Anwender, denen es in erster Linie auf Funktionalität ankommt, können die kleinen mechanischen Schwächen der Zeissgehäuse getrost ignorieren, sie sind normalerweise ohne Bedeutung. Wer dagegen ein Glas nicht nur zum Beobachten in die Hand nimmt, sondern beim Gedanken daran ein wertiges Gefühl haben möchte, so wie Sie, kann mit Zeiss momentan nicht recht glücklich werden.
Das -böse gesprochen- "Plastikfeeling" wird nie verschwinden, egal wie sehr Ihnen die Optik gefällt, dass kann ich Ihnen aus Erfahrung mit einem Victory FL 7x42 sagen: ich schaue gerne durch, aber ich schaue es nicht gerne an und nehme es auch nicht gern in die Hand, punktum. Die Nebenpupillen mögen optisch kaum relevant sein, sie wären mit etwas mehr mechanischer Sorgfalt vermeidbar, ebenso die unnötigen Gegenlichtreflexe durch die Fokussierlinsenfassungen. Die Armierung macht mir einen billigen Eindruck und ist stellenweise schlecht verklebt, die Längsrippen stören mich, die grobe Zahnwalze gibt dem Aussehen den Rest. Die Victorys funktionieren, wirken aber lieblos zusammengesetzt - wem's gefällt.
Das 8x32 Leica kann mit seiner Ausstrahlung schon eher punkten, es wirkt auf mich mechanisch hochwertiger und aufwändiger gefertigt. (Wobei unnötiger Aufwand - fettfreier Mitteltrieb - auch fragwürdig teuer sein kann). Es wartet mit einem sehr angenehmen kontraststarken und ruhigen Bild auf, das deutlich farbstärker, aber dafür minimal weniger hell und am Rand nicht so farbsaumarm wie beim Zeiss ist. Zeiss hat seine erstklassige Optik leider nur sehr mäßig verpackt, beim Leica scheint mir die Optik zwar einen kleinen Hauch schwächer - wobei man die Leica-Charakteristik auch lieber mögen kann - aber das Fernglas als Gesamtgebilde stimmiger. Haptisch ist mir das Leica etwas zu glatt, bei den kleinen 32er Gehäusen komme ich mit dem Zeiss-Design überraschenderweise besser klar. Auch die Fokussierung war bei meinem Vergleich beim Zeiss spielfrei und in Ordnung, beim Leica ruckelte die tolle fettfreie Titanachse dagegen leicht, aber das soll inzwischen abgestellt sein.
Berichten Sie mal über Ihre Eindrücke. Wenn Sie keinen oder nur einen schwachen Astigmatismus haben, vergleichen Sie unbedingt auch den Einblick ohne Brille. Und vergleichen Sie mal, ob es Unterschiede in Sachen ermüdungsfreies Langzeitbeobachten gibt, ein nicht unwichtiger Punkt, den man bei Ladenvergleichen nie eruieren kann. Da sind mir Leica-Gläser schon oft positiv aufgefallen, vielleicht zahlt sich die gegenüber anderen pingelig höhere Justiergenauigkeit und die manuelle Linsenschwärzung doch unterschwellig aus.
Swarovskis EL 32er sind optisch zwar nicht mehr ganz up to date, ich erinnere mich aber, dass mir das 8-fach in Sachen Einblickverhalten mal am besten gefallen hat. Aber vom Auftreten dieser Firma bin ich leider zu unangenehm beeindruckt... Rein verarbeitungstechnisch machen auf mich die Nikon EDG, oder auch die immer noch erhältlichen HG, den hochwertigsten Eindruck aller Premiumgläser, die 32er sind aber durchgängig zu schwer. Werfen Sie auch mal einen Langzeit-Blick durch die Nikon Porros EII bzw. ein SE, direkte Vergleiche Raumporro gegen Flachkant sind immer interessant...
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.11 19:24.