Hallo Herr Schmolke,
Ich bin anderer Ansicht. In Sachen Einblick (dürfte eine Konsequenz der m. E. etwas übertriebenen Brillenträgerauslegung sein) sind die 42er Swarovision für mich nicht erste Wahl, auch was den Mitteltrieb angeht nicht. Und obwohl mich der ausgeprägte Globuseffekt physiologisch nicht stört, schön finde ich ihn auch nicht. Mir wäre eine dosierte Portion kompensierende Verzeichnung lieber, dazu Topqualität in der Bildmitte, geringstmögliches Gewicht, maximale Transmission und Kontrast, weites Sehfeld und vor allem ein angenehmer Einblick und das alles gerne auf Kosten von Randschärfe.
Wie nun sollte Zeiss sich entscheiden, wenn exemplarisch schon wir beide derart konträre Wünschen an die nächste Modelllinie haben? Soll Zeiss Swarovski hinterherhecheln und dann hoffen dass der Name den zugkräftigen Unterschied macht? Mir wäre ein selbstbewußtes eigenständiges Profil lieber. Wenn Sie mit den Swarovsionen Ihr fernoptisches Glück gefunden haben, an dem es nichts mehr zu verbessern gibt, gut so. Aber führt nur ein Weg nach Rom, muß Zeiss Swarovski folgen? Auch das mehr und mehr imitierte Brückendesign halte ich für überbewertet.
Ich glaube dass andere Auslegungen, auch im Hinblick auf den Preis, ebenfalls gute Marktchancen haben. Von Zeiss würde ich mir wünschen: Rückkehr zu Metallgehäusen in wertiger Verarbeitung, deutliche Verbesserungen beim Streulicht, und vielleicht einen Tick weniger Verzeichnung und mehr Randschärfe, das alles aber nicht auf Kosten von Gewicht und Einblick, also ohne zusätzliche Linsen. Mein Eindruck ist, dass Zeiss sich in der Vergangenheit auf seine überragende optische Qualität verlassen hat, darauf, dass Vergütung und Prismen die marktbeste Transparenz bieten, und es sich deshalb leistete, Dinge wie Innenschwärzung, oder Gestaltung von Tuben und Blenden weniger sorgfältig und eher stiefmütterlich zu behandeln, siehe auch die Nebenpupillen. Dieser nicht ganz unbegründete optische "Hochmut", scheint sich aber wettbewerbsbedingt zu ändern, wie das neue Spektiv-Variookular zeigt.
Dass Zeiss gelbstichig wäre, wie Sie finden, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Für mein Empfinden sind die Farben bei Zeiss dezenter, weniger kräftig, zugegeben. Viele Leute - auch ich - haben links und rechts eine leicht unterschiedliche Farbwahrnehmung, und dieser oft unbemerkte Unterschied kann größer sein, als der zwischen verschiedenen Gläsern. Den besten und unbestechlichsten Vergleich für Helligkeit und Farbbalance liefert immer noch der Schönsche Papiertest, bei dem man zwei Gläser direkt nebeneinander beurteilen kann.
Noch eins. Vergessen Sie nicht, dass kaum ein anderer Hersteller in so kurzen Zeitabständen neue Fernglaslinien entwickelt und auf den Markt gebracht hat wie Zeiss. Verglichen damit herrschte bei Swarovski lange Stillstand, abgesehen von Modellpflege, und selbst bei Leica gab es vergleichsweise größere Revisionen. Ich glaube, wenn Zeiss das "opto-mechanische" Verbesserungspotential mit etwas mehr Liebe zum Detail bei seinen Ferngläsern erschließt, und die optische Auslegung behutsam modernisiert, wird man sehen können, dass auch ein Swarovision nicht das Ende der Fahnenstange ist.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.04.11 18:29.