Holger Merlitz schrieb:
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Das neue Ultravid Plus
> soll ja eine hoehere Transmission gerade im
> kurzwelligen Bereich haben (wegen der HT Glaeser).
> Das dadurch verstaerkte Blau und Violett koennte
> das Empfinden der Farbsaettigung etwas
> beeintraechtigen. Erinnern wir uns daran, dass die
> Zeiss FL im Vergleich zum Leica immer ein wenig
> arm im Farbkontrast wirkten - und Zeiss ja
> traditionell eine hohe Transmission im
> kurzwelligen Teil des Spektrums hat. Also scheint
> an der Formel: Mehr kurzwelliges Licht -> weniger
> Farbsaettigung durchaus etwas dran zu sein.
> Viele Gruesse,
> Holger
Danke, Pinac, für den Test! Ich würde auch sehr gerne die Antwort wissen. Natürlich sind ein paar wenige Prozent Transmission mehr nicht leicht zu sehen. Natürlich würde ein schwächeres neues einem starken alten Exemplar unterlegen sein können. Und natürlich liegt der Schluss nahe, dass das Vorgängermodell schon so gut war, dass mehr sowieso schwer drin ist. Ich hätte mich gerne in die Schweiz gebeamt, um auch mal durchzugucken. Den 8x42er Ultravid Plus finde ich ja fast rundum wunderbar, bis auf die Streulichtanfälligkeit. Du sagst, bei den grösseren Modellen ist der Unterschied HD zu HD Plus augenfälliger? Kann es sein, dass am Tag bei geschlossener Pupille die grösseren Modelle durch den grösseren Abstand zu peripherem Streulicht einfach noch besser im Kontrast sind, und sich eine etwaige Kontrast- und Helligkeitssteigerung dadurch auch sehen lässt, während sie bei den 32mm im Streulichtgrundschleier untergeht???
Sowieso ist die ganze Helligkeitsunterschiedbewertung extrem schwierig. Für mich hatte der 8x42 Ultravid Plus einfach mehr "Glanz" als alle anderen, ausgenommen den HT. Der Transmissionsanteil an diesem "Glanz" kann ich natürlich nicht erforschen. Es ist ein Phänomen, das bei sehr guten Optiken aller Art auftritt - die Reinheit der Farben, MTF Leistung, etc., die Leica Fans nennen es ja seit Jahrzehnten den "Leica Glanz" (so würde ich "Leica glow" übersetzten wollen).
Mir passt der Test gut, ich finde es gerade hochspannend, wie sich Farbe und Kontrast/Schärfeempfindung verhalten. Ich gebe Holger völlig recht, dass ein recht gleichmässiges Spektrum in allen Fällen die ich kenne mit etwas blasseren Farben verknüpft ist. Das Thema Transmission, Farbe, Kontrast, Schärfe, wie es sich bei Pinacs Test ja stellt, ist sehr komplex, hier einige Gedanken und Spekulationen dazu.
Viele Gläser haben ja einen warm-hochkontrastigen, dafür etwas dunklen Look, bei dem Blau schwächer übertragen wird, bei den 8x42, die ich gut kenne, sind das Ultravid, SLC, und Nikon EDG und natürlich auch das Nikon 8x30 E2. Eine Variante davon ist das SF, bei dem noch Grün im Verhältnis zum Rest gepusht ist. Das ist im Prinzip alles ein alter Hut, wie mir mein 1961 8x30 Habicht eindrücklich gelehrt hat - wirkt extrem hochkontrastig (obwohl es messtechnisch dann hapert im Vergleich zu modernen Gläsern), Bild gelbgrün, und VIEL dunkler wirkend als die Zeiss und Leica Modelle aus der Zeit. Im übrigen hat ja heute noch fast jede Digitalkamera in ihrer Debayer Matrix zwei "grüne" auf einen "blauen" bzw. roten Pixel, weil es für die Bildschärfe grün entscheidend ist. Das Auge spricht ja bei Tageslicht sehr stark auf grün an, das ist eine Sache, die andere wohl die, das weniger blau auch weniger chromatische Aberration des Auges bedeutet, also höherer Kontrast. Wenn noch jemand anderes weiss, wie Kontrast und Farbe zusammen hängen.... von den üblichen Schulbuchbeispiele (Farbkontraste) mal abgesehen.
Gläser wie der 8.5x42 Swarovision und der Zeiss HT sind da wahrnehmungspsychologisch ein bisschen im Nachteil, ich höre immer wieder, dass der HT zu hell, zu weiss sei. Das hängt mit dem Fehlen des üblichen Hochkontrastlooks zusammen, mit etwas geringer Farbsättigung, die sich besonders an trüben Tagen oder in der Dämmerung bemerkbar macht. Allerdings wirken solche Gläser dafür heller, und der HT soll ja ein gutes Jagdglas sein. Verwirrenderweise macht es Swarovski mit dem SLC ja genau andersherum, soll ja wohl auch primär ein Jagdglas sein, ist aber warm-hochkontrastig-dunkel. Im Zweifelsfall sollte Kontrast wohl auch in der Dämmerung wichtiger sein, womöglich wegen der logarithmischen Wahrnehmung der Helligkeit. So hat es jedenfalls Swarovski entschieden. Der HT ist aber natürlich klasse in der Dämmerung, besser als das SLC. Dass Zeiss HT und Swarovision von etwas mehr Farbe profitieren würden, denke ich ganz bestimmt.
Ich glaube übrigens auch, dass "neutrale" Gläser wie Swarovision und HT deshalb produktionstechnisch im Nachteil sind - was da an Kontrast/Schärfe rauskommt, ist wohl hart erarbeitet durch niedrige Toleranzen. Ein neutrales, superscharf wirkendes Glas könnte schwerer zu bauen als ein warm-hochkontrastig superscharf wirkendes. Soviel zum Thema, warum die Wiesenweihe dann so "sauscharf" aber hellgrün wirkt.
Noch was: wenn ich ein Bild in der Bildbearbeitung heller mache, werden die Farben natürlich blasser, und umgekehrt - dunkler heisst farbsatter. Ob dadurch bei gesteigerter Transmission eines Fernglases Farbsättigung verloren gehen kann - es gab ja immer mal Kritik, die HD Plus hätten ein bisschen den Leica Look verloren. Und eben die Kritik am HT. Ich bleibe vorerst Hochtransmissionsglanz Apostel. Beim HT glänzen auch die Lichter so wunderbar hell.
Dann spielt natürlich die Streulichtunterdrückung eine entscheidende Rolle für Makrokontrast/schwarze Schatten und damit auch für Farbsättigung (jeder, der mal digitale Bilder bearbeitet hat, kann den Zusammenhang zwischen Kontrast und Sättigung nachempfinden - Kontrast hoch, Farben knallen). Damit wäre ich beim Nikon EDG 8x42, das den Ultravid in der Farbsättigung wohl noch übertrifft - mir fehlt leider im Moment der direkte Vergleich, aber das muss ich unbedingt noch wissen - und alle anderen in Streulichtunterdrückung ziemlich eklatant hinter sich lässt. Ein Meisterglas. Erster Gedanke: Japanischer Ultravid, makellos. Man nimmt das Glas ans Auge und denkt: Na bitte, geht doch alles bestens ohne viele Probleme, klein und handlich, perfektes Flachfeld ohne RB (hier ist jetzt endlich mal ;) womöglich Holgers "Paradigmenwechsel" in der Verzeichnung zu sehen), perfekter Einblick, ruhigstes Bild von allen, also, wenn die Japaner nur mal richtig machen. Nicht das Rad neu erfinden und dabei immer grösser und komplizierter werden und dann sämtliche Holzwege abklappern. Wie alle warm-hochkontrastigen Gläser wirkt der EDG ein bisschen dunkel. Dafür ist die Nikon Hyperschärfe - die mir beim zusätzlich sehr räumlichen 8x32 SE fast zuviel war - beim handgehaltenen Dachkantglas ein Faszinosum.
Eine weitere gute Frage wäre dann, ob und wie man mit dem Auge den Streulichtgrundschleier von echter Transmissionshelligkeit unterscheiden kann.
Tja, warum jetzt beim 8x32 Ultravid der Unterschied schwach ist in Pinacs Test...