre: Es wird zwar echtes (also unsichtbares und daher für den Kontrast der Bilder völlig irrelevantes) UV sehr schön steilflankig abgeschnitten, aber zwischen etwa 410 nm und 670 nm verläuft die Kurve nicht nur etwas „zackig“, sondern auch durchschnittlich nur 80% hoch! Das würde also einen ganz gewaltigen Helligkeitsverlust bedeuten, etwa so, als ob das Fernglas nur noch MgF2-einschichtvergütet wäre und Aluminiumverspiegelung hätte. Das soll Fortschritt sein? Es wäre fatal, wenn solche (oder auch nur UV sperrende, aber kaum höhere Transmission aufweisende) dichroitische Filter im Sinne Merlitzscher Phantasien für Filter eingesetzt würden.
Wenn es sinnvoll wäre (was aber nicht der Fall ist), dann wäre mit annähernd gleich guter UV-Unterdrückung nur ein normales UV-Sperrfilter wie das Filter UV 010 einsetzbar, wie die graue Kurve in erstem Diagramm hier zeigt:
www.schneiderkreuznach.com/pdf/filter/bw_filter_transmissonskurven.pdf
Im dritten Diagramm der rechten Spalte ist die Transmissionskurve des Filter 486 und in der linken Spalte unten sind die Transmissionskurven der Gelbfilter 021, 022 und 023 gut zu vergleichen. Der einzige Unterschied in den beiden Darstellungen zum Filter 486 ist, dass in der von Ihnen verlinkten B+W-Publikation die Transmission und in der von mir verlinkten die
Reintransmission angegeben ist. Die Reintransmission bezieht sich auf das ins Filter eindringende Licht, die Transmission auf das aufs Filter auffallende Licht – also ist dort die Kurve niedriger, weil der Reflexionsverlust mitberücksichtigt ist. Auf jeden Fall liefert das normale fotografische UV-Sperrfilter ab ca. 400 nm über den ganzen sichtbaren Bereich ca. 10% höhere Transmission als das dichroitische Filter. Dieser Unterschied ist systembedingt, also nicht änderbar!
Alle diese Transmissionskurven wurden übrigens von Walter E. Schön auf Basis exakter Spaktralphotometermesswerte im 5-nm-Abstand gezeichnet. Das kann Ihnen helfen, die Glaubwürdigkeit einzuschätzen.
Wichtig: Die Unterdrückung von (
sichtbarem) Violett ist sowohl beim Filter UV 010 als auch beim Filter 486 so gering und die Augenempfindlichkeit für diesen unterdrückten Bereich gemäß V-Lamba-Kurve so winzig, dass eine
sichtbare Auswirkung auf den Bildkontrast
völlig ausgeschlossen werden kann. Im Gegenteil würde ein solches zusätzliches Filters wegen der zusätzlichen Absorption und vor allem wegen des durch Reflexion erzeugten Streulichts mehr schaden als nutzen. Aber glücklicherweise sitzen bei den namhaften Fernglasherstellern Fachleute, die gut genug wissen, dass sie die kuriosen Ratschläge von Holger Merlitz besser ignorieren als befolgen.
Übrigens musste ich heftig staunen, als ich von Holger Merlitz' Erkenntnissen über den kontrastmindernden Einfluss der Rayleigh-Streuung von violettem Licht innerhalb des ca. 2 cm langen Lichtwegs im Glaskörper des Auges gelesen habe. Unglaublich, was man mit ein bisschen Scharfsinn und sehr viel ungebremster Phantasie alles herausfinden kann!
Grantler