Naja matthias -
es geht bestimmt kein Ornithophiler raus, um sich an der blossen Zahl der Buchfinken zu delektieren - das sind dann schon eher die Ornithomanen. Und dann gibt es noch die Birder und Twitcher usw. Klar kann man(n) (frau eher selten) die Sache auch über-ernst nehmen - aber wenn's denn dem Individuum Mensch Spaß macht und das Individuum Vogel nicht belästigt wird, so what?
Ich hab's ja schon so oder ähnlich geschrieben: versuchen (Sie müssen's ja nicht) Sie mal zumindest die Singvogelarten auch mal am Vollgesang zu unterscheiden - Sie fühlen sich dann in 'ihrem' Waldgebiet o.ä. gleich nochmal so heimisch. Auch können Sie Verhaltensstudien besser beurteilen, wenn die vielleicht recht heimlich agierende Vogelart bekannt ist - und den Schnabel halten können die meisten Aves nicht sonderlich lange, schliesslich kommunizieren sie in ihrem Lebensraum besonders gut mittels Tönen. Die sog. Zugplanbeobachtungen dienen ebenso wie div. Monitoringprogramme (Int. Wasservogelzählung, ADEBAR usw. s. dda-web.de) schon als wesentlicher Beitrag (da Grundstock) der wissenschaftlichen und letztendlich auch politischen Beurteilung eines naturschutz-fachlichen Zusammenhanges - egal, ob von ehren- oder hauptamtlichen Vogelfreunden geleistet.
Allerdings ist es wahr, dass durch Stimmenkenntnisse das Geniessen des Gesamtkunstwerkes aus Ton, Licht, Geruch usw. eines Frühlingsmorgens ein wenig 'gestört' werden kann: so seziert man das Vogelkonzert schon nach einzelnen Stimmen (also Vollgesängen und Rufen) und kann daher schlechter 'abschalten'. Thomas Anders (ja, der mit dem Bohlen und zu Modern Talking - u remember…) ist ausgebildeter Musiker und hat mal auf die Frage, wie er die Musik in einem Café oder andernorts (aber eher hintergründig) beurteilt, gesagt dass er diese nach Akkorden, Melodiebögen u.a. seziere und daher Schwierigkeiten habe, ein Stück unvoreingenommen als Ganzes auf sich wirken zu lassen.
Ähnlich geht's z.T. dem stimmgebildeten Vogelliebhaber - ist jedoch keine Warnung sondern soll Sie ermuntern, bis dahin erst mal zu kommen. Denn die Zunahme an Kenntnissen über die Arten hinaus (z.B. durch Sekundärliteratur) lässt oftmals ganz neue Aspekte zur Beurteilung des Vogelverhaltens zu. Dass dies manchmal mit Mühen und auch Fehlinterpretationen verbunden ist steht ausser Frage, Sie sollten sich aber nicht durch MP oder anderen Koryphäen entmutigen lassen, sondern sich natürlich erst mal den Bereich der Vogelkunde heraus picken, welcher ihnen am ehesten zugänglich ist. Und ist's (erstmal) die Verfolgung eines Zugverlaufs über's WWW dann haben Sie doch auch schon was erreicht - nämlich mit Hilfe der technischen Informationsmöglichkeiten im Rahmen von 'Citizen Science' am Geschehen der uns begleitenden Mitbewohner des Planeten teilzuhaben.
Nun aber raus…
zugige Grüße
Manfred Gunia