Damit meine ich nicht die Rechtschreibfehler, obwohl das auch auf diese zuträfe (zu einem einzigen werde ich am Ende noch etwas sagen), sondern die Aussagen zu den beiden bildstabilisierenden Ferngläsern Zeiss 20x60 S und Canon 15x50 IS.
Die optische Qualität ist ganz unabhängig von der höheren Vergrößerung und der größeren Öffnung (die beide an sich schon in bestimmten Beobachtungssituationen Vorteile bringen können, allerdings auch Größe und Gewicht des Fernglases erhöhen) beim Zeiss 20x60 S eindeutig viel besser. Das gilt für die Auflösung, den Kontrast, die Farbneutralität und die Transmission (ich sage absichtlich nicht Bildhelligkeit, weil die zusätzlich auch von der AP-Größe abhängt, die hier allerdings bei beiden Ferngläsern gleich ist). Wenn Sie da keinen Unterschied bemerkt haben, haben Sie entweder beim Vergleich nicht ausreichend genau aufgepaßt, noch zu wenig Erfahrung oder nicht ausreichend gute Augen.
Was die Art der Bildstabilisierung betrifft, so stimme ich Ihnen zu, daß die bei den elektrisch arbeitenden Stabilisierungen prinzipiell besser sein kann und im vorliegenden Fall auch tatsächlich besser ist. Der Grund liegt darin, daß bei der rein mechanischen Lösung (die allerdings den von Zeiss angestrebten Vorteil hat, keine Batterien zu benötigen) Resonanzprobleme physikalisch unvermeidbar sind. Das bedeutet, daß das Zeiss 20x60 S nicht bei allen Zitterfrequenzen im beobachtungsrelevanten Frequenzbereich zwischen etwa 4 Hz und 20 Hz gleichermaßen bildstabilisierend arbeiten kann, sondern der Wirkungsgrad über diesen Frequenzbereich hinweg deutlichen Schwankungen unterworfen ist. Es gibt also bestimmte Frequenzen, bei denen die Bildstabilisierung sehr wirksam ist, und andere, bei denen sie so gut wie wirkungslos ist. Das bedeutet, daß je nach den gerade vorliegenden und wahrscheinlich auch individuell unterschiedlich gelagerten Zitterfrequenzen die Bildruhe mal perfekt und mal weniger gut ist. Bei elektrischer Bildstabilisierung gibt es bessere Kontrollmöglichkeiten zur Unterdrückung von Resonanzen, so daß die Bildstabilisierungen im gesamten relevanten Frequenzbereich kaum Schwankungen zeigt und insgesamt wirkungsvoller ist. Man darf aber nicht vergessen, daß die Zeiss-Lösung damals (1990!) eine Pionierleistung war und die Fortschritte der Mikroelektronik später bessere Möglichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Es wäre daher wünschenswert, daß Zeiss diesem Umstand Rechnung trägt und trotz der in ihrer Art erstklassigen und durchaus genialen Konstruktion von Adolf Weyrauch eine elektronisch gesteuerte Bildstabilisierung für dieses Fernglas entwickelt (was aufgrund der Patentlage nicht einfach sein dürfte oder Lizenzen erfordert).
Unter den verschiedenen Qualitätsparametern, in denen das Zeiss 20x60 S dem Canon 15x50 IS zum Teil sehr deutlich überlegen ist, können Sie einen besonders einfach vergleichen, nämlich mit meinem Transmissions-Papier-Test: Halten Sie beide Ferngläser verkehrt herum in 10 cm bis 15 cm Abstand vor weißes Papier, das von diffusem Tageslicht beleuchtet wird. Sie sehen dann beim Blick in die Objektive (nicht die Okulare!) jeweils eine ziemlich große helle Scheibe, die beim Zeiss viel heller und weißer (farbneutraler) als beim Canon 15x50 IS ist. Wenn Sie keine Farbsehschwäche haben (von der ca. 8,5% aller Männer mehr oder weniger stark betroffen sind) müßten Sie merken, daß diese helle Scheibe beim Canon 15x50 IS nicht nur viel dunkler, sondern auch kräftig gelbgrün verfärbt ist.
Um Schärfe und Kontrast besser beurteilen zu können, müssen Sie „schwierige“ Motive und Lichtbedingungen wählen (bei einfachen Motiven unter guten Lichtverhältnissen sehen Sie auch mit weniger guten Ferngläsern noch ganz ordentlich, so daß Ihnen Unterschiede weniger auffallen). Betrachten Sie also z.B. auf große Entfernung eine Zeitung mit verschieden großer Schrift und wählen Sie einen so großen Abstand, daß Sie die kleinste Schrift gerade eben nicht mehr lesen können. Wählen Sie einmal kontrastarme Motive und dann solche mit kräftigem Gegenlicht, und schon müßten Sie, wenn Ihr Visus nicht ungewöhnlich niedrig sein sollte, deutliche Unterschiede wahrnehmen.
Zu den kreiselstabilisierten Ferngläsern, die Sie als das Nonplusultra darstellen, möchte ich noch sagen, daß Sie leider übersehen haben zu erwähnen, daß diese Ferngläser sehr viel größer und schwerer sind. Das ist in vielen militärischen und industriellen Einsatzgebieten nicht so kritisch (z.B. wenn die Ferngläser zur Beobachtung des Feindes oder von zu kontrollierenden Hochspannungsleitungen vom Hubschrauber aus benutzt werden), für den normalen Anwender (Wanderer, Natur- und Vogelbeobachter, Jäger usw.) ein KO-Kriterium. Wenn Sie bereit sind, statt eines je nach den optischen Daten 700 g bis 1600 g schweren Fernglase ein solches von 2,5 kg bis 5 kg zu schleppen, so gönne ich Ihnen das damit gewonnene ruhigere Bild. Ich denke aber, daß von den vielen Forumsteilnehmern hier kaum ein anderer Ihrem Beispiel folgen dürfte, sondern das geringere Gewicht vorzöge.
Und dann noch als letzte technische Bemerkung: Wenn Sie nach Ihrem schon beinahe euphorisch zu nennenden Lob des Canon-Fernglases 15x50 IS mit dem Kauf eines solchen Modells liebäugeln, so sollten Sie sich vorher auch noch das Canon 10x42 L IS WP ansehen. Dessen effektive Öffnung ist zwar geringer, ja nicht einmal 42 mm, wie von Hersteller gelogen, sondern nur 37 mm, aber seine Transmission, Bildschärfe und Sehfeldgröße sind um Klassen besser als die des 15x50 IS! Der höhere Preis ist voll gerechtfertigt.
Nun noch zu dem eingangs erwähnten orthografischen Fehler, den ich hier nur deswegen nenne und korrigiere, weil er hier im Forum nicht nur Ihnen, sondern auch schon vielen anderen Teilnehmern unterlaufen ist:
Es heißt nicht „60-ziger“ (oder, wie andere schreiben: „60ziger“), sondern nach alter wie neuer Rechtschreibung „60er“. Warum? Weil „60“ ausgeschrieben „sechzig“ lautet und somit „60-ziger“ dann „sechzig-ziger“ bedeutete. Daß außerdem der Bindestrich hier entfällt, ergibt sich aus der Duden-Regel K30 (im Vorspann des Dudens nachzulesen).
Ähnlich häufig wird ein analoger Fehler in Verbindung mit dem %-Zeichen gemacht, z.B. „100%tig” oder „100%-tig“ statt „100%ig“. Auch hier ergibt sich die richtige Schreibung ganz einfach, indem man sich das %-Zeichen mit Buchstaben ausgeschrieben denkt: „Prozent“, also ist darin bereits das „t“ am Ende enthalten und darf nicht zusätzlich hinzugefügt werden. Wenn man „100%ig“ so ausschreibt: „100
prozentig“ (alte Rechtschreibung) oder „100-
prozentig“ (neue Recht-und-Schlechtschreibung), dann sieht man an meiner fetten Hervorhebung der für das Zeichen % stehenden Buchstaben sofort, daß das in „100%tig“ hinzugefügte „t“ völlig fehl am Platz ist.
Bitte glauben Sie mir, daß es mir nicht darum geht, Rechtschreibfehler als Argumente gegen eine andere Auffassung zu mißbrauchen, sondern darum, einen kleinen Beitrag zu leisten, um die Rechtschreibung generell hier im Forum zu verbessern.
Walter E. Schön