Sie unterstellen mir, ich ignoriere die räumliche Tiefe, und dann walzen Sie das in einem extrem langen Text aus, auf den ich gar nicht näher eingehen muß, da Ihre mir unterstellte Ignoranz gar nicht existiert. Sie unterstellen mir dann an mehreren Stellen Ihres Textes Ansichten oder Schlußfolgerungen, die ich nie irgendwo geäußert habe. Das kann ich nur als infam bezeichnen. Wenn Sie mir schon blödsinnige Schlußfolgerungen vorwerfen wollen, müssen Sie schon diese aus meinen eigenen Texten zitieren und nicht selbst erfinden. Sonst sind es nur Lügen.
Ich weiß sehr wohl, daß man mit einem Fernglas auch räumliche Objekte betrachten kann und in der Praxis auch fast immer vor sich hat. Aber ich habe es gar nicht nötig, für meinen Gegenbeweis räumliche Objekte heranzuziehen, weil ich schon an einer ebenen, zur Beobachtungsrichtung rechtwinkligen Ebene nachweisen kann, daß die Aussagen von Herrn Merlitz falsch sind. Sie erinnern sich doch sicher an eine wirklich fundamentale Weisheit: Für einen Beweis reicht ein einziges Beispiel, das die Aussage bestätigt, niemals aus, sondern man müßte SÄMTLICHE überhaupt möglichen Beispiele betrachten, und sie müßten ALLE die Aussage bestätigen, wenn man damit beweisen wollte. Aber für einen Gegenbeweis genügt ein einziges Beispiel, in dem die behauptete Aussage nicht zutrifft. Und genau das ist hier der Fall:
Denken Sie sich eine solche ebene Fläche rechtwinklich zur Betrachtungsrichtung bei ruhendem Fernglas. Denken Sie sich darauf ein rechtwinkliges Gitternetz, z.B. senkrechte und waagerechte Linien, wie in der von mir im Astrofotografie-Forum eingestellten Zeichnung (ja, genau die, über die Sie sich lustig machen wollten, weil Sie nicht verstanden haben, wozu sie gut ist).
Weil es im folgenden Gedankenspiel ausschließlich darum geht, ob die geraden Linien durchs Fernglas hindurch gerade oder gebogen erscheinen, beschränke ich mich auf rein monokulare Beobachtung. Denn bei binokularer Betrachtung kommt wegen der aufgrund der Vergrößerung stärkeren Konvergenz der beiden Augenachsen eine scheinbare Verkürzung des Betrachtungsabstandes mit ins Spiel, die alles nur unnötig komplizierter macht, aber absolut keine Auswirkung auf geraden oder krummen Verlauf der Linien hat. Wir schauen also nur mit einem einzigen Auge (so wie auch Herr Merlitz sein schachbrettartiges Muster zu betrachten wünscht).
Wenn Sie nun dieses Gitternetz durchs ruhende Fernglas betrachten, das exakt nach der Tangentenbedingung, also ohne Verzeichnung vergrößert, dann erzeugt es ein virtuelles Bild von gleichfalls senkrechten und waagerechten Linien (in ebenfalls wieder einer zur optischen Achse rechtwinkligen Ebene, wenn wir von einer eventuellen, aber hier nicht relevanten Bildfeldwölbung absehen).
Wenn das Gittermuster meiner obengenannten Zeichnung entspricht und der Vergrößerungsfaktor ein ganzzahliges Vielfaches des Faktors ist, um den der Abstand einer jeden Linie vom Mittelpunkt größer ist als der Abstand der zur Mitte hin benachbarten Linie*, dann sieht der durchs Fernglas blickende Betrachter innerhalb des scheinbaren Sehwinkels im virtuellen Bild exakt dasselbe wie ohne ohne Fernglas innerhalb desselben Sehwinkels.
* Wenn das Fernglas einen anderen Vergrößerungsfaktor hat, dann nehme man eine neue Gitterlinien-Zeichnung, bei der das Abstandsverhältnis benachbarter Linien ein ganzzahliger Bruchteil des Vergrößerungsfaktors ist. Dann gilt auch hier wieder die obige Bedingung.
Warum sieht der Betrachter dann aber ohne Fernglas auch im Randbereich die gerade verlaufenden Linien gerade, nach der absurden Vorstellung von Herrn Merlitz und offensichtlich auch nach der Ihren beim Blick durchs Fernglas die Linien tonnenförmig verzeichnet?
Wenn Sie diesen Widerspruch nicht erkennen, dann ist leider Hopfen und Malz verloren und jeder weitere Versuch, Ihnen die absurden Spekulationen von Herrn Merlitz auszureden, vergebens.
Ich möchte Sie abschließend noch auf einen weiteren Widerspruch in Ihrem Text hinweisen. Sie kamen in Ihrem Bild vom sich vor dem Betrachter drehenden Karussell (bzw. der Bühnenscheibe) der Erklärung des Globuseffekts schon so nahe, daß ich die Hoffnung hatte, sie würden doch noch selbst die Lösung finden. Auch als Sie dann beim Wechseln der Fernglas-Schwenkrichtung von horizontal zu vertikal auch die Drehbühne hochkant stellten, glaubte ich Sie auf der richtigen Spur. Dann aber machten Sie sich gegen Ende Ihres Textes darüber lustig, daß ich die Bezeichnung „Globuseffekt“ gern durch „Zylindereffekt“ ersetzen würde. Denken Sie doch bitte jetzt nochmals über Ihre Drehbühne nach! Zeigt die Drehbühne mit vertikaler Achse nicht genau das, was der sich um eine vertikale Achse drehende Zylinder („Litfaßsäule”) zeigt. Und ist die um 90° gekippte Drehbühne mit nunmehr horizontaler Drehachse nicht das Analogon zu meinem liegenden Zylinder mit horizontaler Achse? Ihr Drehbühnen-Bild zeigt, daß Sie auf dem richtigen Weg waren, die Sache zu begreifen. Ihr Versuch, meinen „Zylindereffekt” lächerlich zu machen, zeigt, daß meine Hoffnung ein Irrtum war. Es könnte sich lohnen, wenn Sie noch einmal darüber nachdächten, aber bitte ohne Ihre zwanghafte Neigung, meine Aussagen mit allen Mitteln und notfalls auch durch Unterstellungen lächerlich machen zu müssen.
Walter E. Schön