Da ich so gut wie nie eine Fernglastasche benutze, habe ich das bisher nicht thematisiert. Aber eigentlich sollten wir das hier sagen, weil bei Swarovski hoffentlich jemand dieses Forum verfolgt und dann die Kritik auf fruchtbaren Boden fallen könnte.
Die alte, dünnwandige und für ein so teures Fernglas zu billig wirkende „Plastiktasche“ bot keinen Stoßschutz, hatte einen geräuschvollen, über drei Seiten umlaufenden Reißverschluß und bot keine Öffnungen, durch die ein am Fernglas angebrachter Umhängegurt nach außen geführt werden kann. Da die aktuellen Neoprengurte relativ dick sind, wird es zu eng, wenn man sie ums Fernglas wickelt und dann versucht, das Fernglas samt herumgewickeltem Neoprengurt in diese Tasche zu stecken.
Die neue Funktionstasche sieht gut aus und bietet ausreichenden Stoßschutz. Aber sie hat nach meiner Meinung vier gravierende Mängel, nämlich:
1. Die Funktionstasche ist zu klein geraten. Offenbar hat man am EL 10x42 ohne beiderseitige Schutzdeckel Maß genommen und nicht bedacht, daß das EL 8,5x42 um 7 mm länger ist und viele (hoffentlich die meisten) Beobachter die mitgelieferten Schutzdeckel benutzen und sie nicht jedesmal abnehmen möchten, bevor sie das Fernglas in die Funktionstasche stecken. Die Tasche ist bei aufgesetzten Deckeln sogar für das kürzere EL 10x42 schon fast zu klein, und beim EL 8,5x42 bekommt man den Druckknopf des Klappdeckels nur mit großer Mühe zu, wobei dann die Tasche schon merklich ausgebeult ist. Die Tasche müßte um mindestens ca. 1 cm höher sein, für Nicht-Brillenträger, die die ausgefahrenen Drehaugenmuscheln nicht jedesmal zum Einpacken zurückdrehen und beim nächsten Herausholen wieder ausfahren wollen, wären sogar 2 cm mehr wünschenswert.
2. Daß die Tasche im Boden und in den flexiblen Seitenwänden einen mittigen Knick hat, ermöglicht das flache Zusammenlegen der Tasche, die dann leer weniger Volumen z.B. in einem Koffer benötigt. Aber dieser „vorgefaltete“ Knick führt dazu, daß die Tasche ohne Fernglas von selbst enger wird und man beim Einstecken des Fernglases erst mal die vordere Wand nach außen ziehen muß, um die dicken Rohrenden des Fernglases in die Tasche schieben zu können. Erschwert wird das noch durch den viel zu langen Klappdeckel, der die Sicht behindert und etwas im Wege steht.
3. Der Druckknopf ist die denkbar lauteste Lösung für einen Deckelverschluß. Vor allem Jäger, aber auch viele Vogelbeobachter wünschen sich einen möglichst geräuscharm zu öffnenden und zu schließenden Verschluß. Der Reißverschluß ist auch zu laut und zu umständlich, Klettband macht beim Öffnen ebenfalls zu laute Geräusche, aber es gibt Nylon- oder Makrolon-Steckschnallen, die ziemlich leise zu öffnen und zu schließen sind. Sie dürfen aber nicht, wie das aus mir unverständlichen Gründen noch immer bei fast allen Fototaschen praktiziert wird, mit einem Band an der Tasche hängen, weil man dann zwei Hände benötigt: eine für das Teil am Deckel und überflüssigerweise die andere, um das am Band (der Schwerkraft folgend) nach unten hängende Gegenstück des Steckverbinders so hochzuheben, daß man Stecker und Buchse ineinanderstecken kann. Das Gegenstück an der Tasche, in der Regel die Buchse, muß also direkt an der Tasche mit Öffnung nach oben befestigt sein, damit man einhändig den Stecker am Deckel einstecken kann.
4. Die erfreulicherweise vorhandene Gürtelöse ist etwas eng, aber ihr hauptsächlicher Nachteil ist, daß man den Gürtel bis zu der Stelle, an der die Tasche getragen werden soll, erst mal aus der Hose ausfädeln muß, bevor man ihn durch die Gürtelöse der Funktionstasche fädeln kann. Danach muß man den Gürtel wieder durch sämtliche Ösen des Hosenbundes ziehen. Zum Abnehmen der Tasche ist diese umständliche Prozedur in entgegengesetzter Richtung zu wiederholen. Es gibt Gürtelbefestigungen, die mit einer unten offenen Federklammer auf den in den Ösen des Hosenbundes bleibenden Gürtel aufgesteckt werden können und die zur Sicherung gegen versehentliches Herausrutschen (z.B. beim Bücken) eine zusätzliche flexible Lasche haben, die dann von unten hinter dem Gürtel durchgeschoben und über der Federklammer mit einem Druckknopf oder Klettband gesichert werden. Ich habe so eine Lösung an der Gürteltasche meines neuen Handys.
In diesem Zusammenhang wären auch Änderungswünsche zum Tragegurt vorzutragen, die ich hier im Forum schon mehrfach genannt habe: Der Gurt sollte beiderseits etwa 12 bis 14 cm oberhalb der Befestigung am Fernglas Steckverbinder haben, so daß man schnell den langen und breiten Neoprengurt abnehmen und bei Bedarf ebenso schnell wieder anstecken kann. Bei abgenommenem Neoprengurt müssen die beidem am Fernglas verbliebenen kurzen Stücke zu einer Handschlaufe zusammensteckbar sein (d.h. daß sich auf einer Seite ein Stecker und auf der anderen eine Buchse befinden muß). Es gibt zwar solche Tragegurte z.B. von Kaiser und von Matin, aber warum muß man den separat zukaufen, wenn der vom Fernglashersteller mitgelieferte Tragegurt auch schon solche Steckverbinder haben könnte. Diese Steckverbinder sind um ein Vielfaches nützlicher als die Längen-Schnellverstellung, die ich nie benötige, nachdem die Länge einmal auf das mir bequeme Maß eingestellt worden ist. Das Anbringen und Abnehmen des Neoprengurtes mittels der Steckverbinder dagegen wird von mir im Schnitt wohl mindestens ein- bis zweimal pro Woche praktiziert, im Urlaub oder bei längeren Ausflügen bis zu mehrmals täglich.
Ich hoffe, daß die viele Zeit, die ich hier zum Schreiben eines verhältnismäßig langen Beitrags zu einem vermeintlich nebensächlichen Thema geschrieben habe, nicht nutzlos war, sondern dieser Beitrag den Damen und Herren in Absam zu denken geben und sie vielleicht zur Konzeption einer besseren Fernglastasche inspirieren wird, die den Namen „Funktionstasche“ wirklich verdient. Ich verlange kein Honorar für diese Denkanstöße, wäre bei Realisierung aber für zwei „Belegexemplare“ (je eines fürs EL 8,5x42 und fürs EL 10x42) dankbar.
Walter E. Schön