Die von Ihnen an anderer Stelle zitierte Definition des Visus aus dem Internet ist für den Augenoptiker oder Augenarzt, als Grundlage zur Zulassung zu bestimmten Berufen und Tätigkeiten (Pilot, Lokführer, LKW-Fahrer, Kranführer, Polizist usw.) oder zur Anwendung bei Krankenkassen und Sozialleistungen unzureichend, reicht aber sicher für den Alltagsgebrauch auch eines engagierten Fernglasanwenders.
Wenn Sie etwas genauer Bescheid wissen wollen, sollten Sie in Wikipedia
de.wikipedia.org/wiki/Sehschärfe
nachsehen. Hier finden Sie detailliertere Angaben zum Begriff „Visus“ in verschiedenen Anwendungsbereichen (mit unterschiedlich scharfer Definition). Allerdings wird auch dort nicht alles so exakt beschrieben wie in der entsprechenden ISO-Norm oder in ophthalmologischen Fachbüchern.
Sie sollten speziell den Absatz „Visusangaben in Prozent“ lesen. Hierzu möchte ich noch ergänzen, daß von Fachleuten immer wieder versucht wurde, es aber sich auf breiter Basis nicht durchgesetzt hat, für den Visus eine logarithmische Skala zu benutzen, weil die Schärfeempfindung nicht linear, sondern wie die meisten physiologischen Empfindungen (u.a. Helligkeit, Lautheit - das „Weber-Fechner“ ist Ihnen sicher geläufig) sondern logarithmisch erfolgt; aufeinanderfolgende gleichabständige Werte bilden hier eine geometrische und keine arithmetische Folge. Dann wäre sofort klar, daß z.B. der Unterschied zwischen Visus 0,6 und 0,7 viel größer ist als der zwischen 1,2 und 1,3 und daß die Unterschiede im Bereich nahe 0 (null) riesig anwachsen.
Da Sie offenbar einen anderen Beitrag von mir noch nicht gelesen oder noch nicht verstanden haben, will ich auf einen ganz wesentlichen Punkt zurückkommen: Die physikalische DEFINITION des Visus, zu der auch die Angabe der Meßvorschrift gehört, ist sehr wohl exakt. Sie ist allerdings, wie Sie schon festgestellt haben, ziemlich komplex, da es zahlreiche („mehr als zwei oder drei“) Einflußgrößen gibt, die bei der Messung auszuschalten oder zu berücksichtigen sind. Das, was die Sache dann in der PRAXIS „ungenau“ oder nach Ihrer Formulierung „schwammig“ macht, ist nicht die Definition, sondern es sind die bei der Messung des Visus erforderliche SUBJEKTIVE BEURTEILUNG durch die jeweilige Prüfperson und deren Konzentrations- und Leistungsschwankungen.
Walter E. Schön