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Was uns dieser Test an Erkenntnis bringt und eine Vorhersage

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26. Mai 2009 17:23
1. Daß dieser Test absolut nichts mit dem Globuseffekt zu tun hat, habe ich schon in meinem ersten Kommentar geschrieben. Ebenso läßt er auch keinerlei Rückschlüsse auf den Globuseffekt, seine Ursache(n) und die ihn abschwächenden Maßnahmen zu. Der in der Einleitung zum Test stehende Satz (Zitat) „Dieses Verfahren ist geeignet, herauszufinden, welche Auswirkungen der Globuseffekt auf die Beobachtung mit Fernglaesern oder Fernrohren hat“ ist falsch.

2. Daß die Ergebnisse durch die unglücklich gewählte Formulierung (Zitat) „Aus der Distanz erscheint es verzeichnet, sobald es aber aus der Naehe betrachtet wird, erscheint es ploetzlich vollkommen korrekt und frei von Verzeichnung“ beeinflußt werden, hatte ich ebenfalls schon angemerkt.

3. Der im Beitrag mit dem Titel „Wichtige Daten zur Winkelverteilung” stehende Satz (Zitat) „Dieser Test liefert Daten darueber, nach welchem Schema unser Auge die Winkelverteilung von Objekten im Raum darstellt“ ist ebenfalls falsch. Um herauszufinden, wie das Auge abbildet, reichen mathematische (geometrische) Überlegungen, sofern man den Aufbau des Auges, insbesondere die annähernd sphärische Form der Netzhaut und die Lage der Knotenpunkte relativ dazu kennt. Der Test sagt darüber gar nichts aus, weil die Wahrnehmung im visuellen Cortex (Gehirnregion unter der Hinterkopf-Schädeldecke) erfolgt, also dort die virtuelle Welt entsteht, die unser Gehirn als die uns umgebende reale Welt empfindet. Bei der „Konstruktion“ dieser virtuellen Welt erfolgen allerlei Verzerrungen (oder Entzerrungen, wenn man die reale Welt statt des Netzhautbildes als Ausgangsbasis betrachtet), u.a. die „Geraderichtung“ von in der Wirklichkeit (vom Ort des Beobachters aus gesehen) geraden Linien, die das Auge auf der Netzhaut wegen deren konkaver Wölbung gekrümmt dargestellt hat.

4. Die Frage (Zitat) „Welches Brett erscheint aus der Naehe vollkommen regelmaessig, A, B, C oder D?“ weckt überzogene Erwartungen, weil der Proband eigentlich nur beurteilen kann, ob er eine Verzeichnung wahrnimmt. Nicht erkennen zu können, ob oder wie die Linien des schachbrettähnlichen Musters verzeichnet (gekrümmt) sind, heißt ja noch lange nicht, behaupten zu können, daß sie vollkommen regelmäßig seien (oder erschienen). Warum eine solche und noch dazu sogar gewaltige Ungenauigkeit der Aussage ins Spiel kommt, sagt mein folgender Punkt 5.

5. Die Sehschärfe des menschlichen Auges erreicht in der nur sehr kleinen, im Durchmesser etwa 0,4 mm winzigen Foveola ein Maximum und fällt außerhalb sehr stark und sehr schnell ab. Bereits 10° außerhalb beträgt die Sehschärfe nur noch 1/5 derjenigen in der Foveola und ca. 18° außerhalb nur noch 1/10. Noch weiter außen geht der Schärfeabfall unvermindert weiter. Das liegt vor allem (aber nicht nur) an der hohen Zapfendichte in der Foveola (ca. 100.000 bis 300.000 pro mm²), die außerhalb nahezu exponentiell abnimmt (bereits 3 mm neben der Foveola nur noch 7.000 pro mm²), und auch daran, daß nur in der Foveola jeder Zapfen einzeln mit je einer Bipolar- und Ganglienzelle verschaltet ist, während weiter außen eine rasch zunehmende Zahl von Zapfen (und auch Stäbchen) gemeinsam als rezeptive Felder quasi „Riesen-Pixel" bilden. Mit anderen Worten: Die Sehschärfe läßt außerhalb der Foveola extrem schnell nach. Deshalb gewinnt der Mensch die Vorstellung über die Topographie seiner Umgebung nicht aus dem sehr unscharfen Bild außerhalb des fovealen Bereichs, sondern durch Abtasten mittels Augenbewegungen, und zwar einerseits mittels unwillkürlicher Sakkaden und andererseits mittels bewußt gesteuerter Augendrehungen. Im Gehirn werden dann die so gewonnenen Seheindrücke über einen gewissen Zeitraum ähnlich wie beim „Stitching“ digitaler Panoramaaufnahmen zu einem virtuellen Gesamtraum zusammengesetzt. Ob der Mensch dann z.B. eine Hauskante, die nicht in Blickrichtung „geradeaus“, sondern etwas abseits liegt, z.B. um 20° seitlich der Hauptblickrichtung, als gerade oder als krumm wahrnimmt, ist nicht das Resultat des sehr verschwommenen peripheren Netzhautbildes beim „sturen“ Geradeaus-Schauen, sondern der Wahrnehmung während der (wenigstens annähernd) zu dieser Hauskante gerichteten Blicke. Dies gilt unabhängig davon, ob man ohne Fernglas oder durch ein Fernglas schaut.

In diesem für das Verständnis des Globuseffekts völlig wertlosen Test sieht man bei (gemäß Anleitung) unverwandt auf die Kreismitte gerichteten Blick die geraden oder leicht gekrümmten, aber fast geraden Kanten des schachbrettartigen Musters aus den beschriebenen Gründen so unscharf, daß man bei einer so schwachen Krümmung der Linien nicht in der Lage ist, gerade von leicht gebogen zu unterscheiden. Bei Bild A sind die Linien gerade, von B bis D nimmt die Krümmung allmählich zu, und zwar so, daß sie einer kissenförmigen Verzeichnung entspricht, die von der Mitte zum Rand zunächst ziemlich schnell und ab etwa 70% Bildhöhe etwas verlangsamt zunimmt, im Falle D bis auf etwa 15% am Kreisumfang. Aufgrund des angegebenen Betrachtungsabstandes (gemäß Anleitung) ergibt sich für den vollen Kreis ein Sehwinkel von ca. 70°, also für den Rand ein Winkel von ca. 35° abseits der Sehachse.

Weil in allen drei Fällen mit Verzeichnung (B, C, D) die Krümmung der Linien nahe der Mitte sehr klein ist, reicht die dort schon ziemlich schlechte, aber im Vergleich zum Rand noch viel bessere Sehschärfe zumindest bei B und C noch nicht aus, um die Abweichung vom geraden Verlauf wahrzunehmen. Bereits die erste senkrechte Linie außerhalb der Mitte liegt schon knapp 9° außerhalb der Sehachse, wo die Sehschärfe fast auf 1/5 reduziert ist. Nun erkennt man die Durchbiegung dieser Linie nicht an dem der Mitte nächstliegenden Punkt (Schnittpunkt mit dem horizontalen Durchmesser), sondern man muß schon eine gewisse Länge der Linie erfassen können, um eine Biegung feststellen zu können. Somit kommt man auf eine Strecke, die bis zu mehr als 20° außerhalb der Sehachse liegt, wo die Sehschärfe unter 1/10 der Mittenschärfe gefallen ist. Kein Wunder also, daß man aus so kurzer Distanz kaum oder keinen Unterschied zwischen A, B und C und, wenn überhaupt, nur eine schwache Andeutung von Durchbiegung bei D wahrnimmt.

Aber auch diese Erkenntnis führt nicht weiter, weil eben in der Wirklichkeit das Auge weder beim normalen Schauen noch beim Blick durchs Fernglas stur auf einen Punkt gerichtet ist, sondern aufgrund der unwillkürlichen Sakkaden und der willkürlichen Blickrichtungsänderungen (zum „Abtasten“ des Gesamt-Sehfeldes) auch anderswohin schaut, und wenn das Gehirn wissen will, ob eine Linie gerade oder krumm ist, eben auch genau zu dieser Linie hin. Das ist dann die Information, die das Gehirn vorrangig speichert und zum Aufbau der virtuellen Welt in unserem Kopf verwendet.

6. Wenn der Mensch bereits kurz nach der Geburt lernt, aus den vom Auge ans Gehirn geschickten Signalen die virtuelle Welt unserer Vorstellung von der Umwelt aufzubauen, erfolgt die Programmierung den erforderlichen „Entzerrungen“ der Hohlkugelbilder auf der Netzhaut und, wenn beide Augen intakt sind, ihrer Zusammenfügung zum Raumbild. Wenn also schon das Baby aufgrund der schon fast vollständigen Programmierung im ersten Lebensjahr gelernt hat, die geraden vertikalen Stäbe seines Laufstalls als gerade Linien in seiner virtuellen Welt neu aufzubauen, warum soll dann der Mensch, wenn er als Erwachsener diese phantastische Leistung seines Gehirns noch weiter verfeinert hat, plötzlich ebenso gerade Linien dann und nur dann wieder krumm sehen, wenn er sie durch ein nicht verzeichnendes Fernglas betrachtet? Das nicht verzeichnende Fernglas ist ein solches, das vom Ort des Betrachters gerade erscheinende Linien auch in seinem (räumlichen) virtuellen Bild als gerade Linien darstellt. Warum sollte das Auge oder das Gehirn eine im Reellen gerade Linie anders wahrnehmen als die im virtuellen Bild des Fernglases ebenso gerade Linie? Das virtuelle Bild unterscheidet sich hinsichtlich der Lichteinfallsrichtungen ins Auge in keiner Weise von einem reellen Bild. Es wird also auf der Netzhaut exakt so abgebildet wie ein reeles Bild bzw. die Gegenstände der Wirklichkeit selbst, und auch die Verarbeitung im Gehirn erfolgt nicht deswegen nach anderen Entzerrungsformeln, weil das betrachtete Bild ein virtuelles ist.

Wenn es wahr wäre, daß das Gehirn eine von einem nicht verzeichnenden Fernglas gerade dargestellte Linie außerhalb der Sehfeldmitte verbogen sieht, dann müßte es eine in der Realität im gleichen Winkelabstand von der Haupt-Blickrichtung befindliche gerade Linie ebenso verbogen sehen. Und wäre das der Fall, dann hätte der Lernprozeß in der Kleinkindphase nicht richtig funktioniert. Wir haben aber, zumindest dann, wenn keine Krankheit oder Behinderung vorliegt, unsere Programmierung so bekommen, daß wir gerade Linien in der Natur als gerade Linien in unserer virtuellen Welt darstellen.

Fazit: Das Experiment ist unter dem Aspekt des Globuseffekts wertlos und darüber hinaus auch kaum aussagekräftig.

Und was wird nun herauskommen? Aufgrund der suggestiven Erläuterung (siehe Punkt 2) werden die meisten Testpersonen feststellen, daß sie B und C als unverzeichnet wahrnehmen (richtiger wäre: bei B und C keine Verzeichnung erkennen, was aber keineswegs dasselbe ist!). Bei D werden viele schon allein aufgrund der unvermeidbaren unwillkürlichen Sakkaden in der Lage ein, eine Krümmung auch aus dem sehr kurzen Abstand zu erkennen, oder sich zumindest einbilden, sie würden die Krümmung erkennen, weil sie aus der Betrachtung mit größerem Abstand wissen, wie stark die Linien verbogen sind und sie sich ungern eingestehen, daß sie das beim kurzen Abstand nicht wenigstens hier merken.

Was hat der Test gebracht? Kein irgendwie für uns nutzbares Ergebnis und mir viel Zeitverlust, weil ich diesen langen Beitrag geschrieben habe. Ich weiß, daß ich daran selbst schuld bin, aber in einem solchen Falle kann ich einfach nicht schweigend zusehen, wenn wissenschaftlich verbrämte Phantasien als Schlüssel zum Verständnis des Globuseffekts unter die Leute gebracht werden. Entschuldige bitte, Holger, daß ich das so deutlich und undiplomatisch sage.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Ein Experiment zum Mitmachen!

Holger Merlitz 1848 25. Mai 2009 15:11

Dieses Experiment hat absolut nichts mit dem Globuseffekt zu tun

Walter E. Schön 1263 25. Mai 2009 16:33

Re: Dieses Experiment hat absolut nichts mit dem Globuseffekt zu tun

Dietmar Sellner 1105 25. Mai 2009 17:09

Vielen Dank!

Holger Merlitz 969 26. Mai 2009 03:26

Re: Vielen Dank!

Dietmar Sellner 1017 26. Mai 2009 09:30

Danke - ist notiert! (kein Text)

Holger Merlitz 922 26. Mai 2009 10:24

Wichtige Daten zur Winkelverteilung

Holger Merlitz 1164 26. Mai 2009 03:54

??

OhWeh 934 26. Mai 2009 11:44

Sehr interessant!

Holger Merlitz 985 26. Mai 2009 13:33

Re: Sehr interessant!

OhWeh 960 26. Mai 2009 14:15

Was uns dieser Test an Erkenntnis bringt und eine Vorhersage

Walter E. Schön 1555 26. Mai 2009 17:23

Dein letzter Versuch, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen,

Holger Merlitz 1180 27. Mai 2009 05:26

Zurück auf Null

Gunnar 1071 27. Mai 2009 06:55

Eine Nachfrage:

Holger Merlitz 1226 27. Mai 2009 09:40

Re: Eine Nachfrage:

Gunnar 1011 27. Mai 2009 12:18

Re: Eine Nachfrage:

Holger Merlitz 1034 28. Mai 2009 03:55

Ich hatte Argumente vorgebracht, auf die Du mit Unsachlichkeit antwortest

Walter E. Schön 1123 27. Mai 2009 08:21

Re: Ein Experiment zum Mitmachen!

marc champollion 965 28. Mai 2009 04:33

gelöscht

konfokal 949 28. Mai 2009 22:21

Ich glaube, Sie und Herr Schön haben die Bedeutung der Perspektive beim Globuseffekt noch nie richtig verstanden

konfokal 1517 28. Mai 2009 22:23

Komplett irrelevant!

Walter E. Schön 1192 28. Mai 2009 23:38

"Tonnenfoermige Verzeichnung" mit dem freien Auge

Holger Merlitz 1258 30. Mai 2009 11:38

Mein Ergebnis und ein weiteres Missverständnis von Herrn Schön

konfokal 1145 30. Mai 2009 15:24

Vielen Dank!

Holger Merlitz 950 31. Mai 2009 02:23

Einige Zitate, die m.E. Herrn Schöns Fehler charakterisieren

konfokal 1804 30. Mai 2009 14:59

Sie irren in allen sechs Punkten

Walter E. Schön 1014 30. Mai 2009 16:31

"Endliche" Entfernungen vermeide ich bisher

Holger Merlitz 1124 30. Mai 2009 11:54

Vielen Dank!

Holger Merlitz 992 30. Mai 2009 11:46

Vorlaeufiges Ergebnis; wirklich ein Irrweg?

Holger Merlitz 987 31. Mai 2009 05:43

Re: Vorlaeufiges Ergebnis; wirklich ein Irrweg?

HWilkens 1115 31. Mai 2009 11:12

Konsequenzen dieses Experiments: Liebe Hersteller!

Holger Merlitz 1032 08. Juli 2009 07:35



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