Das habe ich gerade im Yoder/Vukobratovich (Binoculars and Scopes) zum Thema Seeing gefunden:
Entscheidend ist bei der Nachtbeobachtung der Fried Parameter r0, das ist die Kohärenzlänge der Atmoshphäre (was wohl mit den Luftzellen gemeint ist). Typische Werte liegen in der Nacht bei 100mm, in idealen Lagen bei 200mm. Wenn D der Objektivdurchmesser ist, dann kann man zeigen, dass im Falle von D/r0 < 3.7 eine Verschiebung des Bildes dominiert, bei D>r0 ein Verschwimmen des Bildes. Im letzteren Fall bringt eine Vergrößerung des Objektivs nichts mehr an Auflösung. Als Faustformel nimmt man meist einen Faktor 3 an. Bei der nächtlichen Beobachtung bringt ein Fernrohr mit mehr als 300mm Öffnung i.a. also keine zusätzliche Auflösung mehr.
Am Tage liegt der Fried Parameter bei r0 = 20mm bis etwa 40mm. Dazu kommt aber bei der horizontalen Beobachtung noch ein zweiter Effekt, der sogenannte (ich übersetze wörtlich) Brechungsindex-Strukturparameter, der wohl das Flimmern über Flächen unterschiedlicher Temperaturen berücksichtigt. Jetzt wird alles nichtlinear-entfernungsabhängig, und Yoder zeigt einen Graphen, der die gerade noch auzulösenden Strukturen als Funktion der Entfernung angibt. Bei 300m kommt man auf etwa 20mm (normales Seeing) bzw. 10mm (gutes Seeing), bei 500m Entfernung ist man bei 45mm bzw. 20mm, bei 1000m bei 125mm bzw. 50mm. Es ist also ziemlich kompliziert.
Als Faustregel ist angegeben, daß man mit Instrumenten über 60mm Objektivdurchmesser bei der Tagesbeobachtung keinen Auflösungsgewinn mehr hat. Die Maximalvergrößerung ist bei etwa 2mm Austrittspupille erreicht, läge hier also bei 30x. Man wird aber durchaus bis auf 1mm Austrittspupille heruntergehen (was zwar eine leere Vergrößerung ist, aber die Beobachtung bequemer macht), also ist etwa 60x die maximale sinnvolle Vergrößerung bei der Tagesbeobachtung.
Viele Grüße,
Holger Merlitz