Hallo,
hier noch einige Überlegungen zum Thema Farbkontrast bei Fernoptiken. Die Aussage, dass das Fernglas immer nur einen geringeren Kontrast zeigen kann als das Motiv ohne Fernglas und die Begründung dafür leuchten mir ohne weiteres ein. Visuelle Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang, der nicht an den beteiligten optischen Systemen einschließlich des menschlichen Auges endet. Die physiologischen Vorgänge beim Sehen von Farben müssen - soweit sie uns heute bekannt sind - ebenfalls berücksichtigt werden, um bestimmte Phänomene zu erklären. Dazu zählt m.E. auch die Wahrnehmung von Farbkontrasten. Mit dem Begriff Simultankontrast wird das Phänomen beschrieben, wonach beim Betrachten verschiedenfarbiger Objekte diese Farben zueinander unterschiedlich starke Kontrastwirkungen entfalten. Sogenannte Komplementärfarben (Beispiele Gelb/Violett, Grün/Rot) weisen dabei den jeweils als am stärksten empfundenen Kontrast auf. Nun, mir ist klar, dass ich mit dieser einfachen Darstellung hier Eulen nach Athen trage, aber folgendes ist mir beim Betrachten von Transmissionsdiagrammen (setzen wir einmal voraus, dass diese korrekt sind) aufgefallen.
Zeiss Diascope (Quelle: [
www.vogelbescherming.nl]) hat den Bereich höchster Transmission (um 90 %) zwischen 550-620 nm. Ich gehe davon aus, dass ähnliches für die Fernglasreihen Victory 40 und 56 gilt. Der Farbeindruck (gelb) ist gleich.
Nikon 8x42 HG: höchste Transmission zwischen 600-670 nm. (Quelle: Broschüre Nikon Sport Optics 2004, S. 3)
Weitere Angaben (ca.-Angaben, da das Diagramm in grober Skala abgedruckt wurde)zum Nikon 8x42 HG:
420 nm: 72 %, 500nm: 82 %, 540 nm: 87 %, 600 nm: 89 %, 620 nm: 90 %, 640 nm: 91 %, 660 nm 90 %
700nm: 88 %.
Diesen Angaben entpricht die (komplementäre) Farbe der jeweiligen Vergütung, die bei Zeiss violett und bei Nikon tiefgrün erscheint (Vereinfacht dargestellt. Natürlich sind die verschiedenen optischen Elemente jeweils unterschiedlich vergütet. Aber die Tendenz geht in die genannte Richtung). Für mich sieht das so aus, als wenn beide Hersteller direkt auf eine komplentäre d.h. maximale Farbkontrastwirkung zielen. Dies sei am Beispiel Nikon erläutert bzw. zur Diskussion gestellt. Die hochwertigen Fernglasreihen (HG und SE) von Nikon sind für ihren vergleichsweise starken Kontrast bekannt. In den gemäßigten Breiten überwiegt im Felde die Farbe grün. Ich vermute, dass der starke Kontrasteindruck beim Blicken durch ein Nikon HG am Tage durch ein gegenüber dem normalen Lichtspektrum in den Rotbereich mittels Vergütungstechnologie verschobenes Spektrum erreicht wird. Das bedeutet, dass das Bild der Austrittspupille einer Fernoptik bei gleicher Beleuchtung physikalisch zwar nicht mehr Kontrast aufweisen kann als das Objekt selbst. Durch Veränderungen der spektralen Zusammensetzung bzw. Gewichtung im Bereich der Transmission für verschiedene Wellenlängen des Lichts kann die physiologische Wahrnehmung aber so manipuliert werden, dass das z.B. von einem Fernglas erzeugte Bild unter bestimmten Umständen tatsächlich kontrastreicher wirken kann als das Original.
Stephen Green