Mir erscheint ohne Brille A unverzerrt, B bis D zunehmend kissenförmig.
Ich glaube, die Lage der Augenpupille innerhalb des Auges weiter vorn oder hinten ist für die Unterschiede ursächlich. Sie ist nicht nur individuell verschieden, sondern kann sogar bei linkem und rechtem Auge verschieden liegen und dürfte dann links und rechts verschieden starke Krümmungen wahrnehmen lassen. Bewirkt werden dürfte das Ganze durch die unterschiedliche Entfernung der Augenpupille von dem Drehpunkt des Augapfels, um den die Pupille geschwenkt wird. Dadurch ändert sich die seitliche Lage des Pupillenmittelpunkts relativ zur beobachteten Linie, was eine Krümmung, die bei bei axialer Projektion unsichtbar ist beim Augenrollen durch das seitliche Verschwenken sichtbar werden lässt. Da kurzsichtige oder weitsichtige Augen wegen des verformten Augapfels auch veränderte Drehpunktlagen haben, verzerrt sich ihre Wahrnehmung tonnen oder kissenförmig. Dies wird vom Gehirn ausgeglichen, nur wenn ein Brillenträger die Brille abnimmt sieht er die Welt für eine Weile dann wieder verbogen: für einen Kurzsichtigen wird sie vorübergehend hohlkugelig, für einen weitsichtigen kugelig. Weil das Gehirn aber rasch lernt, bügelt es das bald wieder aus. Setzen die Fehlsichtigen ihre Brillen wieder auf, erscheint sie dem Kurzsichtigen vorübergehend kugelig und dem weitsichtigen umgekehrt hohlkugelig. Das hat meines Wissens sogar Konsequenzen für Kontaktlinsenträger hoher Dioptrienzahlen, wenn sie vorübergehend zu Ihrer Brille greifen müssen: Ein stark Kurzsichtiger wird dann wegen des sich wegbiegenden Bodens zum Beispiel beim Treppensteigen trittunsicher. Herr Schön irrt sich auch in diesem Punkt wenn er sinngemäß schreibt, das Gehirn hätte irgendwann in Kindertagen gelernt, wann eine gerade Linie gerade ist und behalte diese Interpretation dann bei.
Zitat:
"Wenn es wahr wäre, daß das Gehirn eine von einem nicht verzeichnenden Fernglas gerade dargestellte Linie außerhalb der Sehfeldmitte verbogen sieht, dann müßte es eine in der Realität im gleichen Winkelabstand von der Haupt-Blickrichtung befindliche gerade Linie ebenso verbogen sehen. Und wäre das der Fall, dann hätte der Lernprozeß in der Kleinkindphase nicht richtig funktioniert. Wir haben aber, zumindest dann, wenn keine Krankheit oder Behinderung vorliegt, unsere Programmierung so bekommen, daß wir gerade Linien in der Natur als gerade Linien in unserer virtuellen Welt darstellen."
Das Problem ist, dass sich die relative Lageänderung der Augenpupille zu einer beobachteten Linie am Sehfeldrand, also ihr Seitwärtsschwenk bei freiem Auge und beim Blick durchs Fernglas aus größerem Abstand wegen dessen unvermeidlicher Bildfeldwölbung nochmals verändert. Je näher man hinguckt, desto mehr Phänomene tauchen auf und verkomplizieren das Bild, das kennt man ja. Vielleicht ist es eine inhärente Eigenschaft unseres Universums und/oder unseres Verstandes.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.05.09 15:31.