Von den Stabi-Ferngläsern von Canon hat nur das 10x42 L IS WP eine gute Naheinstellung (soeben nachgemessen: ca. 2,6 m). Unter den Fujinon-Stabigläsern hat das 12x32 ebenfalls eine noch gute Naheinstellung (auch soeben nachgemessen: ca. 3,06 m). Von diesem Modell gibt es eine 16fach-Variante, über deren Naheinstellung ich allerdings nichts weiß. Auch vom größeren 14x40 kenne ich die Nahgrenze nicht.
Das Canon ist hinsichtlich der Schärfe ausgezeichnet, und auch die Stabilisierung arbeitet, wenn man halbwegs ruhig steht und hält, perfekt. Die Vergrößerung ist nur 10fach, aber die Bildstabilisierung ermöglicht eine erheblich bessere Detailerkennbarkeit, als man dieser Vergrößerung normalerweise zutraut. Ob es für Sie reicht, weiß ich nicht.
Das Fujinon 12x32 ist auch ein in der Schärfe sehr gutes Glas, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau des genannten Canon-Modells. Es ist für seine Daten allerdings sehr schwer (soeben gewogen: 1130 g ohne Schutzdeckel und Trageriemen) und hat ein kleineres scheinbares Sehfeld (vor einigen Wochen gemessen: 58,5°) als das Canon (dito: 61,9°).
Die Fujinon-Stabigläser haben gegenüber dem Canon 10x42 L IS WP den Nachteil, relativ schwer zu sein und nach Einschalten der Stabilisierung einige Sekunden zu brauchen, bis das Bild „steht“, aber den Vorteil, daß der Korrekturwinkel der Stabilisierung sehr viel größer ist, die Stabilisierung also auch dann noch funktioniert, wenn man etwas wackelt (über das normale Maß des Handzitterns hinaus) oder auf schwankendem Boden steht (Boot, Fahrzeug in Fahrt usw.).
Mit höherer Vergrößerung gäbe es dann noch das Zeiss 20x60 S, das ohne Batterien auskommt, aber nicht nur deutlich größer und schwerer ist (ca.1600 g), sondern auch ganz erheblich teurer (über 5000 Euro).
Andere Stabigläser aus russischer Produktion sind teils noch viel größer und schwerer und auch oft optisch mangelhaft (schlechte Transmission, grün- oder gelbgrünstichig, Tunnelblick). Es gibt dann nochmals viel teurere Modelle für militärische und Sonderanwendungen (z.B. auch von Fujinon oder von Fraser-Volpes), aber da sind sie bei fünfstelligen Kaufpreises angelangt und hätten teils deutlich über 2 kg zu halten.
Ob ein Stabiglas allerdings Ihren Anbsprüchen an die Robustheit genügt, wäre noch zu prüfen. Alle Stabigläser sind prinzipbedingt (weil optische Bauteile von nicht unerheblicher Masse drehbar gelagert sind) stoßempfindlich, insbesondere während des Stabibetriebs.
Sollten Sie im Raum München sein, könnten Sie bei mir mal verschiedene Canon-Modelle (10x30 IS, 12x36 IS II, 10x42 L IS WP), das genannte Fujinon-Modell (12x32) und das Zeiss-Stabiglas (20x60) ausprobieren.
Walter E. Schön