Zum Seeing bei der Himmelsbeobachtung gibt es genug gesicherte Feststellungen. Ich würde zwar nicht so weit gehen, ohne Angaben zum Luftdruck und zur Luftfeuchtigkeit Aussagen zum erreichbaren Auflösungsvermögen zu machen, aber vielleicht haben Sie etwas knapp zitiert. Prinzipiell ist ein hochgelegener und trockener Standort von Vorteil und zwar extrem. Wer einmal in la Silla, auf Mauna Kea oder auf dem Teide war, der weiß was ich meine.
Kommen wir zur Erdbeobachtung.
Hier reichen Angaben zur Auflösung nicht aus, ich meine, sie führen sogar in die Irre, denn wie wir alle gelernt haben, braucht unser Auge wie jeder Sensor einen gewissen Kontrast um überhaupt Strukturen zu erkennen. Bei statischen Objekten reichen Kontrastwerte um 20% aus, mit kleinen, individuellen Schwankungen.
Nimmt man jetzt ein Objektiv ( Spektiv ) mit 65 mm und den großen Bruder mit 80 mm, so wird dieser bei gleicher Vergrößerung das kontrastreichere Bild abliefern, jeder kann sich selber davon überzeugen, wenn er einmal zwei unterschiedlich große Spektive gleicher Konstruktion bei hohen Vergrößerungen miteinander vergleicht.
Kommen wir zur starken Aussage über die sinnvollen Maximalvergrößerungen.
Ich habe noch keinen Test durchgeführt, bei dem das Zeiss Diascope 85 mit 75facher Vergrößerung im Auflösungstest auf ca. 600 Metern Entfernung alle anderen Spektive mit 60facher Maximalvergrößerung nicht in die Tasche gesteckt hätte. Wir haben alle renommierten spektive vorführbereit, wir schauen eine asphaltierte Strasse (Thermik ) entlang und dann über den Rhein.
Wir haben das Zeiss Variookular auch an einem Vixen 115 ED adaptiert und den Test schon mehrfach wiederholt. Und wieder gewinnt die höhere Vergrößerung, gewinnt das größere Objektiv, wenn auch konstatiert werden muß, dass es natürlich ein Limit gibt, das ich nicht genau beschreiben kann, es liegt aber sicher weit oberhalb von 60fach.
man sollte unser Auge samt nachgeschalteter Bildverarbeitung / Bildselektion nicht unterschätzen
Werner Jülich