Mir ist nicht klar, ob Sie Ihren Beitrag erst oder ironisch meinen. Für letzteres spricht Ihr letzter Satz. Falls diese Vermutung stimmt, möchte ich anmerken, daß ...
1. ... es in der Praxis oft sehr wertvoll ist, ein möglichst großes Sehfeld überblicken zu können; man beobachten nicht immer nur EIN Reh oder EINEN Vogel, sondern auch mal ein ganzes Rudel, eine Herde, einen Schwarm usw. Oder an möchtesich nicht nur einen Baum oder ein Haus, sondern eine ganze Landschaft ansehen, die nicht aussehen soll wie durch ein enges Schlüsselloch betrachtet. Oder man möchte ein ganzes Sternbild oder zumindest markante Teile davon zugleich sehen (damit man das Sternbild auch erkennt). Ist der scheinbare Sehwinkel eines Fernglases klein (z.B. Conquest im Vergleich zu Victory), kann man ein großes reales Sehfeld nur durch Verzicht auf starke Vergrößerung bekommen. Ist der scheinbare Sehwinkel groß, sieht mal viel und groß zugleich.
2. ... wie so oft das letzte Stück zur Perfektion immer das ist, welches den größten Aufwand erfordert und die höchsten Kosten verursacht. Den scheinbaren Sehwinkel von z.B. 50° auf 55° unter Beibehaltung des Bildqualität zu steigern, mag vielleicht die Kosten um 30 % steigern. Von 50° auf 60° zu kommen, kann aber schon 80 % mehr Aufwand und Kosten bedeuten. Und vom 50° auf 65° zu kommen, kann den Aufwand und die Kosten verdreifachen, also um 200 % steigern. Bitte nageln Sie mich nicht auf die genanten Zahlen fest; ich komme nicht aus dem Produktionsbereich und kenne die wahren Zahlen nicht. Aber tendenziell können Sie von ähnlichen Größernordnungen ausgehen.
Eine andere Frage ist natürlich, ob man eine solche Qualitätssteigerung haben muß und ob man bereit ist, dafür soviel zu zahlen. Über diese Frage ist es aber müßig zu streiten, denn da gibt es ebenso viele Meinungen wie Streitende. Jeder muß das für sich allein entscheiden. Ich werde niemanden dafür tadeln, daß er sich für wenig Geld ein nach meinen Maßstäben schlechtes Fernglas kauft, wenn er sich nur dessen bewußt ist. Ich würde ihn nur dann tadeln, wenn er es in der Erwartung getan hat, auch für wenig Geld ein gutes Glas zu bekommen, weil er sich vor dem Kauf nicht die Mühe machen wollte, sich gut zu informieren.
Walter E. Schön