Leider hatte ich bisher keine Zeit mich zu melden und da ich inzwischen bei Herrn Schön endgültig in Ungnade gefallen bin, ist mittlerweile eine Antwort eigentlich obsolet geworden. Dennoch will ich ein paar Dinge klarstellen.
Ich bleibe dabei, ich kann die Aberrationen meines planparallelen Filters sehen, und ich habe dabei nicht im Traum daran gedacht, ihnen fotografisch auf die Spur zu kommen, wie Herr Schön albernerweise annimmt. Wozu dieser Aufwand, für den ich niemals Zeit hätte und der bei der geringen Filterdicke und den fotografisch geringen Öffnungswinkeln zu nichts führen könnte. Ich habe stattdessen kurz kalkuliert, wie groß die Dispersion an meinem größten und dicksten Filter (82mm UVa, geschätzt 1mm dick) werden sollte, wenn ich es in den höchsten der größtmöglichen schrägen (um das Wort extremsten zu vermeiden) Öffnungswinkeln vor eines meiner Augen und dann vielleicht vor Ferngläser hielte. Für Winkel in der Gegend von 80° (0° senkrechte Stellung, volle Öffnung, 90° horizontale Stellung, Blick auf die Kante) kam ein Wert von etwa 0,004mm heraus, also um eine Größenordnung zu niedrig für das bloße Auge (wenn man 0,04mm als Auflösungsgrenze für ein Hochkontrastmotiv annimmt.)
Bei einem 10-fach Fernglas sollte man durch Drehen des Filters um eine horizontale Achse bis auf solche Werte z. B. beim Blick auf eine sonnenbeschienene waagerechte Hell-Dunkel-Kante an die Wahrnehmungsgrenze herankommen. Man muß natürlich die in dieser Stellung nur mehr schmale elliptische Öffnung des Filters genau so vor dem Objektiv positionieren, dass man durch sie hindurch die Kante betrachtet. Ich sprach von Erahnen der Effekte, weil ich seinerzeit mein 20-fach China-Porro nicht da hatte, und beim 10-fach die Sache kritisch war. Inzwischen habe ich aber an meinem großen Glas Farbsaum und Unschärfen der Kante erkennen können.
Noch deutlicher ging das bei 50x aufwärts, wozu ich hinter ein Okular mein 2,5 – 4 x 16 Galilei-Fernröhrchen aus Schülertagen klemmte. Ich habe es nach einem Preisausschreiben von Herrn Schön ihm zu Ehren Walter getauft. Walter, der in seinem ersten Leben Emoscop hieß, bietet zwar scharfen Durchblick, aber er sieht die Dinge eng; sein beschränktes Sehfeld, seinen Tunnelblick, muß man bauartbedingt hinnehmen, da ist nichts zu machen. Mit seiner kleinen Auszugsfokussierung erreiche ich an meinem 20x70 einäugig maximal 85-fache Vergrößerung, die am Jupiter ein fabelhaftes Bild mit scharfen Details in den Hauptbändern liefert! Walter kann einem trotz seiner Schwächen manchmal viel Spaß machen, auch wenn sein Lack inzwischen etwas blättert. Walter auf meinem Chinakracher zeigte also bei gedrehten Filter eindeutig Effekte, die von der Drehung um die Horizontalachse abhängig waren, nicht davon, wie das Filter bei verkippter Stellung in seiner Mittelachse senkrecht zur Filterebene (also in seiner normalen optische Achse) rotiert war. Das spricht klar gegen irgendwelche behaupteten Planitätseffekte. Gegen sie spricht meiner Meinung nach schon die simple Spekulation, dass Oberflächenunebenheiten eines guten Filters um Größenordnungen unter der Filterdicke liegen werden. Weshalb ich meinerseits Herrn Schön vorhalten könnte, seine Behauptung beweise - je nach Belieben - mangelnde Intuition, Unkenntnis, ein unzureichendes oder völlig falsches Verständnis von….. usw. usw. Was ich aber nicht tue, weil ich eher vermute, dass er aus Zeitmangel nicht weitergedacht haben wird. Was wiederum auch mir gelegentlich so geht, wie er zwar an der falschen Stelle, aber grundsätzlich völlig richtig anmerkt. Jedenfalls kann jeder selbst versuchen, den Aberrationen nachzuspüren, wenn er hohe Vergrößerungen realisieren kann. Über Nachrichten dazu hier im Forum würde ich mich freuen.
Wenn es um einen schnellen Überblick geht, oder darum, Dinge neu zu entdecken oder auf neue Aspekte abzuklopfen, also sich an etwas heranzutasten, bin ich ich für die Devise „quick and dirty“ egal ob bei experimentellen Dingen, oder hier im Forum. Das dürfte Herrn Schön – nicht nur des Anglizismus wegen - zuwider sein und seine Leidenschaft für Theorie, Präzision und Korrektur selbst in kleinsten Dingen herausfordern. Ich stelle aber pragmatisch Empirie und Phantasie über bloße Theorie, und ich halte wenig von Vielwisserei und insbesondere Besserwisserei. Zuviel Wissen blockiert die Kreativität – ich meine, es gibt zwischen beiden einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang. Dazu ein altes Zitat, das mir sehr gefällt und zeigt, wie wenig sich in mancher Hinsicht selbst weltweit die Zeiten ändern:
Mache es Dir zur Regel, zu jeder neuen Idee ja zu sagen.
Denke nur an alles, was für sie spricht.
Du wirst dann Leute genug treffen,
die dir auseinandersetzen, weshalb sie nichts taugt.
Han You (768-824)
Ich halte es bei diesem Prozess für einen der Vorzüge eines Forums, im Interesse schnellen Gedanken- und Erfahrungsaustauschs nicht jede Formulierung auf die Goldwaage legen zu müssen, auch wenn dabei der Interpretationsspielraum der Aussagen wächst. Besonders zu Anfang einer Debatte, wenn man selbst die Sachlage noch nicht überschaut, scheint mir das unvermeidlich. Für Leute mit Interesse an einem konstruktiven Dialog, die sich verstehen wollen, also guten Willens sind, sollte das kein Problem sein. Schwierig wird es, wenn diese Voraussetzung nicht vorliegt. Dann kann man leicht falsche Bezüge herstellen zwischen verschiedenen, zum Teil auch noch längst revidierten oder unvollständigen Teilen von Beiträgen, oder Antworten und alten Vermutungen, und diese falschen Bezüge dann anderen als Beweis von Unvermögen auftischen; eine Variante vorgetäuschter Begriffsstutzigkeit, um Herrn Neumanns Worte sinngemäß zu gebrauchen. Vermutungen werden dann zu Behauptungen, Spezialfälle zu Generalisierungen, Hinweise auf den Spekulationscharakter einer Überlegung, ausgedrückt durch „kann“, „eigentlich“, oder den Konjunktiv „sollte“ ignoriert und mit einer Mischung aus alledem, wird dann „bewiesen“…
Beispiele? Spreche ich von Dachkantprismen, die man, im Unterschied zum Porrotyp, verspiegeln muß, ruft Herr Schön falsch, es gibt auch einen Dachkanttyp, der nicht verspiegelt werden muß. Das ist so richtig wie im Kontext unwesentlich. Spräche ich beim Thema Rasenmäherantrieb exemplarisch von Benzinmähern und Handmähern, weil ich mir über einen generellen Unterschied zwischen Modellen mit und ohne Motor klar werden wollte, hielte Herr Schön das für falsch, weil ich bei den Motormähern die Elektromäher vergessen hätte. Erwähne ich am Rande, die Aberrationen erahnen zu können, nachdem von chromatischen und sphärischen Aberrationen die Rede war, ist damit für Herrn Schön sofort völlig klar bewiesen, dass ich die Ursache der sphärischen Aberration eindeutig nicht verstanden haben kann, weil er zu wissen meint, dass der Effekt nicht zu sehen ist. Dabei kannte er weder meine genauen Beobachtungsumstände, die ich nicht beschrieben hatte, noch erwähnte er irgendwo eine Größenordnung. Die Effekte seien zu klein hieß es von ihm pauschal, weshalb dieses Dogma ihm meine Dummheit bewies.
Genau darüber aber, über die Größenordnung der Effekte, hatte ich versucht mir bei der kurzen Überlegung zur Dispersion klarzuwerden (weil ich das, also quantitativ zu werden, bei der spärischen Aberration physikalisch nicht konnte). Und weil es mich näher interessierte, hatte ich auch danach gefragt, um mir eine Vorstellung von der Bedeutung der Glaswegkorrektur bei Ferngläsern früher und heute machen zu können. Stattdessen wärmten die Antworten in erster Linie meine ad acta gelegten falschen Annahmen auf und bewiesen mir mit der besserwisserischen Attitüde eines „was nicht kann sein, das nicht sein darf“ mein völliges Unverständnis. Danke auch. Jeder, der Augen im Kopf und Lust hat, und der ein hoch vergrößerndes Fernglas samt großem Filter besitzt, kann ja selbst versuchen den Dingen nachzuspüren. Vielleicht gewinnen dann auch andere den Eindruck, Herrn Schöns Behauptungen zuweilen lieber in Zweifel zu ziehen, statt sie blind zu übernehmen.
Wenn Herr Schön meine Beiträge in Zukunft ignoriert, um sich lieber der x-ten Wiederholung geringvariierter repetitiver Kaufberatungen zu widmen, oder lieber telefonisch Bastelanleitungen zur ubiquitären Verunstaltung anständiger Ferngläser mit toilettendeckelähnlichen Schutzkappen verbreiten will, …bitte. Zwar finde ich das, schulterzuckend, schade. Aber er hat recht, kleinliches Gezänk ist eine unwürdige Sache, die noch mehr nervt, als schlechter Geschmack oder die ewige Wiederkehr des Gleichen.
15-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.08 03:01.